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Getec will im Ausland wachsen Das Konzept Zukunft

Der Getec-Konzern aus Magdeburg peilt in diesem Jahr einen Umsatz von
mehr als 800 Millionen Euro an. Künftig will der Energiedienstleister
verstärkt Märkte im Ausland erschließen und auch bei der Energiewende
eine tragende Rolle spielen.

01.12.2014, 01:17

Magdeburg l "Im kommenden Jahr werden wir mit Partnern in Energiespeicherprojekte investieren", kündigte Getec-Gründer Karl Gerhold gegenüber der Volksstimme an. Konkret geht es darum, an Wind- und Solarparks große Batteriespeicher anzuschließen. Die Batteriekraftwerke mit einer Leistung von fünf Megawatt sollen das Stromnetz stabilisieren, auch bei schwankender Einspeisung erneuerbarer Energien. "Wir haben einen pfiffigen Ansatz. Den hat noch keiner", so Gerhold. Details nannte er nicht.

Gerhold ist der Mann für den Weitblick im Magdeburger Konzern. Ende des vergangenen Jahres zog sich der 63-Jährige aus dem operativen Geschäft zurück. In der Dachgesellschaft Getec-Holding, unter der die sechs Teilkonzerne vereinigt sind, hat Gerhold nun als geschäftsführender Gesellschafter die strategische Ausrichtung des Gesamtkonzerns im Blick. Im kommenden Jahr will die Gruppe verstärkt im Ausland wachsen und neue Märkte erschließen.

Getec steigt in den Markt für Telekommunikation ein

Ende Oktober gründete der Konzern die neue Getec Media AG. Mit dem Unternehmen soll der Einstieg in den Breitbandmarkt gelingen. Getec übernahm dabei auch die Mehrheitsanteile des Leipziger Telekommunikationsspezialisten Communication Concept. "Wir haben eine Firma gefunden, die zu uns passt und bereits Erfahrungen in diesem Markt hat", sagte Gerhold. Noch in diesem Jahr sollen die Geschäfte aufgenommen werden. Mit dem neuen Unternehmen erhöht Getec sein Dienstleistungsangebot für die Immobilienwirtschaft und die Industrie.

Die sechs Teilkonzerne sind auf unterschiedliche Energiemärkte spezialisiert. Schwerpunkt sind sogenannte Contracting-Dienstleistungen. Die Getec-Unternehmen als Contractor versorgen etwa Industriebetriebe mit Wärme, Dampf, Kälte und Strom. Auch der Bau, die Wartung und der Betrieb von technischen Anlagen wird übernommen. Getec berechnet dafür einen Komplettpreis, der die Kunden von hohen Anfangsinvestitionen in Energiebauten befreit.

Federführend im Contracting-Bereich für Industriekunden ist die Getec Heat and Power AG. Das Teilunternehmen treibt auch den Ausbau von Geschäftsfeldern im Ausland voran. Derzeit erzielt der Konzern über 90 Prozent seines Umsatzes in Deutschland.

Anfang Oktober wurde eine Zusammenarbeit der Heat and Power mit der österreichischen Verbund AG bekannt gegeben. Ein vielversprechender Partner für das Magdeburger Unternehmen, denn die Verbund AG ist der größte Energieversorger der Alpenrepublik, beliefert neben Pivatkunden auch die Industrie. "Wir haben eine große Chance, in Österreich interessante Projekte umzusetzen", sagte Gerhold. Bereits seit 2010 arbeitet Getec mit den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich in der Schweiz zusammen.

Geschäfte im Ausland sorgten bei Getec im vergangenen Jahr aber auch für Rückschläge. So trennte sich die Getec Energie AG von ihrem Gashandelsgeschäft in Ungarn. "Das war schlicht zu risikoreich", erklärte Gerhold rückblickend. Der Konzern musste dabei Umsatzeinbußen von rund 200 Millionen Euro in Kauf nehmen. Auf das Ergebnis hatte die Entscheidung keinen Einfluss. Der Gewinn vor Steuern lag bei 33 Millionen Euro (2012: 31 Millionen Euro).

Auch das Ur-Geschäft von Getec - die Dienstleistungen für die Immobilienwirtschaft - soll weiter wachsen. Die Getec Wärme und Effizienz AG entwickelt Konzepte für die Energieversorgung von Immobilien. Gerhold will sich perspektivisch auch an Privatkunden wenden. Künftig sollen Wohnungsmieter von der Getec Stromangebote erhalten, auch Telekommunikationsdienstleistungen sind geplant.

Gerhold träumt vom vernetzten Haushalt, den sein Konzern komplett verwaltet und mit Energie beliefert. "Unser Ziel ist mehr Energieeffizienz. Die Kunden sollen monatlich Wärme- und Stromabrechnungen bekommen, um ihren Verbrauch besser kon- trollieren zu können", so Gerhold, der die Getec im Mai 1993 in Magdeburg gründete.

In einer Barracke auf dem Gelände der ehemaligen Medizinischen Akademie entwickelten er und drei Mitstreiter erste Wärmekonzepte für die Wohnungswirtschaft der Landeshauptstadt. "Wir wollten Prozesse vom Ende her denken. Also nicht nur bauen, sondern auch schauen, ob das im Betrieb wirklich funktioniert", erklärte Gerhold, der zuvor drei Jahre Chef der Staatskanzlei der Landesregierung war. Warum Getec so immens gewachsen ist? "Gute Leute und richtige Entscheidungen."