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Jubiläumswochenende " 750 Jahre Schmatzfeld " / Ein Festbesucher : "Schade, dass es schon vorbei ist"

Von Rainer Marschel 01.09.2009, 05:01

Der Kater ist verflogen. In der 348 Einwohner zählenden Gemeinde ist nach dem Festwochenende wieder der Alltag eingekehrt. Was für Jahre bleibt – erst im Jahr 2059 kann zum 800. Jubiläum eingeladen werden –, sind Hunderte Fotos und jede Menge Erinnerungen an die drei tollen Tage.

Schmatzfeld. Die Geschichte " Smatfeldes " war von mehreren größeren Umbrüchen geprägt, so Steffen Wendlik in seinem Festvortrag zur Historie am Freitagabend im Dreschschuppen ( wir berichteten ). Und : Sie ist untrennbar mit ihrer Domäne verbunden. Die zu deren Bewirtschaftung notwendigen Hand- und Spanndienste hatten bis 1839 Bauern aus den umliegenden Dörfern zu leisten. Hinzu kamen Tagelöhner und ab 1869 auch viele Saisonarbeiter – erst aus dem Eichsfeld, später auch aus Polen. Letztere litten unter den erbärmlichen Bedingungen, unter denen sie in der sogenannten " Polenkaserne " hausen mussten. Die Domäne war bis zu ihrer Veräußerung gut 60 Jahre später das größte landwirtschaftliche Gut der Wernigeröder Grafschaft. Etwa in diese Zeit ( 70-er Jahre des 19. Jahrhunderts ) fallen zahlreiche Neuerungen. Dadurch erhöhen sich die Bruttoeinnahmen allein aus der Viehhaltung von 9805 Talern im Jahre 1896 auf 19 486 Talern 1874. Die aus heutiger Sicht abenteuerlich anmutende Technik war zum Ende des vorletzten Jahrhunderts der letzte Schrei : Die Fürsorge des Fürsten offenbart sich unter anderem im Bau der Schmatzfelder Schule im Jahre 1910. In den 20-er Jahren wird sogar ein sogenannter Erntekindergarten bereit gehalten - selbstverständlich nur für die Saison ! Am 22. Juni 1929 besucht der ägyptische König Fuad I. die Domäne - für 15 Minuten ! Einer Dienstanweisung zufolge, mussten alle Bauern in deren Innenhof antreten, um den hohen Staatsgast gebührend zu empfangen – auch die Kinder. Ein bis heute herausragendes Ereignis, allerdings mit ernsthaftem Hintergrund. So soll der eigentliche Anlass die Begleichung von Spielschulden des letzten Fürsten Christian Ernst dem ägyptischen König gegenüber gewesen sein. Mit der Zeit der Weltwirtschaftskrise und der sehr komplizierten Geschichte der Siedler ( etwa 1930 : 44 neue Höfe in Schmatzfeld, aus der Domäne wird damit ein neues Dorf ) beendete Steffen Wendlik etwas abrupt seinen Festvortrag : " Ich kann und will den ältesten Schmatzfeldern unmöglich ihre eigene Geschichte erzählen. Die kennen sie viel besser als ich. "

Vor dem großen Festumzug am Sonntagvormittag fand der Sonnabend mit einem Höhenfeuerwerk und passender Musik dazu einen begeisternden Abschluss. Zuvor hatte die Schmatzfelder Feuerwehr gemeinsam mit Kameraden aus den umliegenden Gemeinden alte und neue Fahrzeuge sowie Löschtechnik präsentiert. Interessant auch das Schaudreschen des Fördervereins Domäne Wasserleben. Begeistert hatten sich auch die etwa 20 Mädchen und Jungen beim Kinderangeln gezeigt. Nur gut, dass für Verpfl egung überall im Ort bestens gesorgt war, denn : außer einem kleinen Hecht soll das Angelergebnis eher dürftig ausgefallen sein. Aber Freude hatten dabei trotzdem alle, genau wie beim Ballonweitflug und Pusterohr- bzw. Bogenschießen.

Bürgermeister Winfried Burscheit, der u. a. Landrat Michael Ermrich herzlich begrüßte, dürfte mit seinem Resümee keineswegs allein da stehen : " Es war so super. Die Schmatzfelder und ihre Gäste hatten einen Heidenspaß, bei keinen besonderen Vorkommnissen. "