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Bischöfin Ilse Junkermann gibt Ausblick auf 2011: Kampagne für CO2-Einsparung / Umzug nach Erfurt und Richtlinie für Homo-Pfarrer Statt Tempo 160 nur noch 130: Für Klimawandel und mehr Lebensqualität

Von Silke Janko 14.01.2011, 05:26

Magdeburg. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) will bis zum Erntedankfest im Rahmen der Kampagne "Klimawandel-Lebenswandel" rund eine Million Kilogramm Kohlendioxid einsparen. "Die EKM nimmt damit Partei zu einem grünen Thema und zeigt wieder Gesicht in der Gesellschaft", erklärte Bischöfin Ilse Junkermann am Mittwoch-abend beim traditionellen Kamingespräch zum Jahresausblick 2011. Nach zunächst kritischen Tönen zu dieser Aktion hätten viele Gemeindeglieder gesagt: "Ich erkenne meine Kirche wieder."

In den vergangenen Jahren hatte die Kirche vor allem mit Strukturfragen von sich reden gemacht. Im Vordergrund der Wahrnehmung stand vor allem die Fusion von Kirchenprovinz Sachsen und Lutherischer Landeskirche Thüringens zur EKM, die zum 1. Januar 2009 vollzogen worden war.

Mit der aktuellen Klimawandel-Kampagne wolle die EKM, so Junkermann, Resignation und Ohnmachtsgefühle vieler Menschen aufgreifen und deutlich machen, dass viele kleine Schritte einen Beitrag zur Einsparung des klimaschädlichen CO2 leisten könnten. Wer dabei mitmachen möchte, kann bei der EKM ein Gutscheinheft mit Rückmeldekarten bestellen (www.klimawandel-lebenswandel.de).

Einsparmöglichkeiten gibt es beispielsweise, wenn Wäsche an der Luft anstatt im Trockner getrocknet, Wasser aus der Leitung statt aus Plasteflaschen getrunken oder einmal wöchentlich ein fleischloser Tag eingelegt wird. "Wir hoffen, dass eine Änderung des Lebensstils die Lebensqualität nicht einschränkt, sondern das Leben sogar genussreicher wird. Verkniffene Asketen wollen wir nicht werden", so Junkermann. Sie selbst wolle ihren Kraftfahrer anhalten, nicht mehr so schnell zu fahren: "160 statt 130. Da dauern die Fahrten zwar länger. Dafür habe ich im Auto mehr Zeit zum Arbeiten." Den größten Einspareffekt offeriert das Gutscheinheft übrigens bei einem Wechsel zum Stromanbieter "Elektrizitätswerke Schönau" – dem einzigen Unternehmen, das Strom verkauft, der nicht aus Atomkraft sowie Kohle und Öl erzeugt wurde. Für jeden neuen Kunden zahlt die Firma in einen Energiesparfonds der EKM ein, aus dem die energetische Sanierung von Kirchen finanziert werden soll.

Umzug nach Erfurt vier Wochen später

Zwei Jahre nach der Fusion zur EKM werden in diesem Jahr auch die Verwaltungs- und Leitungsstrukturen für die neue Kirche vollendet: Ende Mai, etwa vier Wochen später als ursprünglich vorgesehen, ziehen von den beiden Kirchenämtern Eisenach und Magdeburg 124 Mitarbeiter in das neue Landeskirchenamt nach Erfurt. Von der thüringischen Landeshauptstadt wird das kirchliche Leben für die rund 858 000 Protestanten in der EKM verwaltet, die sich im Norden von Salzwedel bis ins thüringische Sonneberg im Süden, im Westen von Heiligenstadt bis ins brandenburgische Lauchhammer im Osten erstreckt. Das Erfurter Collegium maius (die Alte Universität) wird seit Dezember 2009 für 11,7 Millionen Euro ausgebaut - rund 7,25 Millionen Euro kommen dafür vom Bund, dem Land Thüringen und der Stadt Erfurt. Die EKM trägt als Eigenanteil rund 4,45 Millionen Euro.

Bischofssitz bleibt weiterhin Magdeburg, wo dann noch 44 Mitarbeiter tätig sind. Die Magdeburgerin Ilse Junkermann, nach dem Rücktritt von Margot Käßmann und Maria Jepsen im vergangenen Jahr Deutschlands einzige Bischöfin, will dann an beiden Standorten im 14-tägigen Rhythmus präsent sein. Die Kommunikation zwischen Erfurt und Magdeburg soll auch per Videokonferenz erfolgen.

Ab 1. April wird auch eine neue Leitungsstruktur des Landeskirchenamtes etabliert: Die Zahl der Dezernate reduziert sich dabei von sechs auf fünf, die der Referate von 25 auf 17.

Richtlinie zu Homo-Pfarrern

Seit Dezember ist in der EKM eine Richtlinie in Kraft, mit der gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften im Pfarrdienst geregelt werden. Eine innerhalb der Kirche nicht unumstrittene Regelung. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte auf ihrer letzten Synode das Zusammenwohnen von Pfarrern mit ihren gleichgeschlechtlichen Partnern im Pfarrhaus für ihre 22 Gliedkirchen in Deutschland ausdrücklich erlaubt.

In der früheren Kirchenprovinz Sachsen wird dies bereits seit 1968 praktiziert, wie EKM-Personaldezernent Christian Frühwald berichtet. Mit der neuen Richtlinie wird "die gängige Praxis" für alle Beteiligten, somit auch die Vorgesetzten, geregelt. Danach ist eine gleichgeschlechtliche Orientierung "kein Unvereinbarkeitskriterium für die Ausübung des Pfarrdienstes". Wenn der Gemeindekirchenrat allerdings eine Zusammenarbeit ablehnt, muss der Pfarrer seine Stelle wechseln. In Vorbereitung ist auch eine Regelung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare anlässlich der Eintragung einer Lebenspartnerschaft.