1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Jagd auf Feuerteufel: Jede Nacht durchstreift Sondereinheit Magdeburger Gartenanlagen

Fahndung in 235 Sparten der Landeshauptstadt / 17 Lauben in Flammen aufgegangen Jagd auf Feuerteufel: Jede Nacht durchstreift Sondereinheit Magdeburger Gartenanlagen

Von Matthias Fricke 22.10.2012, 03:21

Nach dem in Magdeburg bereits 17 Gartenlauben in Flammen aufgegangen sind, durchstreift eine Sondereinheit die Sparten. Sie besteht zeitweise aus mehreren Dutzend Beamten, die jede Nacht auf rund 660 Hektar Fläche den oder die Feuerteufel suchen.

Magdeburg l Polizeikommissarin Nadine Hesse und ihr Kollege Polizeiobermeister Florian Albrecht sind Teil einer Sondereinheit, die vordergründig ein Ziel hat: den Feuerteufel von Magdeburg möglichst auf frischer Tat zu ertappen.

17 Gartenlauben sind seit dem 4. Oktober in Flammen aufgegangen. Die letzte erst in der Nacht zum Freitag. Die Angst in den Sparten vor neuen Bränden wächst entsprechend.

"Das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen."

Nadine Hesse und Florian Albrecht stoppen mit ihrem Funkstreifenwagen an einer der ihnen zur Überwachung zugeteilten 27 Gartensparten. Es riecht brenzlig. Beide steigen aus und sehen sich um. Doch ein Feuerschein ist nicht zu sehen. Falscher Alarm. Die beiden Beamten setzen nun den Weg zu Fuß fort. "Das ist wirklich wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Selbst der von einigen Gartenvereinen engagierte private Wachschutz wird keine hundertprozentige Sicherheit bringen. Dazu ist das Gelände zu groß", meint die Polizeikommissarin.

Immerhin gibt es in der Landeshauptstadt 15000 Gärten auf 660 Hektar Fläche. Einsatzleiter Hauptkommissar Erik Nickel: "Wir können deshalb natürlich nicht überall sein und teilen unsere Kräfte taktisch Nacht für Nacht anders ein." Wie viele zusätzliche Einsatzkräfte unterwegs sind, will er deshalb nicht sagen. Es dürften aber zeitweise mehr als zwei Dutzend sein.

Bisher können die mit dem Fall befassten Ermittler im wesentlichen zwei Bereiche ausmachen: Stadtfeld sowie im Norden am Neustädter See. "Wir schließen aufgrund der Entfernungen auch nicht aus, dass es sich auch um zwei unterschiedlich agierende Tätergruppen handeln könnte", sagt Polizeisprecherin Beatrix Mertens. Auffällig ist auch, dass es bis auf eine Ausnahme immer donnerstags bzw. freitags und am Wochenende brannte. Ein Muster erkennen die Beamten darin aber nicht. "Noch ist nichtmal klar, ob es in allen Fällen tatsächlich Brandstiftung war oder auch ein technischer Defekt zum Feuer führte. Die Spuren und Teile des Brandschutzes werden gegenwärtig noch im Landeskriminalamt ausgewertet", meint Mertens.

Für die beiden Beamten Hesse und Albrecht wird es ernst. Es ist kurz vor Mitternacht. Zeugen haben beobachtet, wie vier Jugendliche einen Papiercontainer am Justizzentrum im Breiten Weg anstecken und sich dabei mit dem Handy filmen. Die Polizisten sind nur wenige Minuten nach dem Notruf am Einsatzort. Während sie die Zeugenaussagen aufnehmen und sich eine Personenbeschreibung der mutmaßlichen Brandstifter geben lassen, klicken auf dem Domplatz schon die Handschellen. Die vier Verdächtigen werden von den Kollegen der beiden gefasst. Bereitwillig zeigen sie ihre Videoaufnahme auf dem Handy. Sie posieren darauf vor den hochschlagenden Flammen. Die Bilder werden sichergestellt, bessere Beweise gibt es nicht.

Nur eines wird schnell klar. Die gesuchten Lauben-Feuerteufel sind es nicht. Die Suche geht weiter. Einsatzleiter Nickel: "Jeder kleine Hinweis auf einen Verdächtigen kann uns helfen die Brandstifter zu schnappen. Wir sind schnell vor Ort. Am besten ist es immer, gleich den kostenlosen Notruf 110 zu wählen. Wir kommen lieber einmal umsonst." Der Aufwand zeigt erste Wirkung.

An diesem Wochenende geht keine Laube in Flammen auf.