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Integrationsprojekt will kulturelle Vielfalt hinter den Magdeburger Imbisstheken zeigen Einmal Döner-Stadtplan komplett, bitte!

Von Stefan Harter 14.12.2013, 02:03

Magdeburg l Ein interaktiver Stadtplan über die Magdeburger Döner-Imbisse soll im Rahmen eines Integrationsprojekts erstellt werden. Dessen Ziel: Die kulturelle Vielfalt hinter dem beliebten Snack zeigen.

Ein Döner-Plan für Magdeburg? Dessen Erstellung die Robert-Bosch-Stiftung auch noch mit 7000 Euro unterstützt? Was sich im ersten Moment wie eine Schnapsidee anhört, hat durchaus einen hehren Hintergrund. Denn Dr. Mieste Hotopp-Riecke, Leiter des Instituts für Caucasica-, Tatarica- und Turkestan-Studien (Icatat), will damit nicht nur den Döner mit dem besten Geschmack finden (der seiner Meinung nach in Cracau zu finden ist).

Vielmehr geht es darum, zu zeigen, dass nicht jeder Imbissbesitzer Türke ist, sondern auch aus Indien, Bosnien oder dem Irak kommen kann. Bei den wöchentlichen Treffen werden die Imbissbuden besucht und die Betreiber (und ihre Gäste) interviewt. Wie sind sie nach Magdeburg gekommen? Was ist ihr Lieblingsrezept? Welche negativen Erfahrungen z.B. mit Rassismus haben sie gemacht? Küchenkultur, Integration und Vielfalt sind laut Hotopp-Riecke die Schlagwörter des Projekts. "Wir wollen die Leute hinter der Theke aus der Anonymität herausholen", erklärt er weiter.

Darüber hinaus wird die Geschichte eines der beliebtesten Snacks der Deutschen untersucht und eine der größten Dönerfabriken Europas bei Eberswalde besucht. Der Vorstand des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa "Atdid" diskutiert mit den Teilnehmern. Lesungen mit Jaromir Konecny (Autor von "Döner-Röschen" und "Tatar mit Veilchen") sowie Eberhard Seidel (Autor von "Aufgespießt. Wie der Döner über die Deutschen kam" und Geschäftsführer von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage") sind ebenfalls geplant. Im Moritzhof werden die Filme "Kebab Connection" und "Kebab mit alles" gezeigt. Im Anschluss wird mit den Machern über den Film gesprochen.

Mitmachen kann jeder. Von drei Standorten aus wird das Projekt aktiv. Neben dem Büro der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. (lkj) in der Leibnizstraße ist das das Bürgerhaus Cracau, wo die Senioren miteinbezogen werden sollen, sowie das Volksbad Buckau, wo Schüler der Heine-Sekundarschule mitmachen.

Auch türkische, russische und vietnamesische Jugendliche konnten bereits für das Projekt gewonnen werden. "Sie sind meist unter sich, wir führen sie zusammen", erinnert der Leiter an den Integrationsgedanken seines Projekts. "Zusammen lernen wir etwas über Heimat, Fremde, Geschmack und Kochkunst", fasst Hotopp-Riecke zusammen.

Im Frühjahr wird die Webseite mit dem interaktiven Stadtplan freigeschaltet, die passende Internetadresse wird noch gesucht. Dort kann dann jeder Nutzer seinen LieblingsDöner eintragen, bewerten, aber auch beschreiben. Bis Juli läuft die Förderung für das Projekt. Dann soll der Online-Stadtplan so weit funktionieren, dass ihn die Nutzer weiterführen können.

Wie viele Döner-Buden es in Magdeburg gibt, weiß Mieste Hotopp-Riecke gar nicht. "Das ist das Spannende dabei. Ich bin beim Zählen aber schon mal bis über 30 gekommen", sagt er.

Informationen und Anmeldung im Internet unter www.icatat.wordpress.com.