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Friedrich-Loeffler-Institut Jena zu aktuellem Fall bei Stendal Milzbrand-Erreger schlummern mehrere Jahrzehnte im Boden

14.07.2012, 03:13

Die Erreger der in Deutschland sehr seltenen Tierkrankheit können über mehrere Jahrzehnte im Boden "schlummern" und dann überraschend zuschlagen, erklärt der Veterinärmediziner Professor Heinrich Neubauer, Leiter des Instituts für bakterielle Infektionen und Zoonosen am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena (Thüringen), in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Frage: Woher können die Milzbrand-Erreger stammen?

Heinrich Neubauer: Die Sporen des Anthrax-Bakteriums finden sich klassischerweise auf sogenannten Wasenplätzen, auf denen in früheren Generationen an Milzbrand verendete Tiere begraben wurden. Wenn Rinder oder Schafe dort weiden, können sie sich infizieren. Es macht den Erregern auch nichts aus, wenn dort über die Jahre hinweg immer wieder Erde aufgeschüttet wird. Sie schlafen dann eben ziemlich tief im Erdreich. Andere Möglichkeiten sind Grabungen oder Straßenbauarbeiten auf alten Wasenplätzen, bei denen die Erreger verbreitet werden können. Nicht selten sorgen auch Erdabspülungen, etwa bei Hochwasser, für die Verbreitung der Sporen."

Frage: Welche Tierarten können an Milzbrand erkranken?

Neubauer: Am gefährdetsten sind Paarhufer, vor allem Schafe, Rinder und Ziegen. Während die Krankheit bei Schafen sehr akut verläuft, kann sie sich bei Rindern auch hinziehen. Das ist abhängig unter anderem von der Menge der aufgenommenen Sporen. Andere Nutztiere wie Schweine und auch Heimtiere wie der Hund sind weniger anfällig für die Infektion.

Frage: Ist Milzbrand auch für Menschen gefährlich?

Neubauer: Grundsätzlich können auch Menschen an Milzbrand erkranken - allerdings nur, wenn sie direkt mit den Sporen in Berührung kommen. Ein gewisses Berufsrisiko haben etwa Landwirte oder Tierärzte, die viel Kontakt mit Rindern oder Schafen haben. Bei Gerbern, die Tierhäute verarbeiten zum Beispiel, war Milzbrand früher eine Berufskrankheit.