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Standort Halle ist auf dem Prüfstand Hitzige Debatte um Zukunft der Uni-Kliniken

Von Michael Bock 19.04.2013, 03:16

Magdeburg/Halle l Kann sich Sachsen-Anhalt zwei Universitätskliniken leisten? Nachdem Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) den Standort Halle infrage gestellt hatte, ist im Land eine alte Diskussion neu entbrannt.

Wolff hatte in einem Volksstimme-Interview (Ausgabe vom 17. April) erklärt, es sei eine "berechtigte Frage", ob sich Sachsen-Anhalt zwei voll ausgestattete Unikliniken leisten könne. Der Wissenschaftsrat habe schon 2005 Ausbildung und Forschung an der Uniklinik Halle deutlich kritisiert: "Wenn das Gremium in seinem neuen Gutachten im Sommer wieder zu diesem Ergebnis kommt, stellt das einiges in Frage."

Damit hat Wolff eine erneute Debatte um die Uni-Standorte ausgelöst. Diese wird zusätzlich befeuert durch ein internes Papier aus dem Haus von Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD). Kernsatz: "Ein steuerschwaches Land der Größe Sachsen-Anhalts mit den bekannten Lasten aus der demografischen Entwicklung und Schulden kann sich nicht zwei medizinische Fakultäten und Universitätskliniken leisten." Allein in Halle gebe es einen Investitionsstau von 80 Millionen Euro. Der Betrag könne bis 2025 auf bis zu 400 Millionen Euro anwachsen. Zur Lage der Magdeburger Uniklinik heißt es, hier dürften "ähnliche Zahlen" gelten.

Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte, bei dem Papier handele es sich nur um eine "interne Arbeitsgrundlage der Regierung".

Der CDU-Fraktionsvorsitzende André Schröder reagierte verärgert auf die neu entfachte Debatte: "Das führt zwangsläufig zu Verunsicherung." Zur Standort-Diskussion sagte er: "Wir müssen über alles reden können." Allerdings mit zwei Einschränkungen: Betriebsbedingte Kündigungen und eine Vollprivatisierung der Uni-Kliniken dürfe es nicht geben.

SPD-Fraktionschefin Katrin Budde sagte: "Es gibt einen klaren Auftrag der Landesregierung an die Wissenschaftsministerin. Sie soll bis zum 30. September ein Konzept zur Hochschulmedizin vorlegen. Solange dies nicht geschehen sei, "werden wir nicht über zukünftige Strukturen an den Hochschulen spekulieren".

Hendrik Lange, Hochschulpolitiker der Linken: "Wir sprechen uns ganz klar für den Erhalt beider Standorte aus." Es sei ein großer Vorteil, dass Sachsen-Anhalt über Ausbildungs-, Forschungs- und Weiterbildungskapazitäten im Norden und im Süden des Landes verfüge. "So kann eine regionale Ausgewogenheit beim Ärztenachwuchs und in der Versorgung gesichert werden. Lehre, medizinische Praxis und Forschung sind eng verbunden. Das muss so bleiben." Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert sprach von einem schwierigen Thema: "Hier müssen wir Schritt für Schritt eine Lösung suchen."

Ein Sprecher der Uniklinik Halle erklärte, der Bedarf an Ärzten in Sachsen-Anhalt könne auch künftig nur durch zwei medizinische Fakultäten gedeckt werden. Jährlich schieden bis zu 230 Mediziner altersbedingt aus. Die Uniklinik übernehme zudem einen Teil der haus- und fachärztlichen Versorgung im Süden Sachsen-Anhalts. Die Klinik sei mit mehr als 400 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Land.