1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Ausbreitung im Handumdrehen

EIL

Infektionen Ausbreitung im Handumdrehen

Lungenfacharzt Dr. Jens Schreiber und Mikrobiologin Dr. Jacqueline Färber beantworteten Fragen zum Thema Infektionen.

12.01.2016, 23:01

Ich habe seit einigen Wochen einen Reizhusten. Was ist die Ursache? Was kann ich tun?

Es gibt verschiedene Auslöser eines Reizhustens. Dazu zählen neben Atemwegsinfektionen u.a. ein allergisches Asthma, eine chronische Bronchitis, eine Herzmuskelschwäche, Medikamentennebenwirkungen (z. B. auf bestimmte Blutdrucksenker), die Tuberkulose oder eine bösartige Lungenerkrankung. Die Ursache jedes Reizhustens sollte durch einen Arzt untersucht werden. Wichtig ist es, die auslösenden Faktoren zu bestimmen. Zum Arzt gehen sollte man unbedingt dann, wenn ein Husten länger als acht Wochen anhält, wenn blutiger Auswurf auftritt, wenn Husten und Luftnot in der Nacht oder im Zusammenhang mit säuerlichem Aufstoßen entstehen, wenn das Atmen Schmerzen verursacht oder wenn dauerhaft Heiserkeit besteht.

Mein Vater ist 87 Jahre alt und wegen einer schweren chronischen Krankheit bettlägerig. Was können Pflegende tun, um eine akute Bronchitis bzw. eine Lungenentzündung zu vermeiden?

Insbesondere bei älteren Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und bei Patienten mit schweren chronischen Krankheiten (z. B. Herzschwäche oder Krebs) können akute Atemwegsinfektionen zu lebensbedrohlichen Lungenentzündungen führen. Vorbeugend empfehlen wir diesem Personenkreis die alljährlichen Grippeimpfungen und eine einmalige Schutzimpfung gegen Pneumokokken. Das sind die häufigsten Auslöser von Lungenentzündungen. Die Schutzimpfungen sind eine Ergänzung zu den generellen Hygieneregeln, die zum Schutz vor Infektionen zu befolgen sind. Dazu zählen gründliches Händewaschen vor und nach dem Umgang mit Patienten. Wenn pflegende Angehörige selbst von einer Grippe betroffen sind sollten sie Abstand halten, da die Krankheitserreger auch durch Tröpfcheninfektion durch die Luft übertragen werden.

Seit längerer Zeit plage ich mich schon mit den Folgen eines grippalen Infektes. Derzeit macht mir der Husten zu schaffen. Ich kann den Schleim nicht richtig abhusten. Was empfehlen Sie mir?

Es gibt verschiedene Medikamente, die den Abtransport des überschüssigen Bronchialsekretes erleichtern. Darüber sollten Sie sich individuell von Ihrem Arzt und Apotheker beraten lassen. Es ist generell ratsam, bei grippalen Infekten mehr Flüssigkeit zu sich zu nehmen, am besten Wasser und ungesüßten Tee, um den Schleim zu verflüssigen. Ausgenommen davon sind Patienten, die unter einer fortgeschrittenen Herzschwäche leiden.

Mein Mann ist 42 Jahre alt und selten krank. Allerdings ist er jetzt schon seit etwa drei Wochen erkältet und leidet unter einem starken Reizhusten, den er mit Hausmitteln behandelt. Ist eine Antibiotika-Therapie erforderlich? Und darf ein Infizierter weiter Laufsport treiben und in die Sauna gehen?

Die meisten Atemwegsinfektionen werden durch Viren ausgelöst. Antibiotika helfen dagegen nicht. Generell muss man sich noch keine Sorgen machen, wenn ein erkältungsbedingter Husten bis zu sechs Wochen anhält. Ein Husten, der über acht Wochen dauert, sollte durch einen Arzt abgeklärt werden. Gegen Saunabesuche bei Erkältungen ist prinzipiell nichts einzuwenden, soweit keine schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder akute Krebserkrankungen vorliegen. Während eines akuten Virus-Infektes sollte man sich nicht sportlich anstrengen – insbesondere nicht in der kalten Winterluft laufen.

Was kann man selbst tun, um eine akute Bronchitis zu vermeiden bzw. zu lindern?

Sie sollten eine Austrocknung der Schleimhäute durch Überheizung von Räumen vermeiden. Außerdem ist es ratsam, tagsüber regelmäßig Wasser oder zuckerarme Fruchtsaftschorlen zu trinken und sich viel an frischer Luft zu bewegen. Bei Frost kann man z. B. durch ein Tuch bzw. einen Schal atmen.

Nachdem ich viele Jahre geraucht habe, ist mein Atemvolumen um 40 Prozent reduziert. Ich fühle mich eigentlich nicht eingeschränkt durch die geringere Lungenkapazität. Mein Arzt empfiehlt mir eine Grippeschutzimpfung. Wie sinnvoll ist das?

Leistungseinschränkungen durch ein verringertes Atemvolumen fallen nicht gleich auf, denn ältere Menschen sind oftmals auch weniger aktiv und kommen so mit einer geringeren Lungenkapazität noch aus. Erst bei körperlichen Anstrengungen machen sich Atemwegsprobleme bemerkbar. Das gleiche gilt ebenso bei Infektionen der Atemwege. Ab dem 65. Lebensjahr wird eine Grippeschutzimpfung empfohlen. Das gilt besonders für Raucher.

