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Umweltzentrum Ronney veranstaltet alljährliches Naturschutzwochenende Kinder blicken fasziniert ins Innere bewohnter Nistkästen

Von Daniela Apel 23.05.2011, 06:47

Ein munterer Trupp pirscht sich am Sonnabend oberhalb der Elbe durch den Wald. Das Interesse der Mädchen und Jungen gilt den Nistkästen hoch droben in den belaubten Bäumen. Nach und nach kontrollieren sie die hölzernen Bruthilfen. Die faszinierende Einblicke in die Kinderstuben der Vögel bilden zweifellos einen unvergesslichen Höhepunkt während des Naturschutzwochenendes, das das Umweltzentrum Ronney seit 2006 zweimal jährlich durchführt.

Ronney. "Ist da was drin?" Neugierig reckt Vanessa Arlt den Kopf. "So was habe ich noch nie gemacht", verrät die Elfjährige lächelnd. Ihrer gleichaltrigen Freundin ergeht es nicht anders. Auch Juliane Geßner ist gespannt, was sie bei der bevorstehenden Nistkastenkontrolle erwartet. Die beiden Mädchen aus Zerbst nehmen das erste Mal am Naturschutzwochenende des Umweltzentrums Ronney teil und sind begeistert.

"Ich finde toll, dass wir hier so viele Tiere sehen und der Natur näherkommen", erklärt Juliane. Mit leuchtenden Augen erzählt sie von der Vogelexkursion, die sie nach der Anreise am Freitag unternahmen. "Das hat voll viel Spaß gemacht." In der Abenddämmerung konnten sie an der Elbe sogar Austernfischer beobachten. "Die waren schwarz-weiß und hatten einen langen Schnabel", erinnert sich Vanessa, während in der Ferne gerade eine Kuckuck ruft.

Vielfältige Eindrücke purzeln auf die 15 Mädchen und Jungen ein, die sich die erneute Auflage der erlebnisreichen Bildungsveranstaltung nicht entgehen lassen. Ganz die neugierigen Forscher registrieren sie alles genau, was ihnen unterwegs begegnet – sei es der mumifizierten Frosch am Wegesrand, der skelettierte Wildschweinschädel oder die leuchtend grüne Spannerraupe.

Ihr Hauptaugenmerk gilt nun allerdings den über 70 hölzernen Bruthöhlen, die einen guten Fußmarsch von Ronney entfernt in den Laubbäumen hängen. Die Nachwuchs-Ornithologen teilen sich in zwei Gruppen auf. Jede nimmt sich ein Waldstück vor. Vanessa und Juliane schließen sich der Truppe von Andreas Hochbaum an. Er ist Mitarbeiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby, die das Naturschutzwochenende von Anfang an unterstützt. Auch Ramona Vossler vom Umweltzentrum begleitet die wissbegierigen Zehn- bis 13-Jährigen, während ihre Kollegen Sören Heise und Burghardt Gerth mit der anderen Gruppe ins Unterholz ausschwärmen.

"Das ist kein Meisen-Nest", blickt Andreas Hochbaum in den ersten Nistkasten, der mit Gras ausgepolstert ist. "Eine Meise hätte ihr Nest aus Moos und Tierhaaren gebaut", erläutert er den Mädchen und Jungen. Ein solches Beispiel lässt nicht lange auf sich warten. Nur leider ist es leer. In einem anderem liegt zwar eines der rotgepunkteten Eier, doch es fühlt sich sehr kalt an. "Das Nest scheint verlassen zu sein", stellt der Fachmann fest. Kotballen und eine plattgesessene Mulde lassen ihn wiederum schlussfolgern, dass die gefiederte Nachwuchs bereits flügge geworden ist.

"Wir haben ein freies Nest gefunden", tönt es plötzlich aufgeregt durch den Wald. In einer Astgabel hängt ein Nest, aus dem ein Vogelküken luchst. In den Nistkästen selbst sollen die Kinder ebenfalls bald fündig werden. Jedes Mal, wenn Andreas Hochbaum eine der Bruthilfen aus gut drei Metern Höhe hinab holt, steigt die Spannung. Was wird sich darin verbergen? "Wir haben Junge!", ruft Vanessa fasziniert aus. Dann darf sie sogar eine der winzigen Meisen sanft in der Hand halten. Gleich in mehreren Kästen entdecken die Mädchen und Jungen auf geschlüpfte Kohl- oder Blaumeisen. Manche sind noch völlig nackt, andere tragen bereits ein Federkleid.

Doch auch andere Vogelarten haben die von früheren Gruppen gezimmerten und aufgehängten Bruthöhlen angenommen. Zu ihnen gehört der in Afrika überwinternde Trauerfliegenschnäpper, dessen Gelege die Kinder rasch an den blauen Eiern erkennen. Seinen Nachwuchs bekommen sie genauso zu Gesicht wie den eines Kleibers. "So viele Jungvögel und so verschiedene Arten hatten wir noch nie", freut sich Niklas Götze. Der zehnjährige Zerbster hat schon bei einigen Naturschutzwochenenden mitgemacht. Doch dieses, das nach dem Nistkastenbau gestern mit einer Gartenschwanzrallye ausklingt, wird er nicht so schnell vergessen. Auch Juliane und Vanesse kehren mit faszinierenden Erinnerungen heim.