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In der Kindertagesstätte "Gut Arnstedt" gehen Erzieher und Kinder neue Wege Spielsachen sind ausgelagert

Von Karl-Heinz Klappoth 28.02.2015, 02:25

Auf die Faschingszeit folgt das große Fasten. Ein christlicher Brauch, mit dem sich in unseren Breiten viele schwer tun. Anders in der Kita "Gut Arnstedt" in Barleben. Da übt man sich in Enthaltsamkeit, verzichtet sieben Wochen auf Spielzeug.

Barleben l "Verzichten ist wohl das falsche Wort" meint Erzieherin Stefanie Paul. "Seit der vergangenen Woche und bis zwei Tage nach Ostern herrscht in unserer Kindertagesstätte spielzeugfreie Zeit."

Nach Aschermittwoch räumten die Mädchen und Jungen ihr Spielzeug zusammen, füllten damit große Plastiksäcke mit Baggern, Puppen und Feuerwehr. Nachdem alles verstaut war, wurde das Spielzeug auf den Dachboden gebracht. "Da bleibt es jetzt bis zum 8. April", so die Erzieherin, "denn wenn überall Fastenzeit angesagt ist, wollen wir auch auf etwas Liebgewonnenes verzichten."

Stefanie Paul erläutert den tiefen Sinn: "Die kirchliche Fastenzeit bietet uns Gelegenheit, innezuhalten. Wir wollen den Kindern die Zeit einräumen, damit sie sich mal auszuprobieren können, gleichzeitig die Möglichkeiten bieten, kreativ zu werden."

Wie die junge Erzieherin erzählt, verschwinden nicht alle Spielzeuge auf dem Dachboden. Holzbausteine oder Tücher zum Basteln sind griffbereit. Auch auf ihr Lieblingsbuch muss keines der Kinder aus der Hand geben. Wer aber in den nächsten Tagen mit einem Auto spielen möchte, der muss sich eins aus Pappe selbst bauen. Der tiefere Sinn: Ideenreichtum und Fantasie werden gefördert, die Kinder lernen auch mit Langeweile umzugehen und "der gemeinsame Verzicht stärkt freilich auch das Wir-Gefühl", weiß die Erzieherin. Für die Einrichtung, die auch religionspädagogisch ausgerichtet ist und zur Kita-Gesellschaft der Bodelschwingh-Haus-Wolmirstedt-Stiftung gehört, ist das schon längst kein Experiment mehr. Vor drei Jahren präsentierte Einrichtungsleiterin Nancy Altus den Eltern die Idee und gemeinsam entschieden sie, dass sie es angehen. Viele Mutti und Vatis haben in all den Jahren zudem Materialien zum Basteln und Werken beigesteuert. Pappe, Korken, Joghurtbecher, Wolle, Knöpfe, Holz, Filz - die Liste ist lang. Am Ende der Fastenzeit soll es eine kleine Ausstellung geben. Dann können sich die Eltern anschauen, was ihr Kind gebaut oder gebastelt hat. Wenn Anfang April die Fastenzeit wieder endet, bekommen die Kinder nach und nach ihr Spielzeug zurück. Die Mädchen und Jungen entscheiden selbst, was wieder vom Dachboden geholt wird.