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Professor Angela Kolb diskutiert mit Gutenberg-Schülern über Gefahren des Internets Ministerin will keine virtuelle Identität

Von Gudrun Billowie 15.04.2010, 06:50

Die Schüler der achten Klasse der Johannes-Gutenberg-Schule machen Radio. " Soziale Netzwerke und Cybermobbing " heißt das Thema – und der Höhepunkt dieses Projektes war zweifellos gestern der Besuch der Justizministerin Professor Angelika Kolb. Sie beantwortete 14 Fragen, die das Radio-Team ordentlich ausgearbeitet hatte. Dieses Interview wird ein wesentlicher Bestandteil der Sendung sein, zu der sich auch noch ein Hörspiel und eine Reportage gesellen.

Wolmirstedt. " Ihr habt euch wunderbar auf dieses Interview vorbereitet ", machte die Justizministerin den Schülern ein Kompliment. Die hatten sich seit Montag mit sozialen Netzwerken im Internet, wie Schüler CC oder Schüler VZ, beschäftigt, wurden dabei von der Medienanstalt Sachsen-Anhalt unterstützt. " Es gab in unserer Klasse ein Problem mit Cybermobbing ", erzählt Lehrerin Christine Lucke, " unsere Schüler sind dafür sensibilisiert. " Das Problem ist gelöst. " Es war wichtig, dass die Klasse und die Freunde zusammen halten ", resümiert Nils. Auch die Lehrer saßen mit im Boot.

" Eigentlich kommt das Thema Cybermobbing für die Schüler der achten Klasse schon zu spät ", stellt Schulleiter Helmuth Thiel fest. Christine Lucke bestätigt : " Da haben sich die Schüler bereits im Netz entblößt. " Vor dem Preisgeben persönlicher Daten und Vorlieben warnt auch Ministerin Kolb. " Das Internet vergisst nichts ", sagte sie. " Im persönlichen Gespräch mit Freunden ist ein Wort schnell vergessen. Was im Internet steht, bleibt dort immer und kann unkontrolliert verbreitet werden. "

Fabian Quartier führt das Interview mit Frau Professor Kolb und fragt : " Nutzen Sie selbst soziale Netzwerke ?" Die Ministerin gesteht : " Ich habe schon einmal darüber nachgedacht, mich bei Facebook anzumelden. Meine Tochter sagte, bloß nicht. " Gerade weil sie Politikerin ist, möchte sie auf diese Form der Öffentlichkeit verzichten. " Alles, was im Netzt steht, bleibt auch dort. Und wenn ich im Laufe eines Gesprächsprozesses meine Meinung ändere, laufe ich Gefahr, auf die alten Meinungen festgenagelt zu werden. "

Doch was passiert eigentlich, wenn Fotos auf garstige Weise verfälscht oder Verleumdungen ins Netz gestellt werden ? " Was im realen Leben strafbar ist, ist im Internet auch strafbar ", stellt die Ministerin klar. " Dazu gehören Beleidigungen oder Stalking. Man sollte sich unter Umständen gar an die Polizei wenden. " Sie weiß, wie schwer die Kontrolle über das weltweite Netz ist. " Dennoch schlage ich vor, ein Internetgesetzbuch zu schaffen, dass besondere Regeln für den Umgang im Internet vorschreibt. " Schon jetzt können allerdings Fälle von Cybermobbing mit Sozialstunden, sogar Haftstrafen geahndet werden.

Wie wichtig der Selbstschutz im Netz ist, erfuhren die Schüler bereits im Laufe des Projektes. " Ich habe ihnen gezeigt, wie schnell man Fotos verfremden und ausdrucken kann ", sagt Medienpädagogin Jacqueline Vonau von der Medienanstalt. Manche Schüler haben sich ziemlich erschrocken und gesagt : " Oh, ich muss mein Profil bei Facebook bereinigen. "

Für die Justizministerin sind solche Informationen unersetzlich. Man merkte ihr an, dass der Interviewtermin in der Gutenbergschule kein reiner Arbeitstermin, sondern ein persönliches Anliegen war. Sie hatte sichtlich Freude an diesem Interview und dem anschließenden Gespräch mit den Schülern. " Im persönlichen Kontakt erfahre ich solche Probleme direkt, denn gewöhnlich dauert es, bis sie bei mir ankommen. Nun habe ich die Möglichkeit, diese Themen auf die Tagesordnung zu bringen. "

Zum Schluss wollte sie wissen, wo diese Radiosendung zu hören sein wird. " Wir werden sie auf eine CD brennen, und jeder kann sich von dieser CD eine Kopie ziehen ", erklärte Christine Lucke. Und dann hatte sie noch eine frohe Botschaft für die Ministerin. " Außerdem beteiligen wir uns damit am Schülerwettbewerb. " Dieser Hinweis entlockte Angela Kolb ein freudiges " OH !" Der Wettbewerb " Alles rechtens – Kritisch unterwegs im World-Wide-Web " wurde nämlich direkt von ihr und dem Kultusminister Professor Jan-Hendrik Olbertz ins Leben gerufen.