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Leader Aktionsgruppe Mittlerre Elbe-Fläming beklagt mangelnde Co-Finanzierung durch das Land 2011 bleiben Private bislang auf der Strecke

Von Thomas Höfs 03.02.2011, 05:31

Für 20011 drohen private Vorhaben im Rahmen der Leader-Förderung auf der Strecke zu bleiben, beklagt die Leader-Managerin der Region Mittlere Elbe-Fläming, Elke Kurzke. Der Grund sind fehlende Mittel aus der Landeskasse.

Zerbst. Elke Kurzke, Managerin der Lokalen Aktionsgruppe des Leader-Projektes der Region Mittlere Elbe-Fläming, ist zurzeit wieder viel unterwegs. Die junge Frau schaut sich im Land um, was in der Zukunft noch saniert oder ausgebaut werden kann. Der gestrige Tag führte sie deshalb bis nach Friedensau sowie nach Rosian und Isterbies. Die Möckeraner Ortsteile haben noch viel vor. Allerdings, sagte Elke Kurzke, gebe es auch etliche Vorhaben im Zerbster Raum, die bereits umgesetzt sind oder noch werden.

2010 konnte die Lokale Aktionsgruppe viel umsetzen. "Wir haben 2009 viele Projekte vorbereitet und dafür im vergangenen Jahr das Geld bekommen", freut sie sich. Das Programm Leader, initiiert von der Europäischen Union, überlässt den Aktionsgruppen viel Gestaltungsspielraum. Vor Ort sollen sich die Akteure finden und bestimmen, wie sich ihre Region entwickeln soll. Zielgerichtet sollen dabei die Fördermittel eingesetzt werden, beschreibt Elke Kurzke die Aufgabe. Die Entwicklung der Region auf touristischem Gebiet ist dabei eines der definierten Ziele. Daneben hat alles Priorität, was in der Region Arbeitsplätze schaffen kann oder erhält. Zudem setzen sich die Akteure der Aktionsgruppe für den Erhalt von Mehrzweckgebäuden ein. Hierbei steht die gemeindliche Vernetzung der Bürger in den Orten im Vordergrund.

In Isterbies und Rosian stand gestern ganz klar der touristische Gedanke im Mittelpunkt. Mit Fördermitteln sollen hier zwei Kirchen erhalten und hergerichtet werden, die auf der Straße der Gotischen Flügelaltäre zwischen Elbe und Fläming liegen. Für Kenner des Fachs ist besonders der Flügelaltar in Isterbies aus dem Jahr 1480 interessant. Der Altar ist in der Gegend einzigartig, sagt der Loburger Pfarrer Georg Struz. Mit der Sanierung soll nicht nur die Geschichte der kleinen Gemeinden konserviert werden. Auch der Tourismus soll durch die neu zu schaffende Straße der Flügelaltäre angekurbelt werden, meint der Pfarrer weiter.

Noch viel gibt es in der Kirche in Isterbies zu tun. Sollte sie einmal saniert sein, wird sie ein Schmuckstück in der Region werden, ist er überzeugt.

Bis 2013 läuft das aktuelle Leader-Programm noch. Über mangelndes Interesse kann sich Elke Kurzke nicht beschweren. "Wir haben noch viele Projekte in der Pipeline. Ich mache deshalb auch keine offensive Werbung für das Programm", sagt sie.

Die Freude über die bisherigen Erfolge trübt sich allerdings bei der jungen Managerin beim Ausblick in die Zukunft. "In diesem Jahr", sagt sie, "stehen die Projekte der privaten Investoren auf der Kippe." Der Grund dafür liege nicht in der Aktionsgruppe und nicht bei der Europäischen Union, führt sie aus. Vielmehr habe das Land seinen Anteil zur Co-Finanzierung nicht im Haushalt eingestellt. Bei der Förderung durch das Leader- Program kommen 80 Prozent der Mittel von der Europäischen Union. Die restlichen 20 Prozent muss das Land zur Verfügung stellen.

Eigentlich sind alle Vorhaben von der nicht gedeckten Finanzierung betroffen. Allerdings können Kommunen und auch Vereine auf anderen Wegen die fehlende staatliche Förderung beschaffen, erklärt sie. Werben Vereine beispielsweise Zuschüsse von Sparkassen oder Lotto-Toto ein, gelten die Mittel ebenfalls als öffentlich, was den Weg zur Förderung eröffnet.

Die privaten Vorhabensträger können diese Möglichkeiten nicht nutzen, führt sie weiter aus. Betroffen von der aktuellen Entwicklung ist nach Angaben von Elke Kurzke der Umbau des Gutshauses Kermen sowie des Gutshaues Isterbies. In beiden Fällen wollen private Investoren altengerechtes Wohnen schaffen und damit auch Arbeitsplätze. 45 Prozent der förderfähigen Kosten können durch das Leader-Programm gewährt werden bei privaten Vorhaben. Die gleiche Förderhöhe können Kirchen erhalten. Bei Kommunen und Vereinen beträgt die Förderquote sogar bis zu 75 Prozent. Hier wird es auch 2011 weitere Projekte geben.

"Wir hoffen immer noch, dass der Landtag nach der Wahl vernünftig wird", sagt Elke Kurzke.

Denn die Vorhaben sollen neben neuen Wohnmöglichkeiten für ältere Bürger auch Arbeitsplätze schaffen. Daran mangelt es in der Region vor allem. In den kleinen Ortschaften ist der Trend genau zu sehen. Viele junge Leute ziehen aus den Orten weg. Zurück bleiben die älteren Einwohner.

Längst fragen sich die Fachleute in der Lokalen Aktionsgruppe, wie die kleinen Ortschaften in zwei oder drei Jahrzehnten aussehen werden. In Zukunft müsse es auch Fördermittel für den Rückbau von nicht mehr benötigter Bausubstanz auf dem Lande geben, fordert deshalb folgerichtig Elke Kurzke. Theoretisch sei bereits eine Förderung möglich. Allerdings nur, schränkt sie ein, wenn auf der Fläche wieder investiert werde. "Doch was bedeutet hier das Wort Investieren", fragt sie. Reiche es, einige Apfelbäume zu pflanzen? Nach der derzeitigen Entwicklung sieht es so aus, dass die Ortschaften gerade in den jetzt bereits dünn besiedelten Gebieten noch weiter Einwohner verlieren werden.

Das Leader-Programm soll mit vielfältigen Ideen und Investitionen diesen Trend mittelfristig stoppen. Immer wieder untersuchen deshalb Fachleute die Region und geben Schätzungen über die Zukunft ab.

Neben den vielen baulichen Dingen, die die Region in den kommenden Jahren noch vorantreiben soll, sieht die engagierte Leader-Managerin vor allem Lücken und Defizite in der Vermarktung der Region. Es fehlen ihrer Meinung nach Portale, die es interessierten Menschen einfach möglich machen, die Region zu erkunden. "Wir wissen, dass viele Leute den Elberadweg nutzen. Nur wenige fahren mit ihrem Rad allerdings ins Hinterland und schauen sich die Region an, in der es viel zu entdecken gibt", bedauert Elke Kurzke. Hier sieht die Managerin noch viel Entwicklungsbedarf, damit alle Regionen von den Touristen etwas haben. Hier müsse noch viel bewegt werden, ist die junge Frau überzeugt.