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Dorgerloh stelltStellenabbau beiLehrern in Frage

08.11.2012, 07:34

Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hat den vom Finanzministerium geplanten Abbau von Lehrerstellen als "fraglich" bezeichnet. Schulschließungen hält er erst ab August 2014 für möglich. Eine Erhöhung der Lehrer-Wochenarbeitszeit sieht Dorgerloh kritisch.

Magdeburg l Dorgerloh sagte gestern in einem Volksstimme-Gespräch, dass - wie alle anderen Ressorts auch - das Kultusministerium in der Pflicht stehe, "einen Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts zu leisten". Zugleich betonte er, die Unterrichtsversorgung müsse weiter abgesichert werden.

Das Personalkonzept der Landesregierung sieht vor, dass in den nächsten Jahren 3000 Lehrer-Vollzeitstellen abgebaut werden. Ziel sind 14000 Lehrerstellen im Jahr 2020.

Dorgerloh sieht das kritisch. Es sei "fraglich", ob mit den vorgesehenen Abbauzahlen bei den Lehrern das Ziel einer "fachgerechten Unterrichtsversorgung" auch künftig erreicht werden könne, sagte er.

Bis Ende dieses Monats will eine Arbeitsgruppe, der Vertreter des Kultus- und des Finanzministeriums sowie der Staatskanzlei angehören, ihre Berechnungen zum Lehrerbedarf bis zum Jahr 2020 vorlegen.

"Anhebung der Arbeitszeit würde zu einer Erhöhung des Krankenstandes führen."

Äußerst zurückhaltend äußerte sich der Kultusminister zu Überlegungen, die Wochenarbeitszeit für Lehrer um eine Stunde zu erhöhen. Sachsen-Anhalt habe neben Mecklenburg-Vorpommern die ältesten Lehrer in Deutschland, sagte er. "Eine Anhebung der Arbeitszeit würde mit Sicherheit zu einer Erhöhung des Krankenstandes führen."

In Sachsen-Anhalt fallen vergleichsweise viele Lehrer wegen Krankheit aus. Im Schuljahr 2011/2012 gab es fast 300 über lange Zeit (einige sogar mehrere Jahre) erkrankte Pädagogen.

Im Vergleich arbeiten die Lehrer in Sachsen-Anhalt zurzeit weniger als ihre Kollegen in anderen Bundesländern. So gibt etwa ein Grundschullehrer in Baden-Württemberg 28 Unterrichtsstunden pro Woche, hierzulande sind es 27. Ein Gymnasiallehrer im Südwesten der Republik kommt auf 25 bis 27 Wochenstunden, in Sachsen-Anhalt sind es 23 bis 25. Die Erhöhung um eine Wochenstunde würde rein rechnerisch rund 500 Stellen entsprechen.

"Sachsen-Anhalt hat bundesweit die kleinsten Klassen und die kleinsten Schulen."

Der Teilzeittarifvertrag, der bis 2016 gilt, enthält eine Erklärung, die Arbeitszeit der Lehrer nicht zu erhöhen. Allerdings kann dem Vertrag bis Ende 2013 widersprochen werden. "Eine Stundenerhöhung wäre dann frühestens zum 1. August 2014 möglich", sagte Dorgerloh.

Er betonte: "Wir sind auch Interessenvertreter der Lehrer. Wir brauchen motivierte Pädagogen. Wenn alle stöhnen und keine Lust mehr haben, wird es schwierig."

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und auch Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) hatten am Dienstag auf einer Pressekonferenz die kleinteilige Schulstruktur im Land kritisiert und Änderungen gefordert. In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 900 Schulen. "Sachsen-Anhalt hat bundesweit die kleinsten Klassen und die kleinsten Schulen", räumte Dorgerloh ein. Aber: "Es muss auch weiter gelten: kurze Beine, kurze Wege. Wir können die Jüngsten nicht stundenlang übers Land schicken."

Gemeinsam mit den Parlamentariern müssten die künftigen Rahmenbedingungen festgelegt werden. Dorgerloh: "Für 75 Schulen mit jeweils weniger als 60 Schülern gibt es derzeit Ausnahmeregelungen. Die Abgeordneten müssen entscheiden, ob diese Regelungen weiter Bestand haben sollen oder nicht. Es wird aber künftig weniger Ausnahmen geben."

Schulschließungen wären wegen der bestehenden Schulnetzplanung erst ab August 2014 möglich, sagte der Kultusminister.