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Bislang einmaliges Projekt in Darlingerode / Stadtwerke Wernigerode von Idee begeistert Kinder bauen ihren Spielplatz

Von Uljana Klein 04.04.2015, 01:28

Kinder der Grundschule Darlingerode planen nahezu in Eigenregie den Bau eines Spielplatz im Neubaugebiet ihres Dorfes. Unterstützt werden sie von den Stadtwerken Wernigerode. Ins Rollen wurde das ehrgeizige Projekt mit einem Brief an den Bürgermeister der Stadt Ilsenburg gebracht.

Darlingerode l Emsiges Treiben in der Thomas-Mann-Grundschule Darlingerode. Während sich die Erst- und Zweitklässler für die Informationstafeln mit alten Obstsorten und dem Thema Früchte in Märchen beschäftigen, bereiten die Kinder der vierten Klassen die Ausgestaltung eines Lehrpfades sowie die Auswahl der Spielgeräte vor. Ihr gemeinsames Ziel: der Bau eines Spielplatzes im Neubaugebiet, auf einer alten Streuobstwiese zwischen den Straßen Im der Kleinbreite und Im Amtsfeld.

In kleinen Gruppen unterteilt, suchen die Kinder unter Anleitung der Lehrer Arndt Klaue und Edda Geye-Bober zum Beispiel die Spielgeräte für die Bereiche Schaukeln, Drehen, Klettern und Sitzen aus. "Ich finde es toll, dass wir etwas entscheiden dürfen", sagt Lina Sittner. Die Zehnjährige malt mit einigen Mitschülern Bäume, Obst und Insekten für die Schautafeln. Nebenan im Raum werden Kataloge von Spielplatzgeräteherstellern gewälzt. Und auch auf die Kosten haben die Mädchen und Jungen ein Auge. "Wir haben nur ein bestimmtes Budget pro Gruppe zur Verfügung", erklärt Jette Johannes (10). Ganz unkonventionell müssen deshalb erste Ideen verworfen und neue Lösungen gesucht werden. "Wir tragen zuerst alle Wünsche zusammen und entscheiden dann", sagt Levi Schelenz. Der Zehnjährige arbeitet in der Gruppe "Schaukeln" mit.

Überzeugt zeigen sich die Kinder, dass sie einen Spielplatz anders planen als dies Erwachsene tun würden. "Manche Entscheidung würden sie sicher nicht so treffen wie wir", sagt beispielsweise Julian Haas auf Volksstimme-Nachfrage. Andererseits würden die Mädchen und Jungen Spielplätze und Sitzbänke nun mit anderen Augen sehen. "Mir war zuvor nicht klar, wie teuer alles ist", gibt Sten Koletzki zu.

Noch vor den Sommerferien sollen die Planungen beendet sein. Alle Gruppen werden dann ihre Ergebnisse vor der gesamten Schülerschar, den Lehrern und Vertretern der Stadtwerke Wernigerode, die das Vorhaben maßgeblich unterstützen, präsentieren. Danach sollen die Klettergerüste und Spielgeräte laut Stadtwerke-Sprecherin Katja Bröker bestellt und aufgebaut werden.

Ein dickes Lob haben die Grundschüler jetzt schon von Ilsenburgs Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) bekommen, zumal die Beteiligung von so jungen Bürgern an Vorhaben in den Orten relativ selten und in diesem speziellen Fall neu ist. "Kinder können nicht früh genug mit den demokratischen Strukturen unseres Landes in Berührung kommen", sagt Loeffke, der das Spielplatz-Projekt in Darlingerode von Beginn an "wohlwollend", wie er sagt, gern mit begleitet.

Ins Rollen brachte es ein Mädchen der Arbeitsgemeinschaft Kinderredaktion an der Darlingeröder Grundschule, die dem Bürgermeister damals einen Brief schrieb. Darin fragte die Schülerin, was das neue Wohnbaugebiet im Dorf den Kindern bietet und wo Platz zum Spielen sein soll. Berechtigte Fragen, so Loeffke, der daraufhin der Schule den Kontakt zu den Wernigeröder Stadtwerken vermittelte. "Sie sind für die Erschließung des Baugebietes verantwortlich, was Leitungen, Straßen und Spielplätze gleichermaßen umfasst", begründete Loeffke.

Von der Idee, mit Kindern gemeinsam einen Spielplatz zu bauen, "waren wir sofort begeistert", erinnert sich Katja Bröker, zumal es für die Stadtwerke ein Novum ist. Somit ist das Projekt wohl für "alle eine spannende Sache", wie Schulleiterin Kathrin Wilde einschätzt. "Für die Kinder ist es vor allem sehr praxisnah", fügt die Pädagogin hinzu. Die Viertklässler sollen zudem für ihre Mitarbeit eine Zensur erhalten. Kathrin Wilde: "Leistungen der Kinder sollen neuerdings auch prozessorientiert bewertet werden." Dafür biete sich die Spielplatzplanung geradezu an, denn von der Recherche bis hin zur Präsentation der Arbeitsergebnisse hätten die Mädchen und Jungen noch weitaus mehr Zwischenschritte zu bewältigen.