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Analoge Sender werden abgeschaltet / Wie die großen Vermieter reagieren / Problem der Privaten Schüssel, Röhre und Receiver: Bleiben nach dem 30. April Bildschirme schwarz?

Von Karl-Heinz Kaiser 04.02.2012, 04:23

Am 30. April schalten die öffentlich-rechtlichen Sender die analogen Fernsehkanäle ab. Ein enormer Einschnitt in die Fernsehwelt. Volksstimme-Recherchen ergaben - in Magdeburg können die meisten Bildschirme gar nicht schwarz werden. Ausnahmen gibt es.

Magdeburg l Wer den 30. April bislang mit einer gewissen TV-Untergangsstimmung verbunden hat, kann zumindest in Magdeburg weitestgehend beruhigt werden: Bewohner von Genossenschafts- und Wobau-Häusern werden - von unvorhergesehenen Pannen abgesehen - wahrscheinlich überhaupt keine Probleme bekommen. In den meisten Fällen nämlich ist hier noch der Empfang von Analogprogrammen möglich.

Grund: Die jeweiligen Kabelnetzanbieter haben entsprechende Technik installiert. Damit werden die digitalen Signale wieder ins Analogformat zurückgesetzt. Selbst der alte Röhrenfernseher hat deshalb nicht ausgedient. Eines zusätzlich vorgeschalteten Receivers bedarf es auch nicht.

Allein Magdeburgs größter Kabelnetzbetreiber, die MDCC GmbH, hat dafür rund 100 000 Euro investiert. Ralf Taschner von der SWM-Tochter: "Bei uns sind beide Formate zu empfangen. Das betrifft über 75 000 angeschlossene Haushalte." Das sind seinen Aussagen nach die komplette Wobau und 6 der insgesamt acht Magdeburger Wohnungsgenossenschaften. Bei zwei davon ("1995" und "1893") ist allerdings außer MDCC noch die Primacom mit im Boot. Schon im Dezember hatte Joachim Grendel, Sprecher der Primacom-Geschäftsführung, versichert, dass in seinem "Breitbandnetz digitaler und analoger Empfang möglich" sei. Er fügte jedoch hinzu: "... sofern dies technisch, wirtschaftlich oder rechtlich möglich" sei. Das ist eine Einschränkung. Auf Volksstimme-Nachfrage bekräftigte gestern ein Unternehmenssprecher definitiv: Es werde sich "für die rund 17 000 von Primacom versorgten Haushalte in Magdeburg nichts ändern", erklärte er.

In den Genossenschaften "Post und Energie" sowie "GWG Reform" verhält es sich hinsichtlich der Betreiber anders. Die "Reformer" sind mit Kabeldeutschland TV-geschäftlich liiert. "Der Anbieter sorgt sowohl für digitalen als auch für analogen Empfang. Die Mieter sind informiert, keine Probleme", prognostizierte Vorstandsprecher Detlef Gissendorf.

Auch bei "Post und Energie" sei die Umstellung ein großes Thema, sogar neue Mitarbeiter seien eingestellt worden, erklärte Vorstand Hartmut Voigt. Die Genossenschaft betreibt eigene Kopfstationen. Das Gros werde für beide Signale tauglich gemacht. Aber es gebe kleinere Stationen, die ausschließlich auf digital umgestellt sind, sagte der Vorstand. Hier müsse, falls das alte TV-Gerät nicht dafür geeignet sei, ein Receiver zwischengeschaltet werden. Die Mieter werden per Aushang informiert, hieß es. In sozialen Härtefällen soll es Receiver unentgeltlich geben, sagte Voigt weiter.

Ansonsten wird auch auf Eigeninitiative gesetzt. "Wir können nicht allen einen kostenlosen Receiver bieten", erklärte er. Magdeburger TV-Experten sehen ohnehin eher bei privaten Ein- und Mehrfamilienhäusern mit "Schüsseln" noch Probleme. Es werden dort die Bildschirme schwarz bleiben, wo Sat.-Schüsseln aus Anfang der 90er Jahre stammen und nicht für den digitalen Empfang umgerüstet worden sind, sagen sie.

Receiver oder nicht, Investition in ein neues Fernsehgerät oder weiter in die "alte Röhre" gucken, Schüssel oder Kabelnetz - das wird auch die Magdeburger Mieter und Vermieter in den nächsten drei Monaten immer stärker beschäftigen. Handlungsbedarf besteht umso mehr, je näher der Termin rückt und gar die Handwerkerkapazitäten knapp werden.

Frank Saft, Vorstand der WGM 1995, sieht dem 30. April bei aller Aufregung "zuversichtlich für seine Mitglieder entgegen". Trotz aller Vorkehrungen schließt er aber Probleme nicht völlig aus. Die üblichen, sagte er. Wenn nämlich die Leib- und Magensender mit der Umstellung vom alten Platz verschwinden und nur schwer wiederzufinden sind.

Aber das wird nicht das Problem allein dieser einen Genossenschaft sein.