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  7. Magdeburger Feuerwehr besitzt ab sofort die modernste Drehleiter des Landes

Abgewinkelte Leiter soll Menschenrettung erleichtern / Stadt und Land investierten 580000 Euro Magdeburger Feuerwehr besitzt ab sofort die modernste Drehleiter des Landes

Von Matthias Fricke 29.11.2011, 05:31

Die modernste Drehleiter des Landes steht seit dieser Woche in Magdeburg. Das Fahrzeug wurde vor einigen Tagen aus Ulm geholt und wird jetzt für den Einsatz vorbereitet. Noch vor Weihnachten soll das High-Tech-Gerät im Wert von 580000 Euro den ersten Einsatz fahren.

Magdeburg l Auf diesen Moment haben die Feuerwehrmänner schon lange gewartet. Die fast 20 Jahre alte Drehleiter der Wache Süd wird jetzt durch die modernste Technik, die gegenwärtig auf dem Markt angeboten wird, ersetzt. Brandamtsrat Ulrich Claus kommt aus dem Schwärmen nicht heraus: "Diese Leiter besitzt einen computergesteuerten Gelenkarm, der es uns ermöglicht, auch hinter einen Dachfirst zu gelangen oder an einer Kante, zum Beispiel dem Hafenbecken, in die Tiefe zu gehen." Die Einsatzmöglichkeiten seien vielfältig und mit denen früherer Gerätschaften nicht zu vergleichen. So können mit der aufsetzbaren Trage auch Patienten durch ein Fenster geborgen werden, wenn dies durch das Treppenhaus nicht mehr möglich ist.

Die neue Drehleiter könnte nach den Vorstellungen der Einsatzkräfte sich zur "Allzweckwaffe" für die Feuerwehr entwickeln, denn der Aufbau bietet auch die Möglichkeit, mit einem speziellen Lüfter Wohnungen in den oberen Etagen schneller von Rauch zu befreien. "Das war uns über diesen Weg so früher auch nicht möglich", erklärt der Technikverantwortliche der Magdeburger Feuerwehr.

Ulrich Claus zieht einen großen Schubkasten auf und zeigt auf einen Scheinwerfer. "Der ist heller als mehrere Tausend-Watt-Lampen", sagt er, während sein Kollege am Computer mit dem Joystick die Drehleiter bewegt. Sie kann in Gefahrensituationen auch ohne eine Person im Korb als Löschkanone eingesetzt werden. Eine dort installierte Kamera macht auch unbemannt ein präzises Zielen des Löschmittels auf das Feuer möglich. Die Sicherheit für die Einsatzkräfte ist somit um ein Vielfaches verbessert worden. "Es sind jede Menge Kleinigkeiten, die uns im Einsatzalltag eine wichtige Hilfe sind. So muss der Steuermann nicht mehr mit seinem Handfunkgerät herumfuchteln, wenn er mit der Leitstelle Kontakt halten will. Das läuft jetzt alles über die moderne Technik", ergänzt Feuerwehrmann Ingo Pläschke.

Die alte Drehleiter mit dem Baujahr 1993 - die älteste der insgesamt drei der Magdeburger Feuerwehr - soll nun an Gewerbetreibende oder andere Interessenten versteigert werden.

Bei aller Freude über die Neuanschaffung bleiben die Einsatzkräfte dennoch verhalten optimistisch, wenn es um die Verjüngung der Fahrzeugflotte geht.

Denn im nächsten Jahr soll es erst einmal keine Neuanschaffung geben, obwohl dies bei der Flotte von 50 Fahrzeugen eigentlich dringend nötig wäre.

"Die beiden anderen Drehleiter-Fahrzeuge der Wache Nord sind nur zwei bzw. vier Jahre jünger als die nun zur Versteigerung stehende Drehleiter der Wache Süd. Die haben mehr als 2000 Betriebsstunden auf dem Buckel und waren täglich im Einsatz", erklärt der Fachmann. Der hohe Verschleiß treibe bei den Spezialfahrzeugen die Reparaturkosten immer höher, so dass eine Neuanschaffung am Ende preiswerter für die Stadtkasse ist.

Und folgt man den bisherigen Planungen, sollen bis zum Jahr 2020 alle Magdeburger Einsatzfahrzeuge im Gesamtwert von 8,7 Millionen Euro ausgetauscht werden.

Die Drehleiter kann bis 32 Meter ausgefahren werden und ermöglicht eine sichere Menschenrettung aus bis zu einer Höhe von 21 Metern. Dies ist die Grenze zum Hochhaus (8. Etage).

Alle anderen Einsätze zur Menschenrettung erfolgen über den Höhenrettungsdienst. Die speziell ausgerüsteten Einsatzkräfte können Personen zum Beispiel über Seile aus höher gelegenen Wohnungen retten.

Ab 2013 ist die Anschaffung eines Teleskopsteigers vorgesehen. Er erreicht sogar eine Arbeitshöhe von bis zu 50 Meter.