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20 Millionen Pilger kamen Jahr der Barmherzigkeit endet: Papst schließt Heilige Pforte

Es ist die zentrale Botschaft von Papst Franziskus: Barmherzigkeit. Die Gläubigen ruft er auf, sich auch nach dem Ende des Heiligen Jahres notleidenden Menschen zuzuwenden. An seine neuen Kardinäle appelliert Franziskus, sich nicht von Feindseligkeiten anstecken zu lassen.

18.11.2016, 23:01

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat das von ihm ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit beendet. Nach einem kurzen Gebet vor der Heiligen Pforte schloss er die große Tür im Petersdom.

"Dieses Jahr der Barmherzigkeit hat uns eingeladen, die Mitte wiederzuentdecken, zum Wesentlichen zurückzukehren", sagte das katholische Kirchenoberhaupt in seiner Predigt vor rund 70 000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. An der Messe nahmen auch die neuen Kardinäle teil, die Franziskus am Samstag ernannt hatte. Die Feier fand laut Polizei unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Der Argentinier wollte mit dem Jubeljahr den Blick der Gläubigen verstärkt auf arme, kranke und notleidende Menschen lenken und traf unter anderem Strafgefangene und Obdachlose im Vatikan. Als Höhepunkt gilt die Heiligsprechung der albanisch-indischen Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa im September. Am Sonntag rief er dazu auf, Barmherzigkeit auch nach dem Ende des Heiligen Jahres zu leben. "Gehen wir diesen Weg weiter - gemeinsam."

Heilige Jahre finden eigentlich nur alle 25 Jahre statt. Der Papst kann aber auch ein außerordentliches ausrufen. Ein Heiliges Jahr soll der inneren Einkehr dienen und zu einem Neuanfang einladen. Erstmals gab es nicht nur in Rom eine Heilige Pforte, durch die Pilger schreiten konnten. In Deutschland hatten unter anderem Marburg, Münster, Hildesheim, Berlin, Bamberg und Freiburg eine Pforte geöffnet.

Aus Sicht des Vatikans war das Jahr der Barmherzigkeit ein Erfolg: Seit dem Start am 8. Dezember 2015 habe es mehr als 20 Millionen Pilger nach Rom gelockt. Die erhofften Impulse für den Tourismussektor blieben aus Sicht des Hotelverbands in Rom, Federalberghi, aber aus. "Den Effekt des Jubiläumsjahres gab es in unserem Sektor nicht", sagte Präsident Giuseppe Roscioli der Zeitung "La Repubblica".

Am Samstag ernannte der Papst neue Kardinäle aus allen Teilen der Welt und warnte vor der zunehmenden Spaltung in Kirche und Gesellschaft. "Das Virus der Polarisierung und der Feindschaft dringt in unsere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln ein. Dagegen sind wir nicht immun, und wir müssen aufpassen, dass eine solche Haltung nicht unser Herz in Beschlag nimmt", sagte der Pontifex während der Zeremonie im Petersdom, an der 16 der 17 neu ernannten Kardinäle teilnahmen.

Unter ihnen sind fünf Europäer, vier Nordamerikaner, zwei Südamerikaner, drei Afrikaner, zwei Asiaten und ein Ozeanier. Ein Deutscher ist nicht dabei. Insgesamt gibt es nun 228 Kardinäle. Weil viele bereits 80 Jahre oder älter sind, dürfen nur 121 von ihnen bei einer Papstwahl abstimmen.

Nach dem Gottesdienst besuchte Franziskus mit den neuen Kardinälen seinen Vorgänger Benedikt XVI. im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan, wohin er sich nach seinem Rücktritt 2013 zurückgezogen hatte. Benedikt (89), bürgerlich Joseph Ratzinger, ist gesundheitlich geschwächt.

Bericht "La Repubblica"

Heilige Pforten in Deutschland