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  7. Schierkes Hotel "König" steht in Flammen: Alle 23 Gäste werden rechtzeitig gerettet

Feuer von Nebengebäude übergesprungen / Mehrere Propangasflaschen drohen zu explodieren Schierkes Hotel "König" steht in Flammen: Alle 23 Gäste werden rechtzeitig gerettet

Von Michael Pieper 29.10.2012, 01:22

23 Gäste des Hotels "König" in Schierke sind in der Nacht zu Sonntag mit dem Schrecken davongekommen. Nachdem die Nebengebäude eines Nachbargrundstücks Feuer gefangen hatten, waren die Flammen auf das Gästehaus übergesprungen. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.

Schierke l Der Schreck ist Hans Steinhoff noch deutlich anzusehen. Der Brockenwirt steht am Sonntagvormittag vor seinem Hotel "König", das er gemeinsam mit Sohn Daniel seit 17 Jahren bewirtschaftet. In der Nacht war der Dachstuhl des Neubaus abgebrannt. Das Feuer hatte von einem gegenüberliegenden Gebäude aus das Fachwerkhaus erreicht. Menschen waren wie durch ein Wunder nicht zu Schaden gekommen. "Das hätte auch ganz anders, viel schlimmer ausgehen können", sagt Hans Steinhoff.

Sonntag, gegen 2.40 Uhr: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hotel "König" am Kirchberg in Schierke fangen eine Garage sowie eine Werkstatt Feuer. Die sieben Bewohner des dazugehörigen Hauses werden vom ältesten Sohn geweckt. Schnell flüchten das Ehepaar sowie ihre fünf Kinder aus dem Haus, die Feuerwehr wird alarmiert. Während der 59-jährige Hausbesitzer noch ein Auto aus dem brennenden Schuppen rettet, greifen die Flammen auf den neueren Trakt des Hotels über.

Für 110 Kameraden aus elf Wehren der Umgebung ist mit der Alarmierung um 2.40Uhr die Nachtruhe schlagartig vorbei. Wobei in Schierke ein Problem auftritt. Trotz Alarmierung aus der Rettungsleitstelle in Halberstadt bleibt die Feuerwehrsirene stumm. Die Kameraden informieren sich untereinander per Handy, einige von ihnen waren bereits über die Beeper zum Einsatz beordert worden.

Acht Stunden dauert der Kampf der Feuerwehren gegen die Flammen. "Die brennenden Schuppen und das Hotel wurden zeitgleich gelöscht", erklärt Stadtwehrleiter Frank Häusler. Als Einsatzleiter koordiniert er die Kameraden. Dann folgt plötzlich ein lauter Knall. In einem der Nebengelasse, von denen der Brand ausgegangen war, explodiert eine Propangasflasche. Weitere Flaschen werden von den Brandschützern zügig aus dem Flachbau gezogen und sofort gekühlt. "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn auch diese Flaschen explodiert wären", kommentiert Brockenwirt Hans Steinhoff. Wie das Feuer entstanden ist, werden erst die Ermittlungen der Polizei ergeben. Der 59-jährige Besitzer des Hauses und der dazugehörigen Schuppen hat bereits seine Versicherung kontaktiert. Im Gegensatz zum Hotel ist das Wohnhaus des Ehepaars bis auf eine rußgeschwärzte Hauswand und kaputte Fenster verschont geblieben.

Im Hotel, das zwei Tage später saisonbedingt für einige Woche geschlossen worden wäre, sind in der Brandnacht 23 der insgesamt 46 Betten belegt. Eine Reisegesellschaft aus Baden-Württemberg hatte sich im "König" zu einer Familienfeier zusammengefunden. Die Festgesellschaft sowie ein Pärchen aus dem Jerichower Land können rechtzeitig aus dem brennenden Hoteltrakt evakuiert werden. Alle sind mit dem Schrecken davongekommen. Unterschlupf finden sie zunächst im Hotel "Brockenscheideck", das von Daniel Steinhoff geleitet wird. Nach einem Frühstück reisen sie ab. Ein Hotelgast hinterlässt sogar einen Briefumschlag mit einer Spende für den Wiederaufbau des Hotels "König".

Der Dachstuhl des Hotelanbaus ist völlig zerstört, in einigen Zimmern sind die Decken bereits abgestürzt. Alle Wände sind von einer dicken Rußschicht überzogen. Riesige Wasserflecken künden vom Löscheinsatz. Dem "Schreck in der Morgenstunde" wird wohl der Abriss folgen, meint Hans Steinhoff. Seinen Mitarbeitern, die am Tag nach dem Brand die gröbsten Schäden aufräumen, "haben die Tränen in den Augen gestanden", so der Hotelchef.

Aufgeräumt wird am Sonntagmorgen auch die Arztpraxis im Erdgeschoss des Hotels. Mitarbeiter der Allgemeinarztpraxis, die zum Ärztehaus Oberharz gehört, retten was zu retten ist. "Wir haben unter Feuerwehrschutz Patientenakten herausholen können und wichtige Medikamente geborgen. Alles Weitere ist unbrauchbar", so Martin Montowski, Geschäftführer des Ärztehauses. Die Praxis sei nicht mehr betriebsbereit und "wird es wahrscheinlich auch nicht wieder werden". In den nächsten drei Wochen wird das Medizinische Zentrum in Elbingerode die Ärztebereitschaft übernehmen. Darüber hinaus wird Dr. Michael Broutschek weiter zu den Sprechzeiten in seiner Praxis in Schierke, Brockenstraße 39a, erreichbar sein. Ärztehaus-Geschäftsführer Martin Montowski hofft, dass bis Ende November eine Lösung in Schierke gefunden ist. Gespräche über neue Räume für eine Praxis sind bereits gestern mit der Verwaltung angelaufen, so Montowski.