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Entwurf für viergeschossigen Bau auf Stelzen wird derzeit von der Investitionsbank geprüft Mehr Stellflächen als Einwohner: Schierker Parkhaus soll für 715 Autos Platz schaffen

Von Julia Angelov 18.05.2012, 03:25

In Rekordzeit haben Architekten einen neuen Entwurf für ein Schierker Parkhaus auf Stützpfeilern entwickelt. Baudezernent Burkhard Rudo schätzt vor allem die funktionale Optik.

Wernigerode l Das moderne Parkhaus in Schierke wirkt funktional, zurückhaltend und sachlich. Genau so haben es die Bauplaner auch vorgesehen. "Weniger ist mehr. Wir möchten, dass sich das Gebäude in die Umwelt integriert", sagt Burkhard Rudo. Unter seiner Federführung entstand der Entwurf in den vergangenen Wochen in Rekordzeit.

Noch im März hatten der Baudezernent und seine Kollegen sich ein Parkhaus im sächsischen Luftkurort Schöneck angesehen. "Das ist kein Unikat, sondern eine funktionale, erprobte, technische Lösung mit breiten Fahrgassen und Stellflächen, zwei Aufzügen, einem Gründach und einer ökologisch vorteilhaften Dachentwässerung", erklärt Rudo. Das Gebäude steht auf Stützen, sodass der Waldboden frei bleibt. Nicht ohne Grund, sagt der Baudezernent: "Bauen in Schierke ist an besondere Herausforderungen geknüpft." So muss dem Fundament für die Stelzen Granitgestein im Untergrund weichen.

Nach dem Vorbild des Parkhauses in Schöneck haben das Planungsbüro Weniger und Hoffmann aus dem Vogtland gemeinsam mit der Wernigeröder Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt die hochmoderne Garage mit vier Etagen und einem zweigeschossig unterkellerten Außenparkplatz entworfen. Um rechtzeitig die Förderung aus dem europäischen Fond für Entwicklung (EFRE) für das 10,9-Millionen-Euro-Projekt zu erhalten, mussten die Pläne bereits am Dienstag an die Investitionsbank zur Prüfung weitergeleitet werden. Bis zu 80 Prozent sollen, so hofft Rudo, in diesem Sommer bewilligt werden. Im Mai 2013 ist Baustart. Eine der Bedingungen für den EFRE-Zuschuss: Bis zum 30. Juni 2014 müssen die Arbeiten abgeschlossen und dokumentiert sein. Ein ehrgeiziges Vorhaben, doch Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) ist überzeugt, es zu schaffen.

Für 715 Fahrzeuge inklusive 36 Behindertenparkplätze bietet das Parkhaus Platz. Es wird auf dem Plateau des jetzigen Waldparkplatzes an der Sandbrinkstraße südlich des 570-Seelen-Ortes errichtet werden. Diese Straße ist heute noch ein Forstweg, wird ebenfalls ab 2013 ausgebaut.

Direkt am neuen Parkhaus entsteht in den nächsten zwei Jahren das sogenannte Winterbergtor, der Beginn des neuen Sportgebiets mit Wanderwegen, Skiabfahrten, -pisten, Loipen, Seilbahn und Rennschlittenbahn. Die Seilbahn soll nur wenige Meter vom Parkhaus entfernt abfahren. "Für Wintersportler ist die Nähe vom Skihang zum Auto wichtig", so Rudo. Im Umkreis werden auch ein Imbiss, ein Skiverleih, Toiletten, Umkleiden und eine Touristinformation eingerichtet.

Ende März war bekannt geworden, dass der ursprüngliche Parkhaus-Entwurf vom Berliner Büro Prof. Dr. Wolf Rüdiger Eisentraut nicht umgesetzt wird. Ein Berliner Gutachter hatte das 15-Millionen-Euro-Projekt für unwirtschaftlich erklärt. So wäre ein aufwändiger Shuttlebus-Verkehr notwendig gewesen. "Unser Hauptziel war und ist der sanfte Tourismus mit verkehrsberuhigter Ortsmitte. Deshalb sollen die Stellplätze außerhalb Schierkes angesiedelt werden", sagt er. Und zählt die Vorteile auf: "Die Besucher werden zum Parken künftig südlich am Ort entlang geführt, erreichen aber trotzdem schnell den Ortskern, die Seilbahn und den Weg zum Brocken." Das Parkhaus soll von der Stadtverwaltung betrieben werden. "Was ein Privater leisten kann, schafft auch die Kommune", so Rudo.