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Kommune zweifelt Abrechnung der Badegäste am Campingplatz Barleber See an Campingverein droht mit Klage: "Die Stadt will uns 6000 Schwarzbader unterschieben"

Die Badesaison ist längst vorbei, doch am Barleber See schlagen die
Wellen jetzt erst richtig hoch. Campingverein und Stadt streiten um 6000
Badegäste. Verdacht der Stadt: Der Verein hat falsch gezählt und bis zu
12.000 Euro zu wenig abgerechnet. Die Camper sind entrüstet und drohen
mit einer Klage.

Von Robert Richter 16.11.2013, 02:08

Barleber See l Von Winterruhe kann im Campingverein Barleber See noch keine Rede sein. Der Vorsitzende Dr. Helmut Bresch ist stinksauer auf die Stadt: "6000 Campinggäste werden diffamiert und als Schwarzbader dargestellt. Das ist für uns ruf- und geschäftsschädigend."

Den "Barleber" zum Kochen bringt ein Schreiben der Stadt vom 10. Oktober. Den Inhalt liest Bresch so: "Alle Kurzzeitgäste vom Zeltplatz, die nicht im Strandbad waren und demzufolge keine Eintrittskarte gekauft haben, sind für die Stadt potenzielle Schwarzbader. Die Verwaltung benennt eine Zahl von ca. 6000 Kurzzeitgästen, die durch den Wachdienst im Strandbad nicht gestellt werden konnten." Diese wolle die Stadt nun beim Verein nachberechnen.

Dass die 6000 beim Baden ohne Ticket nicht "ertappt" wurden, sei indes auch kein Wunder, behauptet der Vereinschef, "da sie gar nicht im Strandbad waren". Für Bresch steht ohnehin fest: "Gegen eine Nachberechnung ohne rechtliche Grundlage wird geklagt."

Bis zu 12.000 Euro stehen theoretisch im Raum, denn für jeden Kurzzeitcampinggast werden beim Besuch des Strandbads zwei Euro für eine ermäßigte Tageskarte fällig (Normalpreis 3,50 Euro). Die Tickets können Camper an der Zeltplatz-Rezeption oder im Kassenhäuschen der Stadt kaufen.

Bresch und sein Verein unterstellen der Stadt, Zusatzkosten für die extra in diesem Jahr gebuchten Wachleute im Nachhinein auf die Camper umlegen zu wollen: "Unser Eindruck ist schon, dass die Stadt uns noch mal melken will", sagt Dauercamper und Vorstandsmitglied Michael Galinski.

Die Stadtverwaltung weist die Vorwürfe zurück - und sieht Grund genug für Nachfragen beim Campingverein: "Für die Saison 2013 wurden mit der Stadt nur 3099 Tageskarten für Kurzzeitcamper abgerechnet. Das sind trotz des überdurchschnittlichen Sommers rund 6000 weniger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre", teilte der zuständige Fachbereich Schule und Sport auf Volksstimme-Anfrage mit.

Dabei habe das Strandbad in diesem Jahr mehr als 74.500 Besucher gezählt - rund 20.000 mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viele wie 2011. "Aus unserer Sicht ist es deshalb durchaus legitim, Nachfragen zur Erklärung dieser Differenzen zu stellen", heißt es in der Stellungnahme der Stadt. Der Wachdienst habe auf einer Länge von 1,5 Kilometern zu kontrollieren. Die Sicherheitsleute könnten daher nicht alle Badegäste erfassen, erklärte Reif.

Helmut Bresch vom Campingverein hat für alles jedoch eine Erklärung: "Die Badepreise für Kurzzeitcamper wurden in diesem Jahr um stolze 400 Prozent erhöht und für Dauercamper die Jahreskarte um 40 Prozent", sagt der Campingchef: "Dass Gebührenerhöhungen Nebenwirkungen haben, ist allgemein bekannt. So haben sich viele Gäste des Campingplatzes gegen eine Benutzung des Strandbades entschieden." Dennoch habe sein Verein aus dem Verkauf von Badetickets ordnungsgemäß 38.000 Euro an die Stadt überwiesen. "Das sind ca. 6000 Euro mehr als im Vorjahr", so Bresch.

"Der Fachbereich Schule und Sport bedauert, dass durch die Darstellungen des Campingvereins Strandbad und Campingplatz in einem negativen Licht erscheinen. Das kann weder im Interesse der Stadt noch des Campingvereins liegen", sagte Stadtsprecher Michael Reif. Doch am "Barleber" sind zunächst eisige Zeiten angebrochen.

Laut Stadt gibt es bis dato keine konkrete Nachforderung. Der Vorstand der Camper erklärte, im Ernstfall müsse "sicher ein Gericht entscheiden".