Noch immer liegt kein Vertrag der Sportagentur aus Madrid beim FCM vor / Bonitätsprüfung warnt: "Hohes Risiko" Warten auf "Asap": Wie seriös sind die Spanier?
Seit mittlerweile vier Wochen träumen die Magdeburger Fußballfans von einem Neubeginn beim 1. FCM mit spanischer Unterstützung. Die Hoffnung heißt "Asap". Doch es gibt auch Gründe, an der Seriosität dieser Sportagentur zu zweifeln.
Magdeburg l Die Hängepartie dauert seit Wochen. Der vermeintliche Retter des FCM, die spanische Firma "Asap", lässt nicht mit verbindlichen Angeboten von sich hören. Auch gestern traf noch kein schriftlicher Entwurf über die angestrebte Zusammenarbeit zwischen dem Sportvermarkter und dem FCM ein. Gestern versicherte Mario Reig Leffler, "Asap"-Repräsentant in Deutschland, gegenüber der Volksstimme, dass "garantiert am Donnerstag" - also heute - diese Vereinbarung in Magdeburg vorliegt. "Die Zeit drängt. Das weiß auch der Anwalt in Madrid. Das klappt. Dafür wird er bezahlt", so Leffler.
Die Zeit ist tatsächlich knapp. In zwölf Tagen, am 31. Januar, wird die Transferliste geschlossen. Und der FCM braucht dringend sportliche Verstärkung. Die Vereinbarung mit Asap sollte auch Spielervermittlungen bereits zur Rückrunde der Regionalliga Nord beinhalten. Passiert das nicht, will und muss der Verein in der nächsten Woche selbst auf dem deutschen Markt aktiv werden.
Vertrag, Vorvertrag oder eine Vereinbarung
Ob aus Madrid ein Vertrag, ein Vorvertrag oder eine Vereinbarung kommen wird, ist ebenso unklar wie der Inhalt. Man warte auf das "Überraschungspaket", formuliert es ein FCM-Präsidiumsmitglied vorsichtig schmunzelnd. Der Grund ist: Zu einem zweiseitigen "Memorandum of Understanding" des FCM an "Asap" vom 9. Januar - eine Art Angebot, was der Verein gern hätte und was er dafür zu geben bereit wäre - gibt es von den Spaniern bislang keine Reaktion.
Überhaupt ist auch Wochen nach Gesprächsbeginn der Sportvermarkter "Asap" beim FCM noch ein weitgehend unbekanntes Unternehmen. Auf die Frage, was genau der Verein wirklich über die Spanier in Erfahrung gebracht hat, antwortet FCM-Präsidiumsmitglied Hagen Hoffmann: "Wir haben über Asap Informationen eingeholt. Eine Anzeige über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens konnten wir aber nicht ermitteln. Dies werden wir im Rahmen der anstehenden Verhandlungen einfordern."
Es ist bislang also aus rein wirtschaftlichen Gründen noch unklar, ob "Asap" als Vertragspartner in Frage kommen kann. Die Informationen über das Unternehmen, das immerhin eine mögliche Investition von 30 Millionen Euro beim FCM in den nächsten fünf Jahren in Aussicht gestellt hat, sind dünn gesät. Der Internetauftritt ist mehr ein buntes Schaufenster zum Thema Sportmarketing mit allgemein gehaltenen Statements. Die Selbstdarstellung eines Unternehmens, das - um den deutschen Repräsentanten zu zitieren - "in 56 Ländern aktiv ist", würde man anders erwarten. Zum Beispiel eine Auflistung von Referenzkunden, konkrete Projektbeschreibungen oder eine Darstellung von erfolgreich betreuten Spieler-Transfers.
Nichts davon ist unter der spanischen Internet-Adresse von "Asap" (www.asapsports.es) zu finden. Um mehr über "Asap" zu erfahren, hat die Volksstimme eine "Bonitäts-Abfrage" beim Hamburger Wirtschaftsinformationsdienst "Bürgel" in Auftrag gegeben. Der nach drei Tagen Recherche vorliegende Bericht stellt "Asap" in wirtschaftlicher Hinsicht kein gutes Zeugnis aus. In einem von der Wertung her aufsteigend angelegtem Rating von 1 bis 20 bekommt "Asap" nur die 3. Dies entspricht der Wertungsgruppe "Hohes Risiko".
Die am 11. Januar 2005 in Madrid registrierte Gesellschaft nennt als Geschäftsführer Francisco Joaquin De Borbon Von Hardenberg, also den Mann, der heute als "Asap"-Präsident firmiert. Andere Gesellschafter konnten nicht ermittelt werden, heißt es. Das Stammkapital von "Asap" wird mit 3010 Euro angegeben. "In die finanziellen Verhältnisse besteht kein Einblick", schreibt der "Bürgel"-Bericht. Vom 1. März 2011 "liegt ein Zahlungsausfall über 3559,38 Euro" vor. Vom Zeitraum Oktober 2008 bis Mai 2009 bestanden vier offene Verbindlichkeiten gegenüber der Sozialversicherung in unbekannter Höhe. Weiter heißt es: "Trotz intensiver Recherche konnte nicht festgestellt werden, ob die Firma Eigentümerin von Haus- und Grundbesitz ist." Aktuelle Bilanzen und Gewinn- und Verlust-Rechnungen seien nicht erhältlich, da diese 2005 zuletzt veröffentlicht worden seien.
