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Bereits zum zwölften Mal lodert in Abbenrode ein gewaltiger Reisighaufen Herbstfeuer: Brennen "für die Kohle"

Von Rainer Marschel 19.10.2009, 05:02

Die Tradition gilt im Nordharz als ungewöhnlich. Im Herbst kann der Baum- und Strauchschnitt vor den Grundstücken abgelegt werden. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr holen ihn ab, um ihn vor dem Dorfgemeinschaftshaus abzubrennen. Doch so ganz uneigennützig ist das nicht. Abbenrode. Aus der Not eine Tugend machen. Das müssen sich die Kameraden der Abbenröder Freiwilligen Feuerwehr bereits 1997 gesagt haben. Stets fehlte das Geld für den Nachwuchs der Brandschützer. Ausflugsfahrten, zwei mal jährliche Zeltlager, Ausrüstung ( pro Kind kostet sie 350 Euro, die für die Wettkämpfe zwingend erforderlich ist ) : all das wollte finanziert sein. Bloß woher ?

Damit war die Idee für das erste Herbstfeuer 1997 geboren. Der Anfang fi el allerdings mehr als bescheiden aus. Ein paar wenige alte Zaunfelder sowie der Inhalt von zwei Mülltonnen kamen seinerzeit zusammen - ein erstes Herbst-Feuerchen. Aber die Idee sollte sich als ausbaufähig erweisen. Den immer im Oktober anfallenden Baum- und Strauchschnitt auf so einfache Weise loszuwerden, der Verzicht auf das eigene kleine Feuer im Garten zugunsten eines sehr viel Größeren auf dem Dorfplatz gleich neben dem Feuerwehrhaus : diese Idee überzeugte offenbar viele Abbenröder sehr rasch. Doch das Abbrennen des mit der Zeit immer größer werdenden Reisighaufens allein macht freilich nicht den Reiz aus. Vielmehr scheint es das aufkommende Gemeinschaftsgefühl sowie die abendliche gesellige Runde bei Bratwurst, Bier und am Sonnabend sogar schon Glühwein. Klar, dass bei der Vorbereitung und letztlichen Ausrichtung die Jugendfeuerwehr ganz im Mittelpunkt stand. Alle Einnahmen kommen ausschließlich ihr zugute. Am Sonnabend war es ein dreistelliger Eurobetrag.

" Du wirst nach jedem Löscheinsatz die Feuerwehren schrubben müssen "

Die Jugendfeuerwehr war 1994 wieder gegründet worden. In Abbenrode ist man zu Recht stolz auf die insgesamt 15 " Nachwuchs - Feuerwehrleute " im Alter zwischen zehn und 16 Jahren, darunter sind immerhin neun Mädchen. Der Jüngste ist nicht nur ein Krümel, er heißt mit seinem Spitznamen auch so : Sascha Hartmann ( 10 ) ist eifrig bei der Sache. Von seinem Geburtstagsgeld ließ sich " Krümel " prompt eine Feuerwehr-Latzhose kaufen. Die Frage, was er mal werden will, kann man sich eigentlich schenken. Dabei erwies sich der Zehnjährige schon einmal als wahres Schlitzohr. Seiner Mutter wollte er auf die geäußerte Absicht, förderndes Mitglied der freiwilligen Feuerwehr werden zu wollen, tatsächlich einreden : " Da wirst du nach jedem Löscheinsatz die Feuerwehren schrubben müssen ". Stimmt zwar nicht, wird aber in Kameradenkreisen immer wieder gern erzählt.

Dass sich ausgerechnet Feuerwehrleute irgendwelcher Brandbeschleuniger bedienen, kommt auch nicht eben oft vor. Am Sonnabendabend war es so : der tagelange heftige Regen hatte freilich auch in dem meterhohen Reisighaufen seine feuchten Spuren hinterlassen. So hatten die Wehrleute große Mühe mit dem " vorsätzlichen Zündeln ", ehe alles in Flammen stand. Immerhin aber hörte es rechtzeitig genug auf zu regnen, so dass es gemütlich nicht nur an den Holztischen im Feuerwehrgerätehaus war, sondern eben auch auf dem Platz davor - vom schlammigen Untergrund mal ganz abgesehen.

Übrigens : nach 2002, dem Rekordjahr mit 25 Einsätzen, könnte es 2009 sogar noch übertroffen werden. Bis jetzt musste die Freiwillige Feuerwehr Abbenrode bereits 18 Mal ausrücken. Im Schnitt der letzten Jahre schrillen aber nur zehn bis zwölf Mal die Alarmglocken. Doch auf ein neues " Rekordjahr " kann man gern verzichten. Dennoch gut zu wissen, dass sie stets einsatzbereit sind.