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Ermittlungen nach Verdacht auf Sexualstraftaten Kripo befragt Grundschulkinder

Vergangene Woche hat die Westring-Grundschule ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft, weil Kinder einen Exhibitionisten gesehen haben. Es stellte sich heraus, dass der Vorfall so nicht stattgefunden hat. Alexander Dinger sprach mit Polizeisprecherin Beatrix Mertens

02.10.2014, 01:05

Wie oft gab es in den vergangenen Jahren Vorfälle wie in der Westring-Grundschule?
Im Jahr 2013 ist uns ein Fall bekannt, bei dem ein Exhibitionist an einer Schule in Magdeburg gesehen wurde. Darüber hinaus ist es schwierig zu recherchieren, wie häufig es die Fälle des sogenannten Ansprechens von Kindern gab, da nicht in jedem Fall ein Straftatbestand erfüllt ist und dementsprechend eine Anzeige aufgenommen wird. Das bloße Fragen nach dem Weg oder Namen stellt noch keine Straftat dar.

Die Polizei beobachtet eine Zunahme von Anzeigen, wenn es Vorfälle wie in Stendal, wo ein fünfjähriges Kind in ein Auto gelockt werden sollte, gibt. Woran liegt das?
Woran es liegt, dass nach einem Ereignis vermehrt ähnliche Vorfälle auftauchen, darüber lässt sich nur mutmaßen. Wir haben es erlebt, dass gerade in den sozialen Netzwerken nach einem Vorkommnis wie in einer Art Stille-Post immer mehr und auch immer neue angebliche Fakten zum eigentlichen Vorfall hinzukommen. Selbst bei dem angezeigten Vorfall muss man genau gucken, was ist Interpretation des Betroffenen bzw. was ist wirklich vorgefallen? Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass uns verdächtige Situationen angezeigt werden. Nur so können wir reagieren. Dementsprechend ernst nehmen wir auch das, was uns mitgeteilt wird.

Wenn Eltern ihre Kinder sensibilisieren, wachsam zu sein, dann ist das im Sinne der Polizei. Wie muss ich mich verhalten, wenn ich etwas Verdächtiges beobachte?
Selbstverständlich ist es in unserem Sinne, dass Eltern ihre Kinder sensibilisieren. Dies sollte allerdings sehr behutsam erfolgen und so, dass das Kind keine Angst bekommt. Kinder die selbstbewusst erzogen werden, den Mut haben, klar und deutlich "Nein" zu sagen, wegzurennen und andere Leute um Hilfe zu bitten, sind am besten geschützt. Wir empfehlen, dass die Kinder nicht allein unterwegs sein sollten, sondern in der Gruppe oder mindestens zu zweit. So ist es grundsätzlich unwahrscheinlicher, Opfer einer Straftat zu werden.

Der Grad zwischen Wachsamkeit und Hysterie ist schmal. Wo ziehen Sie die Grenze?
Wir ziehen gar keine Grenze. Wir gehen jedem Hinweis nach, sofern sich der Hinweisgeber zu erkennen gibt und die Angaben nachprüfbar sind. Jeder sollte sich selbst hinterfragen, wie fundiert die Informationen sind, die an die Polizei weitergegeben werden. Es ist sicherlich gut, wachsam zu sein und aufeinander zu achten, Panikmache und Hysterie helfen aber niemandem.

Was geschieht, wenn Sie - wie zum Beispiel bei der Westring-Grundschule - die Anzeige einer besorgten Mutter aufgenommen haben? Wie gehen Sie vor?
Es passiert in jedem Fall etwas. Allerdings informieren wir nicht über jeden unserer Arbeitsschritte. Wenn beispielsweise Polizisten in ziviler Kleidung eingesetzt werden, dann ist es kontraproduktiv dies zu kommunizieren. Vorgänge, die Straftaten mit kindlichen Opfern oder Gefahren für Kinder beinhalten, erfahren dabei besondere Aufmerksamkeit. Im Falle eingehender Hinweise und Anzeigen werden - sofern geboten - unverzüglich Sofortmaßnahmen eingeleitet. Neben laufenden kriminalpolizeilichen Ermittlungen werden polizeiliche Einsatzkräfte angewiesen, bei Streifenfahrten im relevanten Stadtteil besonders auf tatverdächtige Personen zu achten und die Streifendichte wird erhöht. Die für den jeweiligen Stadtteil zuständigen Regionalbereichsbeamten werden ebenfalls informiert und angewiesen, an tatrelevanten Orten auf sich auffällig verhaltende Personen zu achten. Im Fall der Westringschule ist die Grundschule aufgesucht worden. Die Kriminalbeamten befragten die drei Kinder, die den Sachverhalt (Exhibitionist) beobachtet haben sollten. Alle drei sagten jetzt, einen Tag später, im Beisein der Hortnerin, dass sie von einem Mann angesprochen wurden, der sie nach ihrem Namen befragt hatte, mehr nicht. Zu dieser Zeit fand ein Bücherverkauf in der Schule statt. Auch gezieltes Nachfragen bei den Kindern führte zu keinem anderen Ergebnis.