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Ermittler vermuten Brandstiftung Brand auf Magdeburger RAW-Gelände

Von Robert Richter und Alexander Dinger 05.05.2014, 21:20

Magdeburg | Über dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) sind am späten Montagabend Rauchwolken aufgestiegen. Teile der alten denkmalgeschützten Werkhalle standen in Flammen. Feuer schlug aus dem Gebäude. Wie mittlerweile bekannt wurde, brannte zuerst der Dachstuhl des ehemaligen zweigeschossigen Verwaltungsgebäudes, das Teil der Halle ist.

Das ungefähr 100 Jahre alte Gebäude war nur noch eine offen stehende Ruine. Das Holzdach mit Pappeindeckung und der darunter liegende Dachstuhl brannten bei Ankunft der Feuerwehr auf einer Fläche von 200 Quadratmetern. Das Gebäude war Bestanteil eines ganzen zusammenhängenden Werkhallenkomplexes mit einem Ausmaß von 300 mal 80 Metern. Da das Dach aus Holz bestand, musste der vom Brand noch nicht erfasste Gebäudeteil laut Einsatzleitung geschützt und abgeschnitten werden. Wegen dem schwer zugänglichen Gelände konnte keine Drehleiter in der Nähe des Brandherdes in Stellung gebracht werden. Erschwert wurde die Brandbekämpfung durch den Umstand, dass der einzig ergiebige Hydrant laut Feuerwehr in einer Entfernung von 700 Metern auf der Straße Alt Salbke lag. Das Wasser musste mittels Verstärkerpumpen herangefördert werden.

Die Einsatzkräfte ließen die Halle bis in die Morgenstunden kontrolliert abbrennen. Dutzende Feuerwehrleute sicherten in der Nacht das Gelände, wollten so verhindern, dass die Flammen auf Nachbargebäude überschlagen. Die Einsatzleitung ist immer noch vor Ort. Derzeit laufen noch die Restlöscharbeiten.

Die Polizei war noch in der Nacht vor Ort, nahm die Ermittlungen auf. Als Ursache für das Feuer vermuten die Ermittler mittlerweile Brandstiftung. Die Höhe des Schadens ist noch nicht bekannt. Da das Feuer zur Stunde noch glimmt, wird die genaue Ursachenermittlung noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Immer wieder war das RAW-Gelände in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen geraten: eingestürzte Dächer, metertiefe offene Schächte und ein vom Schornstein abgestürzter Kletterer. Laut Baudezernat führt das Stadtordnungsamt derzeit aller 14 Tage Kontrollen an dem Gelände durch. Doch immer wieder würden - zuletzt Mitte April - Tore mutwillig geöffnet.

Derzeit ist das RAW-Gelände auch Gegenstand einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Ein Investor will auf dem Gelände einen 10-Megawatt-Sonnenpark bauen. Dafür sollen Gebäude abgerissen werden, unter anderen auch die alte Werkhalle. Die obere Denkmalschutzbehörde stellt sich quer. Der Eigentümer des Geländes reichte Klage ein (Volksstimme berichtete). Die Verhandlung soll im Juni dieses Jahres vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg beginnen, ein konkreter Termin in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden.

Noch am gestrigen Montag bestätigte das Berliner Unternehmen Saferay Construction der Volksstimme telefonisch, dass man gemeinsam mit dem Grundstückseigentümer an den Sonnenpark-Plänen auf dem Gelände festhalte, nun mit Spannung auf den Ausgang der gerichtlichen Auseinandersetzung warte.

Bereits im März 2012 war eine Ratsmehrheit der Solarpark-Idee gefolgt und hatte die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen.