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Gefahr aus Übersee Landesamt enttarnt mehr illegale Arzneimittel

05.09.2014, 01:19

Magdeburg l Kamasutra und Viagra. Der Leitfaden der Liebe und die Potenzpille haben Arzneimittelhersteller aus Indien offenbar inspiriert. Kamagra heißt die indische Erektionshilfe. Die Tablette ist in Deutschland allerdings verboten.

In Sachsen-Anhalt werden immer mehr dieser illegalen Arzneimittel entdeckt. Das Landesamt für Verbraucherschutz hat im vergangenen Jahr 237 Proben analysiert - 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieser Trend setzte sich auch in diesem Kalenderjahr fort.

Die Packungen und Fläschchen mit den bunten Drucken und asiatischen Schriftzeichen landen im Labor von Klaus Raith. Er leitet die Arzneimittelprüfstelle im Landesamt für Verbraucherschutz. Mit seinen Mitarbeitern überprüft er die verdächtigen Produkte, die ihm die Behörden übergeben.

Rund 90 Prozent dieser Medikamente seien tatsächlich illegal, so Raith. Mehr als zwei Drittel waren Dopingmittel, der Rest vor allem Schlankheits- und Potenzmittel. "Häufig steht auf den Verpackungen etwas anderes drauf, als tatsächlich drin ist", erklärt Raith. "Das ist mitunter abenteuerlich."

Viele der in Asien hergestellte Präparate zieren nur Schriftzeichen der dortigen Landessprache. Die richtige Dosierung des Produktes wird so zur Glückssache. In vielen angeblich rein pflanzlichen Arzneien, wie etwa Haarwuchsmittel, würden häufig chemische Substanzen gefunden, berichtet Raith. Auch die grünen Tabletten des indischen Potenzmittels Kamagra versprechen mehr als sie eigentlich bewirken: denn der Wirkstoff ist erheblich schwächer dosiert. Grundsätzlich dürfen in Deutschland nur zugelassene Arzneimittel verkauft werden. Medikamentenprüfer Raith warnt vor Dopingmitteln aus dem Internet. "Vor allem für Freizeitsportler haben die Substanzen zunächst eine beeindruckende Wirkung", so Raith. Die langfristigen körperlichen Folgen seien aber nicht abzusehen. Auch Schlankheitsmittel enthielten teils Substanzen, die zu Herz-Kreislauf-Problemen führen könnten.

Handel mit gefälschten Medikamenten nimmt zu

Vor allem der Online-Handel macht das Bestellen der vielversprechenden, aber illegalen Mittelchen leicht. "Der Verkauf dieser Produkte bringt der organisierten Kriminalität offenbar erhebliche Profite", sagt Raith.

Der Handel mit illegalen und gefälschten Medikamenten nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Laut Statistiken des Zollkriminalamtes (ZKA) lag 2008 die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Arzneimittelschmuggels noch bei 407 Fällen. Im vergangenen Jahr waren es 1854 Verfahren. In Sachsen-Anhalt ist 2013 in 92 Fällen wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ermittelt worden, teilt das LKA mit.

Angesichts der wachsenden Aufgaben seiner Behörde warnt der Präsident des Landesamtes für Verbraucherschutz, Bernhard Räbel, vor Personalabbau in seiner Behörde. Nach Plänen der Landesregierung sollen die derzeit noch 455 Stellen bis 2020 auf 389 reduziert werden.

Das Landesamt ist unter anderem auch für die Überwachung von Viehzuchtbetrieben und Schlachthöfen zuständig. Auch Zootiere werden bei Auffälligkeiten untersucht. Im Sommer 2013 starben im Zoo Magdeburg vier Pinguine. Die Behörde diagnostizierte später, dass die Seevögel mit Vogelmalaria infiziert waren. Für Menschen stellte diese Krankheit aber keine Gefahr dar.