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Ehepaar gefesselt, geschlagen und ausgeraubt 75 Minuten Todesangst im eigenen Haus

Von Doreen Schulze und Matthias Fricke 21.03.2014, 01:15

Rochau l Ein Rentnerehepaar aus Rochau (Landkreis Stendal) hat am Mittwochabend den Albtraum vieler Einfamilienhausbesitzer durchlebt. Sie erlebten einen Raubüberfall in den eigenen vier Wänden.

Die Rekonstruktion von 75 Minuten in Todesangst: Das Seniorenehepaar sitzt im Wohnzimmer ihres Einfamilienhauses. Beide haben sich in der Altmark einen Traum erfüllt und das Haus gekauft. Ursprünglich stammen der 66-Jährige und seine 67-jährige Frau aus Mainz.

Im Fernsehen läuft das Fußball-Champions-League-Spiel. Gegen 21.30 Uhr beginnt die Halbzeit. Der Rentner nutzt die Pause, um seinen Hund noch eine Runde im Garten drehen zu lassen. Er öffnet die Terrassentür und lässt den Vierbeiner laufen. "Ich habe mich neben die Tür gesetzt und wollte einen Moment warten", erzählt er später der Volksstimme. Es ist etwa 21.45 Uhr. Da hört er seinen Hund laut aufjaulen.

Ehe der Mann reagieren kann, stürmen bereits vier Maskierte durch die Terrassentür in die Wohnung, bedrohen den 66-Jährigen und dessen Ehefrau. Sie drängen beide in einen Hauswirtschaftraum, fesseln sie an den Armen mit Kabelbindern. Der Senior sagt: "Wir saßen dann da, hörten das Treiben im Haus, immer wieder kam jemand von ihnen, um nach uns zu sehen." Die vier maskierten Räuber versetzen beiden immer wieder Schläge und Tritte. Das Ehepaar fürchtet um sein Leben.

Die Minuten werden für beide unendlich, während die Räuber das gesamte Haus durchsuchen. Wie sich später herausstellen wird, finden sie rund 2000 Euro Bargeld und Scheine in der südafrikanischen Währung "Rand" sowie Krügerrandmünzen im Durchmesser von 32,9 Millimetern. Außerdem stoßen die Eindringlinge auf zwei Pistolen des Herstellers "Smith Wesson". Die scharfen Waffen sind in einem gesonderten Schrank ordnungsgemäß untergebracht. Polizeisprecher Marco Neiß vom Revier Stendal in der Altmark bestätigt später, dass der Jäger im Besitz der notwendigen Waffenerlaubnisscheine ist. Zudem nehmen die Unbekannten auch technische Geräte wie einen Laptop und Mobiltelefone mit.

Als der 66-Jährige und seine Frau draußen nichts mehr hören, versuchen sie sich zu befreien. Irgendwann gelingt es auch. Vorsichtig sieht der Rentner nach, ob die Maskierten tatsächlich verschwunden sind. Kurz vor 23 Uhr geht der Notruf bei der Polizei ein. Die Beamten setzen einen Fährtenhund ein, der läuft aber nur bis zur Straße. Vermutlich sind die Räuber mit einem Pkw geflüchtet.

Das Ehepaar wird vom Notarzt mit leichten Verletzungen versorgt. Beide müssen den Schock verarbeiten. Die Polizei fahndet inzwischen nach den etwa 25 bis 30 Jahre alten Tätern. In den Tagen zuvor war Nachbarn ein weißes Auto mit Stufenheck aufgefallen, in dem drei Männer saßen. Ob der Wagen mit dem Überfall im Zusammenhang steht, ist noch unklar.