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Nabelschnurblut einlagern – was werdende Eltern wissen sollten

17.09.2009, 07:38

Hoffnungsträger, Multitalente, Tausendsassa mit hohem Potenzial – diese Bezeichnungen tauchen auf, wenn die Rede von Stammzellen aus Nabelschnurblut ist. Die Liste schwerer, bislang nicht heilbaren Krankheiten, bei denen sie derzeit angewendet oder irgendwann einmal eingesetzt werden könnten, ist lang. Unternehmen wie VITA 34 bieten Eltern bereits seit rund 10 Jahren die Einlagerung von Nabelschnurblut gegen Gebühr an. Lohnt sich die Investition?

Keine medizinische Versicherung, aber eine Option

Eine Unfallversicherung verhindert keinen Unfall, sondern sichert den finanziellen Schaden ab. So verhält es sich mit der Einlagerung von Nabelschnurblut. Sie ist eine Investition, die davon ausgeht, dass es in Zukunft Stammzelltherapien gibt, die bei bestimmten schweren Krankheiten den Schaden reparieren können – so die Befürworter. Allerdings, so die Kritiker, weiß heute niemand genau, welche Krankheiten das sein werden.

Aktuell werden Stammzellen aus Nabelschnurblut vor allem in der Therapie von Leukämie eingesetzt: Dabei sind allerdings die eigenen Stammzellen des Kindes nicht die erste Wahl. Andererseits gibt es auch in Deutschland Studien, bei denen ausschließlich das eigene Nabelschnurblut zum Einsatz kommt, z. B. bei Kindern mit Typ-1-Diabetes oder frühkindlichem Hirnschaden.

Weltweit forschen Wissenschaftler, wie zukünftig Stammzellen bei der Therapie von Krankheiten wie Alzheimer, Multipler Sklerose und in der regenerativen Medizin, z. B. nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, eingesetzt werden könnten. Das spiegelt die hohe Zahl von Studien und Publikationen über Stammzellen wider. Es ist zwar nicht abzusehen, ob und in wie vielen Jahren tatsächlich Therapien zur Verfügung stehen, bei denen die eingelagerten Stammzellen verwendet werden könnten. Aber dann könnte das eingelagerte Blut tatsächlich wertvoll sein.

Wahrscheinlichkeit der Anwendung steigt

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind sein eingelagertes Nabelschnurblut benötigt, ist schwer zu schätzen. Aktuell haben erst wenige Kinder die Stammzellen benötigt. Allerdings liegt das Durchschnittsalter der behandelten Patienten bei 3 Jahren. Experten gehen davon aus, dass die Kinder von heute von Therapien mit eigenen Stammzellen in der Zukunft profitieren werden – mit zunehmenden Alter und medizinischen Fortschritt.

Mit der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung nämlich nehmen weltweit auch Fälle von oft altersbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen zu: In Deutschland sterben jedes Jahr nahezu 160.000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarkts, der damit nach wie vor Todesursache Nr. 1 ist. Daher liegt ein Hauptaugenmerk der Forschung darauf, Therapien gegen diese Erkrankungen zu finden. Bei vielen klinischen Studien in den letzten Jahren konnten Stammzellen Patienten erfolgreich nach Herzinfarkt zu einer besseren Regeneration des betroffenen Gewebes verhelfen.

Nabelschnurblut – Stammzellquelle mit großem Potenzial

Stammzellen aus Nabelschnurblut haben drei wesentliche Vorteile: Im Unterschied zu embryonalen Stammzellen lassen sie sich ethisch unbedenklich gewinnen. Anders als Stammzellen aus Blut und Knochenmark sind sie jung und vital und frei von schädlichen Umwelteinflüssen. Ihre Gewinnung ist wesentlich einfacher und ohne Risiko für Mutter und Kind. Und bei einer Verwendung eigener Stammzellen kommt es nicht zu Abstoßungsreaktionen. Nabelschnurblut-Stammzellen haben aber auch einen Nachteil: Sie lassen sich nur einmalig zur Geburt und nur in einer begrenzten Menge gewinnen.

Spenden kann man immer

Werdende Eltern haben die Möglichkeit, das Nabelschnurblut für die Eigenverwendung einzulagern oder es für die Behandlung von Leukämiepatienten zu spenden. Einige Unternehmen gehen inzwischen einen Mittelweg. Sie bieten werdenden Eltern die Möglichkeit, das Nabelschnurblut für ihr eigenes Kind einzulagern und es im Bedarfsfall auch einem anderen Menschen zugute kommen zu lassen. Über Kooperationspartner stehen die Daten weltweit Ärzten zur Verfügung. Benötigt ein Patient diese Stammzellen, können die Eltern das Blut zur Spende freigeben und erhalten ihr Geld zurück.