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NS-Zeit Benneckenstein prüft Stolperstein

Ein Stolperstein soll in Benneckenstein an die NS-Zeit erinnern. 1936 nahm sich ein jüdischer Arzt das Leben, aus Angst vor Deportation.

Von Burkhard Falkner 29.08.2015, 15:16

Benneckenstein l Hubert Lampe lebt heute in Mainz und ist ein ehemaliger Benneckensteiner. Sein Vater, Dr. med. Bruno Lampe, hat sich einst in der Harzstadt um Patienten gekümmert und so auch die Nazizeit erlebt. Von ihm weiß der heute 66-jährige Sohn vom Schicksal eines Mitmenschen jener Tage, Dr. Artur Asch. Und dieses Schicksal will Hubert Lampe nicht ins Vergessen geraten lassen.

So brachte der immer noch mit Benneckenstein verbundene Lampe sein Anliegen im Kultur- und Heimatverein Benneckenstein zur Sprache. Viel ist über jenen Dr. Asch nicht bekannt, wie sich herausstellte. 80 Jahre sind seit den Geschehnissen vergangen. Angehörige haben sich nie gemeldet. So machte sich der Benneckensteiner Chronist Jürgen Kohlrausch auf die Suche nach Hinweisen sowie Zeitzeugen. Er wurde fündig.

Ehemalige Bewohner erinnern sich

Ein weiterer ehemaliger Benneckensteiner konnte zumindest klar bestätigen, dass Dr. Asch damals in Benneckenstein in der Nachbarschaft gewohnt hat. Ein anderer, Hans Riemann, Jahrgang 1921, erinnerte sich sogar an Gespräche in seiner Familie, als er Schüler war. Danach sei Dr. Asch ein menschenfreundlicher Arzt gewesen, einer, der bei minderbemittelten Patienten auf sein Honorar verzichtete. Auch von der "jüdischen Abstammung" des Arztes und über seinen "Freitod" sei damals bei ihm zuhause, vermutlich hinter vorgehaltener Hand, gesprochen worden, erinnert sich Riemann. Er trägt so zur Erhellung dieses Oberharzer Schicksals aus der Nazizeit bei.

"Dr. Artur Asch war ein jüdischer Arzt, geboren am 16. September 1863, der in Benneckenstein lebte und im Elbingeröder Krankenhaus praktizierte. Er wohnte mit Frau und Tochter zur Miete in der Oberstadt 6, in der sich auch die Drogerie von Artur Hartmann befand", fasst Chronist Kohlrausch das Ergebnis seiner Nachforschungen zusammen. Und weiter:

"Dr. Asch wurde im Ort von den Nazis angefeindet. Als seine Deportation bevorstand, hat er sich am 16. Februar 1936 das Leben genommen."

Über den Verbleib seiner Frau Elisabeth ist nichts bekannt. Ebenso nichts über die Tochter, die wohl Marie-Luise hieß, wie der Chronist weiter berichtet. Der Tote wurde damals, so gehe es aus dem Kirchenbuch hervor, in Nordhausen eingeäschert, die Urne nach Hamburg überführt. Dann verliert sich die Spur.

Lampe und Kohlrausch haben inzwischen einen Antrag gestellt, einen kleinen Stein mit Metallplatte und dem Namen des Opfers darauf, einen Stolperstein (siehe Kasten), für Dr. Asch vor das Wohnhaus zu setzen. Die Kosten will Hubert Lampe übernehmen.

Der Ortschaftsrat Benneckenstein tagt am Donnerstag, 3. September, ab 19 Uhr im Rathaus über dieses Thema.