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Schwere Überschwemmungen in Australien / Bürgermeister einer betroffenen Stadt: "Rockhampton gleicht einer Insel" – Kampf gegen die Flut

Von Sid Astbury und Christiane Oelrich 03.01.2011, 04:28

Galgenhumor und stoische Ruhe – so versuchen die Einwohner von Rockhampton mit den schwersten Überschwemmungen in Australien seit Jahrzehnten fertig zu werden. Politiker sprechen von einer Katastrophe mit biblischem Ausmaß.

Sydney/Singapur (dpa). Im Fitzroy-Hotel im australischen Rockhampton schwappten die Wassermassen gestern bereits an die Stufen, doch Hotelbesitzer Tony Higgins war gewappnet. Mochte die Stadt an der Ostküste auch nach den verheerenden Regenfällen von Wassermassen eingeschlossen sein – Higgins hatte Vorräte eingelagert und zapfte weiter Bier.

"In großen Städten zahlen die Leute Riesensummen für eine Lage direkt am Wasser", scherzte er mit Reportern. Sein Hotel liegt eigentlich zwei Parallelstraßen vom Fluss entfernt. Das Hotel soll Anlaufstelle für Überschwemmungsopfer bleiben.

Rocky, wie die 75 000 Einwohner ihre Stadt nennen, war gestern in Alarmbereitschaft. Der Highway Richtung Norden war für Leute, die weg wollten, noch offen. Ansonsten war die Stadt abgeschnitten. Flughafen, Bahnhof und alle anderen Zufahrtsstraßen waren überschwemmt. Bis zu einen halben Meter hoch stand das Wasser. "Rockhampton gleicht jetzt einer Insel", sagte Bürgermeister Brad Carter. "Wir haben alles in den ersten Stock geschafft und sind jetzt bei Freunden", berichtete Kevin Martin in einem Vorort von Rockhampton. "Wir haben Angst vor Plünderern." In seinem Vorort stand das Wasser hüfthoch. Nachbarn waren mit Gummibooten unterwegs.

In der Innenstadt von Rocky schaufelten Freiwillige Sand in Säcke, um zu schützen, was noch zu schützen war. Am Fluss Fitzroy mitten durch die Innenstadt gab es kein Halten mehr. Durch das Flussbett rauschen die Niederschläge, die über Weihnachten im Hinterland gefallen waren. Das Flussbett konnte die Wassermassen nicht halten. Die Behörden rechneten damit, dass 40 Prozent der Stadt überschwemmt werden. Im Fitzroy-Hotel rätselten die, die Pause vom Dauereinsatz machten, ob die Katastrophe die großen Fluten von 1918 und 1954 übertreffen wird.

Das nach den Worten eines Politikers "biblische Ausmaß" der Katastrophe wurde auf Fernsehbildern aus Helikoptern deutlich. So weit das Auge reichte, stand Land unter Wasser. In einigen Siedlungen lagen nur noch die Häuserdächer über der Wasserkante.

Im Hinterland von Rockhampton und Brisbane ging das Wasser leicht zurück. Auch in Emerald westlich von Rockhampton begannen die Aufräumarbeiten.

Die Überschwemmungen in Australien haben bislang mindestens acht Menschen das Leben gekostet sowie riesige Getreide- und Baumwollfelder zerstört. Die Behörden erklärten ein Gebiet von etwa einer Million Quadratkilometern zum Katastrophengebiet.