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In Lüchow nördlich von Salzwedel sind mit Duldung der Rockstars über 3500 Exponate zu sehen Endlich "Satisfaction" für Ulli Schröder - Heute öffnet sein Rolling-Stones-Museum

Von Björn Vogt 27.04.2012, 03:19

Wenn die Rolling Stones die dienstälteste Rockband der Welt sind, ist Ulli Schröder der dienstälteste Fan. Heute eröffnet er in seiner Heimatstadt Lüchow das weltweit erste Rolling-Stones-Museum.

Lüchow l Seit 1965 sammelt er alles, was mit Mick, Keith, Ronnie und Charlie zu tun hat: Ulli Schröder. In seinem Heimatstädtchen Lüchow nördlich von Salzwedel kauft er 2008 einen leerstehenden Supermarkt und investiert eine Menge Geld und Zeit. Er tauscht Joghurt und Toastbrot gegen Schallplatten und Gitarren und errichtet das weltweit erste Rolling-Stones-Museum - mit "Groupie-Zimmer". Von den Rockstars und deren Management geduldet, soll das privat geführte Haus zur Pilgerstätte für Stones-Fans aus aller Welt werden.

Anläßlich seines 50. Geburtstags im Juni 1997 hat Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood unter anderem Ulli Schröder, einen Bankangestellten aus "Germany", eingeladen. Der Bausparvertreter hatte in den Wochen zuvor die Aufmerksamkeit des Rock-\'n\'-Roll-Superstars erregt. "Ich galt als besessener Sammler", berichtet Schröder, der sich mit Wood auf Anhieb gut versteht. So gut, dass ihm der malende Stone am frühen Morgen die entscheidende Frage stellt: "Willst du weiterhin als Bausparbanker dein Geld verdienen oder mit Sex, Drugs Rock-\'n\'-Roll?" Schröder überlegte nicht lange. "Das mit den Drogen muss nicht sein, der Rest passt", grinst er, schlägt ein - und hängt seinen Bankjob an den Nagel. Seitdem ist er offizieller Galerist von Ron Wood. "Das war im Prinzip auch die Geburtsstunde des Stones-Museums", berichtet Schröder - schon lange wollte er seiner Sammlung einen würdigen Rahmen verleihen. Allerdings nicht in New York, London oder Hamburg. Sondern im beschaulichen Wendland. Die Dienstkleidung von Schröder im Museum: Der markante, mit Stones-Buttons übersäte Frack mit Leucht-Zylinder. So kennen ihn auch die Stones.

Seit seiner Jugend sammelt Schröder alles, was mit der dienstältesten Rockband der Welt zu tun hat. Geboren in der öden Lüneburger Heide, ist er fasziniert von den wilden Rockern, dem Protest und dem Aufbruch, den sie verheißen. Schon 1965 investiert Schröder sein Taschengeld in alles, was mit den Stones zu tun hat. Über 3500 verschiedene Exponate besitzt er inzwischen. LPs, Tickets, Buttons, Poster, Banner, Aufsteller, Marionetten, goldene Schallplatten, signierte Gitarren und Bildbände, großformatige Gemälde, 300 verschiedene T-Shirts, Flipper, Musikboxen, Fotos, Zeitungsartikel, Tassen, Uhren - sogar Pyrotechnik und Konfetti.

Schröder, heute 62 Jahre alt, ist ein Mann mit einer Mission. Als er den Entschluss fasste, sein Museum in Lüchow zu bauen, hatte ihm kurz zuvor ein Sammler eine Million Dollar für seine Stücke geboten - Schröder lehnte ab. In einem ehemaligen Supermarkt im Fachwerkstil fand er sein Graceland. Ein Gutachter begründete auf 67 Seiten, warum ein derartiges Vorhaben Tourismus und Wirtschaft in der Kleinstadt beleben wird. Das überzeugte den Stadtrat, Schröder mit 100000 Euro zu unterstützten.

Der Supermarkt wurde 2010 komplett entkernt und auf zwei Ebenen aufwendig umgebaut. Schröder und fünf befreundete Stones-Fans arbeiteten zwei Jahre ehrenamtlich. Zur Eröffnung zeigt sich das Museum atemberaubend vielfältig - Schröder hat sogar einen kleinen Irish Pub integriert, mit Guinness vom Fass. Und inzwischen melden sich immer mehr Sammler, die Ulli Schröder ihre Sammlungen schenken wollen. Schröder hat die Stones auch schon backstage getroffen. Wurde von Keith Richards schon mal angeblafft, er solle vom Snooker-Tisch verschwinden. Diesen Tisch hat Schröder längst in sein Museum integriert. "Keith bekommt ihn leihweise zurück, wenn er noch mal mit den Jungs auf Tour geht", schmunzelt Schröder. Zum Beispiel die weltgrößte Sammlung an Ron-Wood-Arbeiten. 150 Grafiken, darunter Lithografien und Mono-Prints, zeigt Schröder hier dauerhaft.

Den Lebenstraum verwirklicht. Und jetzt? Hofft Schröder, dass die leibhaftigen Stones auch mal vorbeischauen. Extra für diesen Fall hat Schröder im VIP-Bereich im ersten Stock ein "Groupie-Zimmer" bauen lassen - mit Whirlpool und goldenen Wasserhähnen. Seite 5

geöffnet Dienstag bis Sonntag 12 bis 20 Uhr, www. rockandartmuseumluechow.de