Mein Mann und ich sind Rentner. Jedes Jahr lassen wir uns gegen Grippe impfen. Vor drei Jahren hatten wir eine Impfung gegen Lungenentzündung bekommen. In welchem Abstand ist eine Wiederholungsimpfung notwendig?

Pneumokokken sind die häufigsten Erreger von Lungenentzündungen. Von der Ständigen Impfstoffkommission STIKO wird eine Pneumokokken-Impfung allen Menschen ab dem 65. Lebensjahr empfohlen. Mit dem neuen Impfstoff ist heute nur noch eine einmalige Impfung erforderlich.

Ich arbeite seit kurzem in der freiwilligen Flüchtlingshilfe. Ist eine spezielle Impfprophylaxe ratsam?

Unter den Flüchtlingen, die bislang nach Sachsen-Anhalt kamen, gibt es nicht überdurchschnittlich viele Fälle von Infektionskrankheiten. Es empfehlen sich die allgemeinen Schutzimpfungen und Schutzmaßnahmen, die auch für andere Berufsgruppen mit häufigen Menschenkontakten gelten.

Im Urlaub in Süd-Korea habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen mit Mundmasken durch die Städte laufen, um sich vor Atemwegsinfektionen zu schützen. Wir wirksam ist das wirklich? Was hilft nachweislich vor der Anstreckung?

Krankheitserreger können durch die Luft oder durch Hautkontakt übertragen werden. In Korea und Japan ist es durchaus üblich, durch das Tragen von Atemmasken andere Personen nicht anzustecken. Einfache Mundtücher schützen kaum vor einer Infektion. Spezielle Schutzmasken sind in erster Linie den Sicherheitskräften aus Medizin, Polizei und Militär vorbehalten. Zu den wichtigsten Vorbeugungsmaßnahmen zählt es, größere Menschenansammlungen in Sälen oder öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Händeschütteln zu meiden und nach Berührung von Tür- und Haltegriffen sich die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. Die Desinfektion von gemeinsam benutzen Gegenständen wie Türklinken und Telefonhörern, ist nicht generell notwendig, kann aber zum Beispiel bei Durchfallerkrankungen in der Familie sinnvoll sein. Weitere Risikofaktoren der Ausbreitung von Atemwegsinfektionen sind unzureichend gereinigte Klimaanlagen und zu warme Zimmer mit trockener Atemluft. Dagegen hilft von Zeit zu Zeit Stoßlüften.

Stimmt es, dass man Antibiotika nach dem Eintritt der Wirkung so schnell wie möglich wieder absetzen sollte?

Leider ist das ein weit verbreiteter Irrtum. Um alle bakteriellen Krankheitserreger zu beseitigen, sind die Einnahmevorschriften nach den ärztlichen Empfehlungen zu befolgen. Wichtig ist es auch, Antibiotika regelmäßig – auf die Stunde genau – einzunehmen. Dadurch ist gewährleistet, dass die Bakterien sich nicht vermehren und Resistenzen gegen die eingesetzten Antibiotika bilden. .

Mein Mann quält sich schon länger mit Husten und Schleimauswurf. Was kann er tun?

Häufig ist eine Bronchitis der Grund für einen hartnäckigen Husten, begleitet durch Schleimauswurf. Die Behandlung zielt auf die Verminderung der Symptome und die Lösung des zähen Schleims, so dass das Atmen wieder leichter fällt. Das geschieht mit die Bronchien erweiternden und die Entzündung lindernden Medikamenten. Wasserdampf-Inhalation ohne oder mit salzhaltigen Zusätzen wird von vielen Menschen als angenehm bei hartnäckigem Hustenreiz empfunden. Wichtig ist es auch, viel zu trinken, um besser abhusten zu können, und das Rauchen aufzugeben.

Mein Mann wurde in der Klinik auf ein Einzelzimmer verlegt, weil man bei ihm multiresistente Keime nachgewiesen hat. Es gelten verschärfte Besuchsregeln. Warum ist das erforderlich?

In Krankenhäusern gelten besonders hohe Hygienestandards, da sich hier viele Patienten mit einem geschwächtem Abwehrsystem aufhalten. Häufigste Erreger sind Pseudomonas aeruginosa, Clostridium difficile, Enterokokken, Legionellen und die Durchfall auslösenden Noro-Viren. Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal haben daher die Regeln der Krankenhaushygiene und Infektionsprävention zu beachten, wie zum Beispiel sich nach jedem Patientenkontakt die Hände zu desinfizieren sowie das Tragen von Handschuhen und Mundschutz. Die Vorsichtsmaßnahmen gelten auch für Angehörige, die einen Patienten mit multiresistenten Keimen besuchen.

Seit kurzem pflege ich meinen bettlägerigen Vater zu Hause. Empfehlen Sie spezielle Desinfektionsmittel zur Wäschereinigung?

Pflegende Angehörige von bettlägerigen Patienten müssen in der Regel keine speziellen Hygieneregeln einhalten. Bei der Reinigung zu Hause sind herkömmliche Putzmittel ausreichend. Die Kleidung der Kranken darf in die allgemeine Wäsche, auch von ihnen benutztes Geschirr braucht keine besondere Reinigung. Die wichtigste Hygieneregel, die es zu beachten gilt, ist regelmäßiges und gründliches Händewaschen. Das ist der effektivste Schutz für den Kranken und die Angehörigen. Desinfektionsmittel können sinnvoll sein, wenn der Patient viel spucken muss.