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Karin Kade näht ehrenamtlich für Brustkrebs-Patientinnen in Wernigerode und Bad Suderode Mit Herzkissen Schmerzen lindern

Von Jens Müller 23.10.2013, 03:08

Karin Kade sorgt mit dafür, dass Brustkrebs-Patientinnen nach Operationen Hoffnung und Linderung bekommen. Sie näht Herzkissen und hat bereits 1254 Stück kostenlos in die Kliniken der Region gebracht.

Derenburg l Sie sind bunt, aus anschmiegsamem Stoff, angenehm weich gefüllt und in einer so handlichen Größe, dass sie bequem unter den Arm geklemmt werden können: die Herzkissen von Karin Kade. Dabei haben die Kissen nicht nur die Form eines Herzens: Sie kommen auch von Herzen. Denn Karin Kade näht sie ehrenamtlich, zum Großteil auf eigene Kosten. Und sie sind kein normales Utensil zum Kuscheln auf der Couch. Herzkissen erfüllen einen ganz besonderen Zweck: Sie helfen Brustkrebs-Patientinnen und lindern Schmerzen, die durch die Operationen entstehen, durch Schwellungen und Druck unter dem Arm. Auch Stöße werden abgefangen.

Aufmerksam geworden ist sie auf diese Art von Kissen über eine Strick-Kommune im März 2010 im Internet. "Dort wurden Herzkissen-Näherinnen gesucht", erinnert sich die Derenburgerin. Das Schlüsselerlebnis, sich dann richtig zu engagieren, kam kurze Zeit später. Bei einem Röntgentermin im Krankenhaus lernte sie eine Frau kennen, die gerade die Diagnose Brustkrebs bekommen hatte. "Das hat mich unheimlich motiviert, zu helfen", sagt Karin Kade. Und so ließ sie sich offiziell registrieren, besorgte sich das Schnittmuster, kaufte Stoff und Füll-material und legte los.

"Zu Beginn habe ich die Stoffe auch selbst gekauft, bis mir mein Mann die Gelbe Karte gezeigt hat", erzählt Karin Kade und muss schmunzeln. Inzwischen hat sie Unterstützung von Kathrin Beil, die in Halberstadt das Sanitätshaus Heidemann betreibt. Sie ist seit Langem ein verlässlicher Stoff-Sponsor. Auch Patientinnen, Nachbarn und die Internetgemeinde sorgen immer für Nachschub.

Die Erfolgsstory der Herzkissen begann ursprünglich in den USA. Über eine dänische Krankenschwester gelangte die Idee nach Deutschland. In den hiesigen Krankenhäusern betrat Karin Kade damit allerdings Neuland, wie sie schmerzlich erfahren musste. "In Halberstadt wurde ich regelrecht \'rausgeworfen", erzählt sie von jenem Tag, als sie ihre Kissen dort vorstellen wollte. Bei Dr. Sven-Thomas Graßhoff, Oberarzt am Harzklinikum, fand sie jedoch mehr Verständnis. "Ich hatte einen Brief an das Brustzentrum in Wernigerode geschrieben. Daraufhin hat er mich angerufen und zugesagt, die Kissen auszuprobieren", erinnert sich die 58-Jährige. Nach dem Testlauf waren alle begeistert. "Dann habe ich wieder mit dem Nähen angefangen und die Produktion gestartet", erzählt die gelernte Außenhandelskauffrau.

Binnen drei Jahren hat sie unter anderem mithilfe von Waltraud Giese aus Stiege 1254 Herzkissen hergestellt: für Kliniken in Wernigerode, Bad Suderode und Magdeburg. Alle Polster werden von ihr mit einem hoffnungsvollen Spruch versehen, der den Patientinnen Mut machen soll. "Das schönste ist, wenn die Patientinnen sagen, dass es ihnen hilft", sagt Karin Kade, die in Briefen, E-Mails und über ihren Internet-auftritt viel positive Resonanz bekommt.

So wie im Frühjahr von den Mitarbeiterinnen der Pflegeeinrichtung "Schlossblick" in Blankenburg. Für ihre demenzkranken Patienten hatte Karin Kade sogenannte Nesteldecken hergestellt - Strickdecken mit allerhand Accessoires wie Knöpfen, Reißverschlüssen und Tierbildern. "Das hat den Leuten unwahrscheinlich gut gefallen, weil es die Konzentration schult, die Bewegung der Finger aktiviert und das Gehirn anregt", freut sich Karin Kade über solche Reaktionen.

"Wie wäre ein Winter zu ertragen ohne Hoffnung auf den Frühling, wie ein Abschied auszuhalten, ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen? Nur die Hoffnung, dass es immer wieder hell wird, lässt uns die langen, finsteren Nächte durchstehen."

Hoffnungs-Spruch von Annegret Kronenberg für die Herzkissen

Noch mehr freuen würde sie sich ganz aktuell aber über eine günstige Bezugsquelle für ihren Herzkissen-Füllstoff. Die Polyesterflocken sind nicht einfach zu bekommen. Schon gar nicht in Abpackungen, die sie in ihrer Wohnung platzsparend lagern und verarbeiten kann. Auch Mistreiterinnen zum Nähen sind immer gern willkommen.

Mehr Infos dazu gibt\'s auch im Internet unter http://herzkissenaktion-im-harz.blogspot.com oder unter Telefon (03 94 53) 5 07 17.