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Nach Tierquälerei bersten Fensterscheiben - Terror in Veckenstedt geht weiter 14-jähriges Mädchen schläft jetzt so, "dass mich kein Stein verletzen kann"

Von Tom Koch und Jörg Niemann 12.05.2012, 03:22

Nach einer Serie grausamer Tierquälerei ermittelt die Polizei in Veckenstedt, seit acht Wochen. Es gibt noch immer keine heiße Spur, dafür eine neue Serie von Straftaten, und das Opfer ist immer dasselbe.

Veckenstedt l Gepflegte Höfe und Grundstücke, prächtig gestutzter Rasen in den Vorgärten. In kleinen Handwerksbetrieben wird fleißig gewerkelt. Wer in Veckenstedt die Straße Teufelsklippe samt ihrer pittoresken Furt befährt, kann nicht umhin, sich an diesem Dorfidyll zu erfreuen.

Doch die heile Welt trügt. Seit Monaten wird eine kleine Familie terrorisiert. Von wem und warum? Die Kriminalpolizei tappt noch immer im Dunkeln, muss Andreas Haberlag einräumen.

Was ist geschehen? Anfang März sind sieben Hühner auf dem Grundstück der 42-jährigen Veckenstedterin ertränkt worden. Die Frau musste den Kriminalpolizisten berichten, dass bereits im September zuvor drei ihrer Rassekatzen ertränkt worden waren. Und wenige Wochen später hatte sie ihren siebenjährigen Golden Retriever grausam erschlagen im Schuppen gefunden.

Doch der Terror geht noch immer weiter: Mindestens zweimal sind der oder die Täter bereits über den Zaun aufs Grundstück gestiegen, um das unter einem Schauer stehende Auto zu beschädigen. Vier Reifen sind dabei bislang zerstochen worden.

Regelmäßig, so berichtet das Opfer gestern im Volksstimme-Gespräch, werden handgroße Steine gegen ihre Fenster geworfen. Gerade am Dienstag wieder, eine große Scheibe ging kurz nach 23Uhr mit lautem Bersten zu Bruch. 23Uhr erlischt aus Kostengründen die Straßenlaterne gegenüber von ihrem Grundstück.

Diese fortwährenden feigen Attacken gehen an der zierlichen Frau nicht spurlos vorüber. An Erholung beim Schlafen ist kaum zu denken, sagt sie und streicht sich dabei ständig nervös durchs lange Haar. Immer, wenn es dunkel werde, steige in ihr die Angst hoch. Auch deshalb muss sie psychologisch behandelt werden. Noch schlimmer ist, klagt die Mutter und wirkt dabei hilflos, auch ihre 14-jährige Tochter leide unter diesem Terror, auch sie habe bereits Schlafstörungen. Nach dem Angriff in der Dienstagnacht hat das Mädchen zur ihr gesagt: "Ich versuche jetzt so zu schlafen, dass mich kein Stein verletzen kann."

Im März hatte die Volksstimme vom Entsetzen berichtet, das unter der Nachbarschaft im Dorf ob dieser fortwährenden Tierquälerei herrscht. Allerdings, dieses vorgetragene Entsetzen muss den Veckenstedtern Augen und Ohren verschlossen haben und ihre Münder.

"Wir stoßen bei unseren Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens", berichtet Andreas Haberlag. Der Chef der Wernigeröder Kriminalpolizei kritisiert mit deutlichen Worten: "Alle haben sich darüber aufgeregt, dass Tiere getötet wurden, aber kein Nachbar will irgendetwas gesehen haben." Den Kriminalisten sei sogar gesagt worden, selbst wenn man als Zeuge etwas gesehen hätte, würde man es der Polizei ohnehin nicht sagen.

"Oftmals sind das die selben Leute, die lauthals von anderen mehr Zivilcourage fordern. Ist jedoch plötzlich die eigene Courage gefragt, hören wir von den Veckenstedtern nur noch Ausflüchte", klagt Haberlag.