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Akademisches Orchester Halle spielt in der Zerbster Trinitatiskirche Kein lauer Abend, kein Open Air - trotzdem eine tolle Serenade

Von Helmut Rohm 25.06.2012, 03:30

Zerbst l . Das Datum stimmte: 21. Juni. Nur das Wetter wusste offensichtlich nicht, dass es ein lauschiger Abend sein sollte. Den hatte sich der Förderkreis St. Nicolai nämlich gewünscht, als er am Donnerstag zur ersten "Serenade zum Sommeranfang" in die mit Hilfe des Zerbster Lions Clubs vorbereitete Kirche einlud. Die Serenade fand trotz Kühle und Regengefahr dennoch mit großem Erfolg statt. Die etwa 140 Gäste und die über 50 Mitglieder des Akademischen Orchesters der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg fanden in der Trinitatiskirche eine "Obhut".

Das Akademische Orchester wurde im Mai 1957 gegründet. Es setzt sich aus musikbegeisterten Studenten und ehemaligen Studenten zusammen. Seit 1984 steht das national und international agierende Orchester unter der Leitung von Matthias Erben.

Für den Auftakt des Serenadenabends hatten sie die bekannte Ouvertüre von Mozarts Oper "Die Hochzeit des Figaro" ausgewählt. Das Orchester interpretierte dieses nur vier Minuten dauernde Stück mit spürbarer Spielfreude. Es erklang eine "kraftgebündelte" temporeiche Musik, die das Geschehen in Oper packend ankündigt.

Im "barocken Zwischenteil", so der auch moderierende Matthias Erben, gab es mit Bourrée und Menuet I + II aus der Suite e-moll von Johann Friedrich Fasch (1688-1758) eine Hommage an den langjährigen Zerbster Hofkapellmeister. Wie auch im folgenden Flötenkonzert G-Gur von Johann Joachim Quantz (1697-1773) spielte die Zerbster Musikerin Ellen Arndt das Cembalo. Die Idee für diese Serenade sowie einer möglichen traditionellen Weiterführung, erzählt Matthias Erben, wurde anlässlich Ellen Arndts 80. Geburtstags im März geboren. Förderkreis-Vorsitzender Walter Tharan kam auf ihn zu und fragte "mal einfach", ob so etwas machbar wäre.

Solointerpret des Flötenkonzertes war Wilhelm Menzel, der mit klarer Tonbildung brillierte und mit dem sensibel begleitenden Orchester gut abgestimmt und einsatzsicher konzertierte. Quantz war übrigens prägend für die Musik am Hof Friedrich II. und hat insbesondere das Flötenspiel wesentlich bereichert.

Hauptwerk des Konzertabends war die Serenade Nr. 1 D-Dur (op.11) von Johannes Brahms (1833-1773). Zu diesem sechssätzigen Werk schuf der Komponist für sein zuerst als Nonett geschriebenes Stück 1860 die nun auch in Zerbst erlebte "große" Orchestrierung mit symphonischem Charakter.

Matthias Erben, sehr agil in seiner Körpersprache, führte das Orchester konsequent und sicher zu einem trotz schwieriger Akustik (Halleffekte) in der Kirche begeisternden Klangvolumen und einer musikalischen Farbenvielfalt. Die Serenade war durchweg durch eine freudvolle Grundstimmung geprägt, die in den einzelnen Sätzen durch verschiedene Differenzierungen abwechslungsreich gestaltet wurde.

Dem Orchester gelang es vorzüglich, die in der Komposition reichlich enthaltenden Solisequenzen, wie die der Holzbläser oder der Hörner, im musikalischen Dialog mit dem Orchester oder im Zusammenspiel effektvoll zur Geltung zu bringen. Sehr flott im Allegro molto, sehr emotional bewegend im tieflagigen Adagio und froh beschwingt im Rondo, hin bis zum "mit Pauken und Trompeten" - das Akademische Orchester hat überzeugt.

Das Publikum bedankte sich mit viel Beifall.