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Hallenser Wirtschaftsforscher analysieren, wo Sachsen-Anhalts Exportwirtschaft wirklich steht Ausfuhrquote hat sich seit 1995 verdoppelt - aber es fehlt (noch) die starke Kraft

22.01.2014, 01:24

Magdeburg l Tabletten, Maschinen, Benzin, Öl, Drähte und Pappkarton - viele Unternehmen aus Sachsen-Anhalt verkaufen ihre Produkte ins Ausland. Die Exportquote hat sich seit 1995 in etwa verdoppelt. Aber es geht nicht stetig bergauf. Im Jahr 2009 gab es infolge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise einen deutlichen Einbruch (siehe Grafik oben). Nach einer Erholung bis 2011 deutet sich dann eine leichte Stagnation im Außenhandel an.

"Ein entscheidender Grund liegt wohl darin, dass die wichtigen Absatzmärkte der hiesigen Wirtschaft nicht in schnell wachsenden Schwellenländern, sondern in Europa liegen und die europäische Wirtschaft gerade in dieser Zeit in der Krise steckte", sagt die Makroökonomin Brigitte Loose vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Die Lage aber hat sich wieder gebessert. Die Industrie Sachsen-Anhalts habe sich ausgehend von einem schwachen ersten Halbjahr 2013 "relativ gut erholt", konstatiert die Wissenschaftlerin. Das gelte insbesondere für den Export der mittelständischen Investitionsgüterproduzenten, zu denen beispielsweise Hersteller von Werkzeugen und Maschinen gehören.

Geringer Anteil an deutschen Ausfuhren

Positiv dürften sich die allmählich bessernden Absatzperspektiven im Euroraum niederschlagen, glaubt die Expertin. Dieser Markt habe für die hiesige Wirtschaft direkt oder über Zulieferungen an westdeutsche Exporteure inzwischen eine große Bedeutung: "Der Zuwachs aus den Auslandsgeschäften fällt in der Industrie insgesamt sogar etwas kräftiger aus als der aus dem Inland."

Zur Wahrheit gehört aber auch: Im Vergleich der neuen Bundesländer, die eine Exportquote von 36 Prozent aufweisen, liegt Sachsen-Anhalt mit 28 Prozent unter dem Durchschnitt. Der Anteil unseres Bundeslandes an den gesamten deutschen Ausfuhren liegt sogar bei nur 1,4 Prozent.

Ökonomin Loose: "Die Gründe dürften vor allem struktureller Natur sein. In Sachsen-Anhalt hat die Produktion von Vorleistungsgütern, die selbst in der Regel nur wenig exportiert werden und eher als Zulieferungen nach Westdeutschland und später von dort aus als Endprodukte in den Export gehen, eine deutlich größere Bedeutung als in Deutschland beziehungsweise in den neuen Bundesländern insgesamt." Typische Vertreter des Vorleistungsgütergewerbes in Sachsen-Anhalt sind beispielsweise Produzenten von Kraftstoffen, chemischen Lösungen oder Metallen.

Bessere Absatzchancen wohl eher im Inland

Nicht zu vergessen das Ernährungsgewerbe. Diese Branche hat in Sachsen-Anhalt eine weit größere Bedeutung als in Deutschland und in den anderen neuen Bundesländern. "Dieser Bereich weist wegen der stärkeren Inlandsorientierung in aller Regel niedrigere Exportquoten aus und drückt damit den Landesdurchschnitt", weist die Wissenschaftlerin auf die Folgen hin. Anderenorts typische Exporteure wie Kraftfahrzeugbauer oder Elektrotechnikfirmen seien in Sachsen-Anhalt nur wenig vertreten.

Von Nachteil sei auch die hiesige Unternehmensstruktur, gibt Loose zu bedenken. Die Industriebetriebe zwischen Altmark und Dübener Heide seien deutlich kleiner als ihre westdeutschen Konkurrenten und wegen der hohen Transaktionskosten dann weniger stark im Ausland engagiert. Größere Steigerungsmöglichkeiten dürften deshalb perspektivisch wohl eher im Inland liegen, glaubt das IWH.

Dies sollte aber kein Grund dafür sein, den Kopf in den Sand zu stecken, meinen die Ökonomen. Für die Unternehmen komme es darauf an, Nischen auszumachen, wo man die größten Wettbewerbsvorteile aufweise. Loose: "Das kann im Inland, aber auch im Ausland sein."