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53. Medizinischer Sonntag Künstliche Gelenke sollten nicht geschont werden

Von Uwe Seidenfaden 25.09.2006, 07:01

Magdeburg - Eine Alternative zu verschlissenen und schmerzenden Gelenken sind künstliche Implantate. Über den Einsatz und die Rehamaßnahmen informierten Magdeburger Orthopäden auf dem gestrigen Medizinischer Sonntag – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikum, der Urania und der Volksstimme.

Ballettänzer besitzen eine erstaunliche Beweglichkeit. Zu verdanken ist sie ganz wesentlich den Gelenken. Einmal erlernt, laufen die Bewegungen ganz automatisch ab. Ganz anders ist das bei Millionen Bundesbürgern, die unter Störungen der Gelenkfunktion leiden. Für sie ist selbst die normale körperliche Mobilität oft mit Schmerzen verbunden. Viele nehmen deshalb Schmerzmittel, die nicht selten den Magen schädigen, oder sie schonen ihre Glieder, was die Beweglichkeit langfristig noch mehr einschränkt.

Wenn konservative Behandlungen, wie beispielsweise die Krankengymnastik, nicht mehr helfen, kommen künstliche Gelenke zum Einsatz. Am häufi gsten eingesetzt werden sie in der Hüfte. Annähernd 90 Prozent der Betroffen lebt damit auch noch 20 Jahre nach dem Einsatz, so Professor Wolfram Neumann von der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg. Die Haltbarkeit begrenzen unter anderem Infektionen, Lockerungen, Abnutzungen und Knochenbrüche.

Sobald Entzündungen in anderen Körperorganen, zum Beispiel in der Gallenblase oder an einem kranken Zahn, auftreten, sollte deshalb mit Antibiotika behandelt werden, rät der Orthopäde. Greift die Infektion dennoch auf die Prothese über, sind andauernde Schmerzen ein Symptom. Dann sollte umgehend der Arzt verständigt werden, rät Professor Neumann.

Treten Schmerzen in der Endoprothese allerdings nur unter körperlicher Belastung auf, kann das ein Hinweis auf eine Lockerung des Kunstgelenkes sein. Um dem vorzubeugen helfe es nicht, das Gelenk möglichst zu schonen. Im Gegenteil : eine normale alltägliche Belastung ist langfristig für die Haltbarkeit meist besser als der " Schongang " oder eine Überanspruchung.

Um die Gelenke inklusive Bindegewebe, Bänder und Muskeln fit zu halten, sind Bewegungen wichtig. Sie sollten möglichst gleichmäßig sein. Ein schonendes Training bietet zum Beispiel die Wassergymnastik, so die Oberärztin Dr. Margit Rudolf. Durch den natürlichen Auftrieb und Wiederstand des Wassers werden die Gelenke vom Körpergewicht entlastet und zugleich gestärkt.

Die Ärztin informierte über verschiedene physikalische Therapien ( Wärme, Kälte, kneipsche Güsse, Strom ), Ergo- und Krankengymnastik sowie ambulante und stationäre Rehamaßnahmen, die sich an die Operation anschließen. In den ersten zwölf Wochen nach dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes sollten Patienten tiefes Bücken und tiefes Sitzen möglichst vermeiden, so die Medizinerin. Auch beim Beischlaf sollte Prothesenträger in den ersten acht Wochen nach der Operation vorsichtig sein.

Für Patienten, die über die Rehamaßnahmen hinaus etwas zur Wiedererlangung ihrer Mobilität tun wollen, wurden neue sporttherapeutische und neurophysiologische Konzepte vorgestellt, deren Kosten zum Teil von den gesetzlichen Krankenkassen getragen werden.

Die Gefahr der natürlichen Abnutzung der Kunststoffverbindungen des Implantates ist nach den Worten Professor Neumanns inzwischen sehr gering. Dennoch sollte nach etwa acht Jahren die Prothese am besten im jährlichen Abstand kontrolliert werden.