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Schokoladenfabrik Halle Zweifel an Investor bei Halloren

Ein Investor sollte der traditionsreichen Schokoladenfabrik Halloren neue Märkte öffnen. Doch an der Seriosität des Kapitalgebers gibt es Zweifel. Zudem könnte auf das Unternehmen aus Halle eine Sonderprüfung der Bilanz zukommen.

18.06.2015, 01:11

Halle l Im November des vergangenen Jahres stieg das unbekannte Unternehmen Charlie Investors bei Halloren ein und beteiligte sich mit 19 Prozent an dem börsennotierten Schokoladenhersteller. Halloren-Chef Klaus Lellé versprach seitdem einen besseren Zugang zu Märkten in den USA und Asien, die der Investor für Halloren öffnen werde. Doch wer hinter dem Geldgeber steckt, darüber schwieg sich der Vorstandsvorsitzende aus. Recherchen der "Wirtschaftswoche" lassen nun Zweifel an dem Investor aufkommen.

Hinter Charlie Investors stecken die Brüder Darren und Kenneth Ehlert. Über das Investorenduo ist wenig bekannt. Der 41-jährige Amerikaner Darren Ehlert handelte bis Anfang 2005 bei der Investmentbank Lehman Brothers mit spekulativen Wertpapieren. Derzeit ist er Geschäftsführer der Immobilienfirma In-West Partners aus dem westfälischen Ascheberg. Sein Bruder Kenneth Ehlert kontrolliert mehrheitlich die Finanzholding Savvysherpa Coöperatief, die zur Hälfte an Charlie Investors beteiligt ist. Savvysherpa ist eine Briefkastenfirma, die sich mit rund 2500 Unternehmen eine Postadresse in Amsterdam teilt.

Auch bei der Jahreshauptversammlung der Aktionäre am Mittwoch in Halle sorgte der Einstieg von Charlie Investors für Diskussionen. Einige Anteilseigner kritisierten, dass hinter der Gesellschaft Immobilien-Investoren, aber keine Schokoladen-Experten steckten. Darren Ehlert stellte sich in Halle vor. Der Amerikaner wurde von den Aktionären mit 93 Prozent Zustimmung neu in den Aufsichtsrat des Konzerns gewählt. Er habe schon vielversprechende Gespräche mit potenziellen neuen Kunden geführt, sagte Ehlert, ohne ins Detail zu gehen.

Dem Schokoladenfabrikanten könnte wegen eines Interviews mit der Volksstimme Anfang Dezember zudem Ärger mit der Börsenaufsicht drohen. Lellé sagte damals: "Wir werden mit Sicherheit unser Ergebnis vom letzten Jahr erreichen. Also einen Gewinn von etwa zwei Millionen Euro."

Vier Monate später musste er bei 121 Millionen Euro Umsatz jedoch einen Gewinneinbruch um 91 Prozent verkünden. Magere 200.000 Euro blieben übrig. Im Herbst habe die belgische Tochterfirma Bouchard einen Großkunden verloren, sagte Lellé damals. Einen derartigen Gewinneinbruch hätte Halloren laut Geschäftsordnung der Deutschen Börse melden müssen. Lellé wollte sich am Mittwoch nicht äußern.