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Ab 5. Dezember fünf weitere Programme der ARD hoch aufgelöst / MDR mit neuen Studios Donnerstag HD-Start - aber nicht für alle

Von Oliver Schlicht 02.12.2013, 02:13

Magdeburg l Am Donnerstag beginnen fünf ARD-Sender die Ausstrahlung ihrer Programme in hoch auflösender Qualität - auch der MDR. Doch viele Kabel-TV-Kunden werden die HD-Sender nicht empfangen.

Mit der HD-Einführung bei fünf weiteren öffentlich-rechtlichen Sendern werden fast alle Programme von ARD und ZDF in einer Bildqualität zu empfangen sein, die moderne Flachbildfernseher benötigen. Seit 2010 stellen ARD und ZDF Schritt für Schritt ihre Programme um.

Besonders einfach kommen Fernsehzuschauer mit Satelliten-Empfang in den Genuss der neuen TV-Bilder. Denn alle öffentlich-rechtlichen Programme werden über den Satelliten "Astra" unverschlüsselt abgestrahlt. Technisch kundige Nutzer können die Sender über das Menü des TV-Gerätes oder des Receivers mit den Frequenz-Angaben manuell suchen. Allen anderen sollte am Donnerstag ein automatischer Programmsuchlauf die neuen HD-Sender bescheren.

Mit analoger Technik kein HD-Empfang möglich

Egal ob Satellit oder Kabel: Nötig für das HD-TV ist generell ein digitales Fernsehsignal. Beim Sat-TV werden die alten analogen Empfangsgeräte schon seit knapp zehn Jahren kaum noch verkauft. Und auch die Mehrzahl der Kabel-TV-Nutzer ist inzwischen mit Digitaltechnik ausgestattet.

Nicht alle Kabel-TV-Zuschauern kommen in den Genuss der neuen HD-Sender. Wer einen Fernsehzugang von Kabel Deutschland (KD) hat, guckt in die sprichwörtliche Röhre. "Kabel Deutschland speist nur neue Sender ins Kabelnetz ein, wenn für die Einspeisung eine entsprechende vertragliche Grundlage geschaffen wurde. Neben technischen Parametern müssen auch die finanziellen Details geregelt sein", informiert auf Nachfrage KD-Sprecher Marco Gassen. Im Klartext: Keiner der neuen Sender wird eingespeist.

Hintergrund ist: Kabel Deutschland befindet sich seit 2012 mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Rechtsstreit. Die Gesellschaft will durchsetzen, dass die Öffentlich-Rechtlichen für die Einspeisung ihrer Programme in die Kabelnetze Gebühren bezahlen. 2012 wurden diese Zahlungen von ARD und ZDF eingestellt, weil aus deren Sicht Kabel Deutschland zur kostenlosen Verbreitung ihrer Programme per Gesetz verpflichtet ist. Dieser Streit zieht sich seit 2012 durch mehrere Instanzen. Zum Leidwesen der KD-Kunden, die nur ein Basispaket von ARD und ZDF in HD-Qualität empfangen können. Wann sich an dieser Situation etwas ändert, ist derzeit nicht absehbar.

Immerhin drei der fünf neuen HD-Programme bekommen die Kunden von Telecolumbus (TC) ab Donnerstag zu sehen: die drei Dritten MDRHD, HRHD und RBBHD. Analoge Sender werden im Gegenzug der Aufschaltung nicht abgeschaltet. TC-Sprecher Hannes Lindhuber: "Alle Kunden mit einem HD-Receiver von Telecolumbus bekommen die neuen Sender automatisch in der Senderliste angezeigt." Allen anderen empfiehlt er einen Sendersuchlauf. Für die Aufschaltung weiterer öffentlich-rechtlicher HD-Sender gebe es bei Telecolumbus derzeit keinen Termin, so der Sprecher.

Analoge Abschaltungen bei MDCC in Magdeburg

Bei Primacom sieht es da schon besser aus. Alle fünf neuen HD-Sender werden verbreitet. Auch Einsfestival HD bekommen die Kunden zu sehen. "Die Receiver von Primacom sortieren die neuen Sender am Tag der Aufschaltung automatisch auf den dafür vorgesehenen Kanalplatz ein", erklärt Primacom-Sprecher Thomas Chojnacki. Kunden mit Fremdgeräten empfiehlt er einen Sendersuchlauf. Auch bei Primacom müssen den neuen HD-Kanälen keine analogen Programme weichen.

Beim größten Magdeburger Kabel-TV-Anbieter MDCC ist das nicht so. Gleich mehrere Sender (Infokasten) werden abgeschaltet. Analoge Kabel-TV-Kunden in Magdeburg dürfte das kaum gefallen. "Die abgeschalteten Sender stehen den Kunden aber jederzeit digital zur Verfügung", so Ralf Taschner, zuständiger MDCC-Sachgebietsleiter. Auch bei MDCC werden alle fünf neuen HD-Programme und auch Einsfestival HD ab Donnerstag eingespeist.

Steht nun mit dem HD-Programmstart dem schönen scharfen TV-Erlebnis nichts mehr im Wege? Keineswegs. Wer am Donnerstag die technische Abwicklung der neuen Senderbelegung erfolgreich überstanden hat, wird sich unter Umständen etwas verwundert die Augen reiben - weil das Bild aussieht wie früher.

Der Grund ist: Die Sender verfügen ab Donnerstag zwar über die Verbreitungsmöglichkeit, in HD zu senden, aber ob sie das auch tun, ist von vielen anderen Faktoren abhängig: Ist das Nachrichtenstudio HD-tauglich? Wurde die TV-Serie in HD produziert? Gibt es einen Übertragungswagen, der HD-TV-Signale verarbeiten kann? Und vieles mehr.

Berthold Trischler, Betriebsdirektor des Hessischen Rundfunks, erklärte im Interview mit dem Online-Magazin "Digital Fernsehen" kürzlich: Der HR werde vorerst kein echtes (natives) HD-Bild senden, sondern lediglich eine künstlich hochskalierte Version des normalen Fernsehbildes. Erste in HD produzierte Sendungen sollen beim Hessischen Rundfunk ab April 2014 zu sehen sein.

Beim Bayerischen Rundfunk - immerhin schon seit April 2012 in HD auf Sendung - sollen echte HD-Produktionen sogar erst zum Jahresende 2014 auf Sendung gehen. Bei den Bayern ist der HD-Umbau ihres Sendezentrums in München-Freimann noch immer nicht abgeschlossen.

HD-Produktion sorgt beim MDR für neue Schuh-Richtlinie

Hierzulande ist der MDR sehr viel besser auf den HD-Start vorbereitet. Seit 2010 lief der Umbau der Studio- und Kameratechnik. Wie die Anstalt informierte, werde ab Donnerstag die gesamte tagesaktuelle Magazin- und Nachrichtenkette in HD produziert - auch "Sachsen-Anhalt Heute".

Das Regionalmagazin (19 Uhr) bekommt im Magdeburger MDR-Funkhaus ein komplett neues Studio-Design. Für das Betreten dieses Studios gelten sogar neue Schuh-Richtlinien, weil in Zukunft die Kratzer im Fußboden zu sehen sein werden. Und auch die Maskenbildner wurden eigens geschult. Schließlich sollen in der HD-Welt die Moderatoren nicht nur scharf, sondern auch schön aussehen.