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Wasser aus Mönchbrunnen könnte auch für Kunstschnee genutzt werden Skiklub will alte Quelle anzapfen

Von Julia Angelov 22.09.2012, 03:18

Manfred Frintert hat große Pläne mit einer Quelle, auf die er und Freunde vom Ski-Klub Wernigerode gestoßen sind. Das Wasser könnte für einen Bachlauf, für die Sprungschanze und für Kunstschnee im Zwölfmorgental genutzt werden.

Wernigerode l "Jeden Tag fließen hier bis zu 200 Kubikmeter Wasser sinnlos den Berg hinunter", sagt Manfred Frintert. Er und seine Vereinskollegen vom Ski-Klub Wernigerode 1911 haben bei einer Wasserwegewanderung einen Brunnen von 1888 entdeckt. "Der Mönchsbrunnen liegt im Zwölfmorgental zwischen Sprungschanze und Skihütte. Er ist elf Meter tief und führt Wasser aus dem Gebirge", erklärt er.

Historischen Schriften haben die Skisportler entnommen, dass der Brunnen und die dazugehörigen Leitungen von einem Scharfrichter angelegt worden sind und Nöschenrode mit dem Wasser - 1912 waren es 24600 und 1916 sogar 68000 Kubikmeter - bis 1972 versorgt wurde. Frintert: "Dann ist Wernigerode ans Trinkwassernetz angeschlossen worden, und alle elf Entnahmestellen, darunter der Mönchsbrunnen, sind stillgelegt worden."

Ein Wasserhäuschen, das bis zu 400 Kubikmeter Wasser anstauen kann, steht nur wenige Meter vom Brunnen entfernt. Die Stadtforst unter Michael Selmikat hat es bereits in dieser Woche von einer Firma reinigen lassen. Mit Begeisterung haben die Kinder vom Nöschenröder "Hummelhaus" die Arbeiten verfolgt. Die Erzieherinnen der Kindertagesstätte wären begeistert, wenn sich die Mädchen und Jungen an Wasserspielen wie auf dem Hohnehof austoben könnten.

"Und nicht nur für die Kinder könnte das Wasser ein Segen sein", sagt Frintert. "Wenn der Bachlauf, der durch das Zwölfmorgental verläuft, mit dem Wasser aus dem Mönchsbrunnen im Frühjahr aufrecht erhalten werden kann, dann laben sich daran zahllose Tiere wie zum Beispiel Lurche."

Ganz uneigennützig haben es die Ski-Klub-Mitglieder, die die Sprungschanze im Zwölfmorgental nutzen, allerdings nicht auf die scheinbar niemals versiegende Quelle aus dem Hochharz abgesehen. "Die Schanze braucht Wasser, damit die Skier auf den Matten gleiten", erklärt der einstige Leistungssportler. "Das könnte aus dem Brunnen entnommen werden."

Frintert kann sich noch gut daran erinnern, wie früher einmal Tausende zu einem Skifasching im Zwölfmorgental strömten. "Der Ski-Klub möchte das Zwölfmorgental in ein stadtnahes Erholungsgebiet verwandeln", sagt er. "Das Wasser aus dem Brunnen würde reichen, um mit umweltverträglichen Schneekanonen den Abfahrtshang und eine Loipe zu beschneien." Fehlt nur noch die Erlaubnis der kommunalen Stadtwerke. "Sie sind rechtlich gesehen Eigentümer des Brunnens und für die Wasserversorgung zuständig", so Frintert.

Dass sich Kunstschnee im Zwölfmorgental halten würde, davon ist er fest überzeugt. "Ich habe von November 2010 bis März 2011 ganz 136 Frosttage im Zwölfmorgental gemessen", so der Wernigeröder. "In Wernigerode waren es im selben Zeitraum 108 und in Schierke gerade einmal 98 Frosttage." Von November 2011 bis März 2012 habe er ähnliche Ergebnisse festgestellt. "Im Zwölfmorgental herrscht eine Mikro-Klimazone", so sein Fazit.

Ob der Ski-Klub Wernigerode die Wasserrechte von den Stadtwerken übertragen bekommt, ist bisher noch unklar. Unterstützt wird der Verein bei seinem Vorhaben übrigens vom Harzklub, wie Wolfgang Grave, der stellvertretende Vorsitzende, bestätigte.