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Trinkwasserversorgung Vier Jahre stabil: Jetzt wird Wasser teurer

Von Andreas Mangiras 15.01.2010, 05:52

Erstmals nach vier Jahren wird Trinkwasser für die Bewohner und Firmen der von der Firma Heidewasser versorgten Gebiete teurer. Zum Jahresbeginn hat das kommunale Unternehmen Heidewasser Magdeburg den nach Wasserzählergröße des Hausanschlusses ermittelten Grundpreis angehoben. Im kleinsten und üblichsten Standard macht das Mehrkosten aufs Jahr gerechnet von nicht ganz 24 Euro aus. Hintergründe sind die weiter rückläufigen Einwohnerzahlen und der gesunkene Wasserverkauf. Mit einem Entwicklungskonzept bis 2020, Rationalisierung und Kosteneinsparungen steuert das Unternehmen gegen.

Landkreis Börde. Nach vier Jahren Preisstabilität hat die Firma Heidewasser, die in der Zerbster Region, in Teilen des Jerichower Landes, des Bördekreises und des Kreises Wittenberg rund 110 000 Menschen mit Trinkwasser versorgt, zum 1. Januar die monatlichen Grundgebühren für Wasserzähler erhöht. Je Hausanschluss sind es bei der kleinsten und am weitesten verbreiteten Zählergröße ( 2, 5 m / h ) 1, 97 Euro im Monat mehr oder 23, 64 Euro im Jahr. Statt 7, 70 Euro werden nun 9, 63 Euro im Monat fällig. Das entspricht den Kosten von 14, 78 Kubikmeter Wasser. Der Mengenpreis für den Kubikmeter Wasser bleibt weiter konstant bei 1, 60 Euro brutto.

Auf einen Jahresverbrauch in einem Drei-Personen-Haushalt von 100 Kubikmetern macht die Steigerung eine Erhöhung von 0, 03 Cent je Liter Wasser aus. Bisher waren es 0, 25 Cent. Nun sind es 0, 28 Cent, rechnet Heidewasser-Prokurist Hans-Jürgen Mewes vor.

Die Kalkulation ist auf drei Jahre angelegt und setzt voraus, dass " sich nichts exorbitant ändert ", betonte er gestern auf Volksstimme-Nachfrage. Sich seit einigen Jahren massiv ändernde Umfeldbedingungen machen Heidewasser zu schaffen. Wurden 2006 noch rund 4, 86 Millionen Kubikmeter Trinkwasser verkauft, sind es im vorigen Jahr noch 4, 6 Millionen Kubikmeter gewesen. Im Jahr 2012 rechnet der Versorger noch mit einem Verkauf von 4, 4 Millionen Kubikmeter.

Der Pro-Kopf-Verbrauch beim Wasser ist von 1994 bis 2007 von 104, 1 Liter / Tag auf 87, 2 Liter / Tag gesunken. Seit der Wende hat sich der Kubikmeterumsatz mehr als halbiert.

Das hat zwei wesentliche Hintergründe : rückläufiger Wasserverbrauch in Industrie und Gewerbe sowie die Bevölkerungsentwicklung. 2006 versorgte Heidewasser noch 115 000 Einwohner. 2009 waren es 110 000, und 2012 werden es noch 106 000 Menschen sein.

1 000 Einwohner weniger bedeuten, rund 30 000 Kubikmeter Trinkwasser weniger zu verkaufen. Inzwischen bewegt sich der jährliche Bevölkerungsverlust bei 1 500 bis 2 000 Einwohnern. Sorgen bereitet auch eine weitere Veränderung in der Demografie. Die Bevölkerung altert. Junge Familien mit Kindern fehlen. " Mit steigendem Durchschnittsalter der Bevölkerung sinkt der Wasserverbrauch ", zieht Heidewasser-Geschäftsführer Bernd Wienig Studien heran. Sie besagen, dass die Überalterung einen zusätzlichen Rückgang beim Wasserverbrauch von bis zu zehn Prozent bringen kann. Nimmt man noch den rückläufigen Wasserverbrauch in der Industrie dazu, wird Heidewasser zwischen 2002 und 2012 rund 800 000 Kubikmeter Wasser weniger verkauft haben.

" Daraus ergeben sich erhebliche Belastungen hinsichtlich der Kosten ", erklärt Mewes. In der Wasserversorgung nehmen die Fixkosten einen enorm hohen Anteil ein. Während die Bevölkerungszahl im Gesamtgebiet sinkt, verändert sich das Versorgungsnetz im gleichen Gebiet kaum. Vielmehr muss es gepflegt, saniert und erneuert werden. Und dort, wo wenig Wasser verbraucht wird, müssen immer öfter Leitungen gespült werden, um die hohe Qualität des Trinkwassers als Lebensmittel zu erhalten.

Mit einem 2007 aufgelegten und bis 2020 reichenden Entwicklungskonzept will Heidewasser gegensteuern. Würde nichts unternommen, würde der Wasserpreis, der sich aus Kubikmeter-Verbrauch und der Grundgebühr zusammensetzt, auf 3, 50 Euro je Kubikmeter steigen. 2009 waren es noch 2, 35 Euro.

Schritt für Schritt soll der Personalbestand von 89 auf 74 Mitarbeiter sinken. Weil dieser Prozess abgefedert ist, wird dessen Wirkung erst nach 2012 greifen, betonte Wienig. " Die Leute haben doch bisher keine Däumchen gedreht. " Doch an der eingeschlagenen Richtung führt aus seiner Sicht kein Weg vorbei. " Wir sind dabei schon viel weiter als geplant ", hob Wienig hervor. Die Zusammenlegung von drei Meisterbereichen zu zweien im Bereich Zerbst und Möckern gehört dazu. Dafür werden jetzt Gelände und Gebäude am alten Zerbster Wasserturm hergerichtet.

Jährliche Kostenersparnis von 40 000 Euro bringt allein, dass die Heidewasser-Kunden seit vorigem Jahr ihre Verbrauchsdaten selbst ablesen und an die Firma senden. " Das klappt hervorragend ", ist Wienig dankbar. Der Rücklauf beträgt rund 95 Prozent. Die Fehlerquote ist gering.

Seit 1993 entstand in der Region ein intaktes Wasserversorgungsnetz in kommunaler Hand. Nach Abschluss aller Investitionen werden rund 27 Millionen Euro verbaut sein, davon vier Millionen Euro Fördermittel. Bis 2008 setzte Heidewasser allein für die Instandhaltung des Netzes rund sieben Millionen Euro ein. Das Heidewasser-Netz zieht sich über eine Länge von 1 938 Kilometer. Pro Tag verbraucht jeder Einwohner im Gebiet knapp 88 Liter.