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Schon 20 Brandstiftungen allein in diesem Jahr im 1400-Seelen-Dorf Hessen Feuerteufel legt Brand in Kinderkrippe

Von Mario Heinicke 09.11.2012, 02:09

Mit Brandstiftungen muss der Ort Hessen (Landkreis Harz) schon seit mehreren Jahren leben. Was sich aber in der Nacht zum Donnerstag ereignete, besitzt eine neue Qualität: Der Feuerteufel nahm sich die Kinderkrippe vor.

Hessen l "Ich stand erstmal unter Schock", bekannte Kerstin Hesse. Sie war in der Nacht zum Donnerstag aus dem Bett geklingelt worden, weil es in der Hessener Kindertagesstätte brennt. Dort ist Hesse die Leiterin. "Damit rechnet doch niemand, dass sich jemand an einer Kindereinrichtung auslässt."

Es war 0.39 Uhr, als die Brandmeldeanlage in der Kita "Hollerbusch" Alarm zur Einsatzleitstelle nach Halberstadt funkte. Der Täter hatte vermutlich einen Brandsatz durch ein eingeschlagenes Hoffenster geworfen.

Fünf Feuerwehren mit rund 60 Kräften rückten aus. Das Feuer, das im Krippenbereich gelegt worden war, hielt sich noch in Grenzen. Die Flammen selbst konnten "mit einem Eimer Wasser" gelöscht werden, wie Osterwiecks Stadtwehrleiter Frank Kenzig schilderte.

Dass der Schaden dennoch auf mindestens 50 000 Euro geschätzt wird, liegt an der Rauchentwicklung durch verschmorendes Plastikspielzeug. Wände und Decken sind rußgeschwärzt. Mobiliar, Spielzeug - alles ist unbrauchbar. Möglicherweise muss sogar der Innenputz erneuert werden.

Dabei ist der Krippenbereich quasi noch nagelneu, erst 2011 war er bezogen worden. Seit 2010 hat die Stadt Osterwieck 680 000 Euro in den Brandschutz sowie den Ausbau des Krippenbereichs in diesem denkmalgeschützten Gebäude auf dem Hessener Schlossgelände investiert. Mit einer Kapazität von 102 Kindern entstand die größte der 14 Tagesstätten im Osterwiecker Stadtgebiet.

Bisher waren es überwiegend leer stehende Gartenlauben und Scheunen, die in Hessen brannten, aber auch dies teils schon in gefährlicher Nähe zu Wohnhäusern. "Das ist jetzt eine neue Qualität", sagte Uwe Becker, Sprecher im Polizeirevier Harz. Die Polizei will daher ihre Ermittlungen intensivieren. Im Polizeirevier wurde gestern entschieden, dass fortan eine vierköpfige Ermittlungsgruppe auf die Suche nach dem Hessener Feuerteufel gehen soll.

In der Kindertagesstätte gibt es derweil einen Notbetrieb. "Viele Kinder wurden zu Hause gelassen", berichtete Kerstin Hesse. Die Osterwiecker Stadtverwaltung organisierte aus benachbarten Einrichtungen Mobiliar und Spielzeug, damit die 19 Krippenkinder im Haus schnell weiter betreut werden können. "Viele Eltern haben ihre Hilfe angeboten", sagte Hesse. "Ein Vati möchte sogar ein Benefiz-Puppenspiel veranstalten." Seite 5