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Protest gegen Umwege Landkreis Goslar will 1990 geöffnete Straße in den Osten sperren

Von Hagen Eichler 20.02.2015, 02:16

Abbenrode l Ausgerechnet im 25. Jahr der deutschen Einheit könnte im Harz eine Ost-West-Verbindung wieder gekappt werden. Der Vorschlag dafür kommt aus dem Kreishaus von Goslar, wo die Verwaltung an der Straßenunterhaltung sparen will. Auf die Streichliste gesetzt hat sie die Kreisstraße 28, eine lediglich 1275 Meter lange Verbindung von der Ortschaft Wennerode bis zur Landesgrenze.

Für die Menschen in Abbenrode (Landkreis Harz) hingegen geht es um sehr viel mehr. Sie wollen auf die direkte Verbindung nach Wennerode nicht verzichten - die freie Fahrt haben sie erst seit 1990. Vorher hatten dort Stacheldraht und Grenzsoldaten Deutschland geteilt. "Früher waren wir hier am Ende der Welt", sagt der Abbenröder Andreas Weihe. "Wenn die Straße jetzt dichtgemacht wird, ist das kein gutes Zeichen für das Zusammenwachsen."

Die Goslarer Planer plädieren dafür, die K 28 "einzuziehen". Sie wäre dann keine öffentliche Straße mehr und dürfte allenfalls von Landwirten genutzt werden. Wer aus Abbenrode kommt, würde vom Schild "Durchfahrt verboten" empfangen - genau dort, wo eine stählerne Gedenktafel an die einstige Teilung Deutschlands erinnert.

Praktische Probleme kämen hinzu: Für die Abbenröder verlängerte sich der Weg in die Nachbar-Ortschaft von 3,3 auf 8,7 Kilometer, ein Stück Autobahnfahrt inklusive. Auch die Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) warnen vor der Stilllegung der K28. Auf dem Weg von Ilsenburg zum Gymnasium Osterwieck fährt der Schulbus dort täglich ein kleines Stück durch Niedersachsen. "Das machen wir seit 20 Jahren so, wir müssten sonst einen Riesen-Umweg nehmen", sagt HVB-Planer Gerald Hahne.

Harz-Landrat Martin Skiebe (CDU) war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In Goslar geht Oberbürgermeister Oliver Junk (CDU) auf Distanz zu den Plänen des Landkreises. "Sensibel ist was anderes, gerade im 25. Jahr des Mauerfalls", sagt er. Für ihn ist das Thema ein weiterer Beleg für fehlende Gespräche über die Landesgrenze hinweg. Junk stellt allerdings auch klar: Seine Stadt, auf deren Gebiet die Straße liegt, wird nicht einspringen. Eine Anfrage des Landkreises werde das Rathaus zurückweisen.

Ob das für die bedrohte Ost-West-Verbindung tatsächlich das Aus bedeutet, entscheidet der Goslarer Kreistag voraussichtlich im Sommer.