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Im Kampf gegen die Flut muss das Technische Hilfswerk Kräfte aus ganz Deutschland einsetzen Dem THW gehen die Helfer aus

11.06.2013, 01:27

Magdeburg l Sie verteidigen durchweichte Deiche, evakuieren Einwohner und pumpen Wasser ab - Tausende ehrenamtliche THW-Kräfte sind in Sachsen-Anhalt im Einsatz. Das Hilfswerk trägt zur Bewältigung der Flut bei, hat aber Nachwuchssorgen.

Der Scheitel der Flut hat Magdeburg bereits passiert, doch die knapp 2000 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks haben noch immer alle Hände voll zu tun. Bodo Benstein ist einer von ihnen. Am Montagnachmittag pumpt er gemeinsam mit seinen Kameraden vom Ortsverband Solingen tausende Liter Elbewasser aus dem Technischen Polizeiamt in Magdeburg-Rothensee ab.

"Die Hannibal-Pumpe mussten wir am Sonnabend von einem Hubschrauber der Bundespolizei einfliegen lassen", erzählt Benstein. Fahrzeuge wären sonst in den Fluten steckengeblieben. "10 000 Liter pro Minute schafft die Pumpe", so der THW-Mann. Zum Vergleich: Eine handelsübliche Badewanne fasst rund 150 Liter Wasser.

Weil die Brühe auf dem Polizeigelände noch immer hoch steht, lassen Benstein und seine Kameraden allerdings noch zwei weitere Pumpen mit einer Leistung von jeweils 5000 Litern pro Minute laufen.

"Schlamm muss weg, solange er feucht ist, sonst wird er hart wie Zement."

Die Aufgaben des THW beschränken sich aber nicht nur aufs Auspumpen von Gebäuden. "Priorität hat die Sicherung von Deichen", erklärt THW-Sprecher Robin Schwarzer. "Die Pegel sinken zwar, aber der Druck auf die Dämme ist weiter enorm." Das sei auch ein Grund, weshalb das Hilfswerk seine Einsatzkräfte am Wochenende noch einmal auf rund 2000 allein in Magdeburg verdoppelt hat.

"Die Feuerwehr unterstützen wir außerdem bei Evakuierungen von Einwohnern, stellen Notstromaggregate, schützen kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser und leuchten nachts Einsatzstellen aus", zählt Schwarzer auf. Wenn sich das Wasser dann zurückzieht, bleibt weiter viel zu tun. Mit Radladern und schierer Manpower beseitigen THW-Kräfte die Rückstände auf Straßen und Gehwegen, die das Elbewasser hinterlassen hat. "Der Schlamm muss weg, solange er feucht ist, sonst wird er hart wie Zement", erklärt Schwarzer. Die verbauten Sandsäcke müssen ebenfalls wieder runter von den Deichen, auch hier ist das Hilfswerk gefragt. Um stets über die Aktivitäten der THW-Einheiten im Bild zu sein, pendelt der 20-Jährige dauernd zwischen Einsatzorten und Koordinationsstelle an der Enckekaserne in Magdeburg hin und her."204 Ortsverbände aus ganz Deutschland sind hier im Einsatz, da ist viel Kommunikation nötig", so Schwarzer. Anders als Polizei und Feuerwehr würden sich die THW-Einheiten nicht über Funk, sondern mit Mobiltelefonen und E-Mail verständigen. "Das hat sich bewährt." Viele Einsätze hätten ihm zufolge aber weniger aufwändig sein können, wenn stets genug THW-Kräfte sofort verfügbar gewesen wären. Für das Hilfswerk ist es nämlich mittlerweile nicht mehr selbstverständlich, personell aus dem Vollen zu schöpfen. Der Engpass an Neueinsteigern ist vor allem durch den Wegfall der Wehrpflicht entstanden. Denn diejenigen, die nicht bei der Bundeswehr dienen wollten, meldeten sich oftmals zum Einsatz beim Technischen Hilfswerk.

"Heute sind wir darauf angewiesen, dass sich Leute freiwillig bei uns ehrenamtlich engagieren", erzählt Schwarzer. Er selbst studiert eigentlich in Magdeburg Sicherheit und Gefahrenabwehr. "Glücklicherweise haben aber Hochschule und Universität ihren Lehrbetrieb wegen des Hochwassers vorübergehend eingestellt." Wie bei freiwilligen Feuerwehren können Interessierte auch beim Technischen Hilfswerk nicht einfach so mitmachen. "Jeder Helfer durchläuft bei uns eine Grundausbildung mit abschließender Prüfung", erklärt Schwarzer.

"Wir sind darauf angewiesen, dass sich Leute freiwillig engagieren."

Bei Alarmierungen greift das THW zwar zunächst auf regionale Einheiten vor Ort zurück. Doch bei Großeinsätzen ist schnell die Hilfe unterschiedlichster Verbände gefragt.

Eine Bereicherung ist für das THW aber auch der spontane Einsatzwillen der vielen Fluthelfer. "Die Zusammenarbeit mit der zivilen Bevölkerung ist hervorragend", freut sich Schwarzer. So sei die Hochwasserkatastrophe leichter zu bewältigen.