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Diskussion mit dem russischen Botschafter über neue Ostpolitik Achse des Vertrauens: Zerbst - Moskau

Von Franziska Ellrich 10.06.2015, 03:24

Applaudiert, gebuht, mit geredet und widersprochen haben am Montagabend die mehr als 300 Gäste im Zerbster Katharina-Saal. Eine neue Ostpolitik für Frieden in Europa: Unter diesem Titel diskutierten SPD-Politiker und der russische Botschafter zusammen mit dem Köthener Hochschul-Präsidenten.

Zerbst l Von einer wichtigen Achse zwischen Zerbst, Berlin und Moskau spricht der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) am Montagabend. "Eine Achse vertrauensvoller Kontakte." Die mehr als 300 Gäste im Katharina-Saal applaudieren. Die enge historische Verbindung zwischen Deutschland und Russland sei in der Person Katharina der Großen zusammengerafft. 1729 in Stettin als Prinzessin von Anhalt-Zerbst geboren, verbrachte die zukünftige Zarin von Russland ihre Jugend im Zerbster Schloss.

Gleich daneben in der Stadthalle fallen die Worte von einer verbalen und realen Eskalation in Europa, wie es sie seit dem Kalten Krieg nicht gab. Die Rede ist dabei vom Krieg in der Ost-Ukraine. Die Friedrich-Ebert-Stiftung und das Forum Ostdeutschland haben zur Podiumsdiskussion eingeladen. "Wir können und wollen nicht einfach zusehen, sondern unser Unbehagen in Worte fassen und uns als kleine Kommune einmischen", sagt Bürgermeister Andreas Dittmann.

Russland hat im März 2014 in einem bewaffneten Konflikt die ehemals ukrainische Halbinsel Krim annektiert. Das Verhältnis zu Russland ist Belastungen ausgesetzt, sagt SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Katrin Budde zur Eröffnung. Die Sanktionen, unter anderen wurden Im- und Exportgeschäfte verboten, hält Budde für richtig. Doch mit Blick auf das wirtschaftliche Interesse Sachsen-Anhalts sei das kein nachhaltiger Ansatz.

Für gegenseitige Toleranz

Der Präsident der Hochschule Anhalt Dieter Orzessek drückt sich da klarer aus: "Ich bin grundsätzlich gegen Sanktionen." Und plädiert für gegenseitige Toleranz. Der Botschafter der russischen Förderation Wladimir M. Grinin sieht es ähnlich: "Wir müssen unsere Kräfte vereinen." Und nicht dem Gegenüber die eigenen Werte aufzwingen.

Ein Stadtrat aus dem Erzgebirge war extra zur Diskussion angereist, um seinem Unmut zum Thema Sanktionen Luft zu machen. "Einem Staat seine Souveränität zu nehmen, ist das Schlimmste." Ein anderer Zuhörer wollte wissen, warum denn Russland gegen das Völkerrecht handele, wenn doch die Mehrheit der Krim-Bevölkerung sich in einer Abstimmung für Russland ausgesprochen hat. EU-Parlamentarier Arne Lietz (SPD) argumentiert mit schwer bewaffneten russischen Soldaten, die bei der Abstimmung vor Ort waren. Im Saal wird laut gebuht.

Botschafter Grinin muss weiter und verabschiedet sich mit folgenden Worten: "Zerbst ist ein symbolträchtiger Standort, der uns verbindet." Die deutsch-russische Beziehung habe eine große Bedeutung für Europa und die Welt. "Unsere Kontakte und Verhältnisse können helfen, die heutige Situation zu überwinden." Seite 4