Neben dem Bericht des Informationsdienstes "Bürgel" liegt der Volksstimme noch ein zweiter, unabhängig davon erstellter Prüfbericht vor. Dieser wurde von dem spanischen Wirtschaftsprüfer "Axesor" über "Asap" erstellt. Das Ergebnis ist ähnlich. Im ebenfalls aufsteigendem Rating von 0 bis 10 bekommt "Asap" sogar nur eine 0. "Wir empfehlen die Vermeidung von Kreditgeschäften wegen hohem Risiko und Unsicherheit", heißt es. Die Gesellschaft habe zwei Mitarbeiter. Wirtschaftliche Daten über die Geschäftstätigkeit von "Asap" lassen sich aber auch hier nicht wirklich ablesen. Es gibt nur eine Umsatzzahl aus dem Jahr 2005 in Höhe von 13656 Euro. Aus einem Kredit- oder Leasinggeschäft gibt es noch einen offenen Schuldenstand von 623,76 Euro.
Kein Blick in die Bücher erwünscht?
Heißt das nun, dass der Sportvermarkter "Asap" ein unseriöses Unternehmen ist? Das ist eine Frage der Interpretation. Von "unseriös" ist in keinem der beiden Prüfberichte die Rede. Belegt ist nur, dass es laut Bilanzen ein sehr kleines Unternehmen ist. Es lässt sich vielleicht einfach nur nicht in die Bücher gucken? Erinnert sei daran: Kleine Unternehmen, die wenig bis keinen Umsatz machen oder aufführen, müssen auch keine bis wenige Steuern zahlen. Und das kann aus Unternehmenssicht ein Vorteil sein.
Der Mangel an bilanztechnischen Informationen über "Asap" mag aber das FCM-Präsidium dazu veranlasst haben, eine "Anzeige der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens im Rahmen der anstehenden Verhandlungen" einfordern zu wollen, wie es Hagen Hoffmann formuliert hat. Ob "Asap" dieser Forderung nachkommt, bleibt abzuwarten.
Deutsch-Spanier Mario Reig Leffler, hierzulande "Asap"-Repräsentant, hat keine rechte Erklärung für das Ergebnis der Bonitätsabfragen zu "Asap". "Es gibt eine Muttergesellschaft und viele andere Gesellschaften. Vielleicht liegt eine Verwechslung vor. Meines Wissens wurde Asap auch 2006 und nicht 2005 gegründet", sagt er. Leffler selbst arbeitet als Berater für "Asap". Er kenne den Inhaber, Francisco De Borbon, seit etwa 15 Jahren. "Seit zehn Jahren habe ich auf Nachfrage bei Spielervermittlungen geholfen. Er sei von Hause aus eigentlich zugelassener Fußballtrainer. "In meiner Zeit als Trainer in Lateinamerika habe ich auf Anfrage von Asap häufiger mit Spielern zu tun gehabt, die nach Europa vermittelt wurden", so Leffler.
Von Südamerika nach Spanien vermittelt
Solche Vermittlungen von Spielern aus Südamerika nach Spanien sei ein wichtiges Aufgabenfeld von "Asap". Kann er Beispiele nennen? Leffler: "Diego Forlan aus Uruguay ist von Asap vor vier Jahren von FC Villarreal zu Atletico Madrid vermittelt worden." Ein aktuelleres Beispiel sei Paulo Henrique Ganso aus Brasilien. Die mögliche Verpflichtung des brasilianischen Mittelfeldspielers vom FC Santos in Brasilien zu Atletico Madrid - vermittelt durch Asap - habe im vergangenen Jahr für reichlich Wirbel in Spanien gesorgt.
Ein Wirbel, der sich mit Zeitungsbeiträgen aus dem Jahr 2011 im Internet belegen lässt. So berichtete zum Beispiel die spanische Internetzeitung "El Economista" im August 2011 ausführlich über die "Bombe", dass Ganso zu Atletico gehen soll - vermittelt von der Agentur Asap.
Details, wie sich "Asap" in dem offenbar bald vorliegendem Vertrag die Zusammenarbeit mit dem FCM vorstellt, will Leffler nicht verraten. "Wichtig ist in jedem Fall, dass Asap im sportlichen Bereich totale Freiheit bekommt", sagt er. Die Herkunft der Spieler, die von der Agentur nach Magdeburg vermittelt werden sollen, sieht Leffler weniger in Spanien, sondern in Lateinamerika. Selbst eine aktuelle Spielervermittlung zum FCM noch vor Schließung der Transferliste Ende Januar hält er für möglich. "Das wäre sicher gut. Aber das eigentliche Ziel von Asap in Magdeburg ist die Verstärkung der Mannschaft zur kommenden Saison."