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Nathusius kauft Fahrradhersteller Haldensleber Familie rettet Mifa

Die Haldensleber Unternehmerfamilie von Nathusius kauft den insolventen Fahrradhersteller Mifa. Das bestätigte am Donnerstagabend Heinrich von Nathusius der Volksstimme. Auch das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich mit einem Millionenkredit.

12.12.2014, 01:09

Magdeburg l "Ich bin überzeugt von dem Sanierungskonzept", sagte Heinrich von Nathusius, der zusammen mit seinen drei Kindern Luisa, Marie und Felix künftig die Geschicke bei dem Fahrradbauer aus Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) leiten will. Dafür gründete die Familie eine eigene Gesellschaft. Der Kaufvertrag sollte noch am Donnerstagabend unterschrieben werden. Finanzielle Details wurden nicht genannt.

Die Familie von Nathusius ist in Sachsen-Anhalt wohlbekannt. Anfang der Neunzigerjahre hatte Heinrich von Nathusius den Automobilzulieferer IFA Rotorion von der Treuhand erworben. Der heute 71-Jährige entwickelte die Firma zum größten Unternehmen der Automobilbranche in Sachsen-Anhalt und einem der weltweit größten Hersteller von Längswellen. Seit Sommer führt Sohn Felix von Nathusius die 2000 Mitarbeiter zählende Unternehmensgruppe.

"Ich bin der Meinung, dass unsere IFA-Kunden den Begriff der Mobilität auch auf andere Mobilitätswege beziehen. In unserer Struktur besteht daher für die Mifa ein enormes Potenzial", sagte von Nathusius weiter.

Auch die Landesregierung unterstützt die Rettung der Fahrradfabrik. Sachsen-Anhalt garantiert für einen Kredit, den die Familie von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt erhält. Dabei soll es sich um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag handeln. "Die gemeinsame Kraftanstrengung rechtfertigt, dass auch das Land mit einem gewissen Betrag in das Risiko geht", erklärte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) gegenüber MDR Sachsen-Anhalt.

Heinrich von Nathusius sprach von einer "gesellschaftlichen Aufgabe". Das Land habe die Familie unterstützt, als Anfang der Neunzigerjahre IFA Rotorion aufgebaut wurde. "Ich bin in der Verantwortung, wenn mich das Land fragt, ob ich nun helfen kann", so Nathusius. Alle 600 Arbeitsplätze bei Mifa sollen erhalten bleiben. Die Auftragslage sei ausgezeichnet. Das kommende Geschäftsjahr sei nahezu komplett abgedeckt, erklärte der Unternehmer. "Ich sehe in dem Geschäft mit E-Fahrrädern einen enormen Wachstumsmarkt. Da wollen wir uns unsere Position schaffen", so von Nathusius.

Am Mittwochabend hatte Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) kurzfristig sein Kabinett zusammengerufen, um über die Mifa-Rettung zu beraten. Die Zeit drängte, weil die laufenden Lohnzahlungen gegen die Insolvenzmasse liefen und den Beschäftigten noch vor Weihnachten der Jobverlust drohte.

Im Frühjahr hatte Mifa wegen Bilanzfehlern überraschend 30 Millionen Euro Verlust gemeldet. Der Einstieg des Fahrrad-Riesen Hero Cycles scheiterte in letzter Minute. Das indische Unternehmen hatte 15 Millionen Euro investieren wollen, hielt dann aber Zusagen nicht ein. Daraufhin wurde Ende September Insolvenz angemeldet. Insolvenzverwalter Lucas Flöther hatte angekündigt, an der geplanten Ausweitung der Produktion festzuhalten. Im Januar soll die saisonbedingte Kurzarbeit enden und wieder die volle Produktion gestartet werden.

Mifa produziert Fahrräder für Handelsketten wie Aldi.Auch Briefträger der Deutschen Post radeln auf Mifa-Drahteseln. Der Umsatz des Unternehmens lag zuletzt bei 100 Millionen Euro im Jahr.