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Welttumortag Wenn der Krebs in der Familie liegt

Fast eine halbe Million Menschen erkrankten im vergangenen Jahr an
Krebs. Besonders häufig ist Brustkrebs. Zwischen zehn und 20 Prozent der
Betroffenen sind jünger als 50 Jahre.

Von Uwe Seidenfaden 03.02.2014, 02:30

Magdeburg l Die meisten Krebserkrankungen entstehen im fortgeschrittenen Lebensalter, etwa zwischen dem 50. und 70. Lebensjahrzehnt. Leider bestimmen auch bei Tumoren Ausnahmen die Regel. "Fast 20 Prozent aller Brustkrebspatientinnen im Brustzentrum Magdeburg sind jünger", sagt Professor Dr. Serban-Dan Costa, Leiter des Magdeburger Brustzentrums an der Universitätsfrauenklinik. In solchen Fällen liegt die Frage nahe, ob bei diesen Frauen vielleicht eine erbliche (familiäre) Vorbelastung besteht. Das kann unter anderem dann der Fall sein wenn:

  • mindestens drei Frauen in der Familie an Brustkrebs erkrankten (z.B. Mutter, Schwester, Tochter),
  • mindestens zwei Frauen an Brustkrebs erkrankten, davon eine vor dem 51. Lebensjahr,
  • mindestens eine Frau vor dem 51. Lebensjahr beidseitig an Brustkrebs erkrankte,
  • mindestens eine Frau vor dem 36. Lebensjahr an Brustkrebs erkrankte.

Ausführliche Beratung vor Gentests notwendig

Wird ein erheblich erhöhtes Brustkrebsrisiko festgestellt, stehen die Betroffenen vor der Entscheidung einer vorbeugenden Brustamputation und auch Eierstockentfernung oder regelmäßigen Kontrolluntersuchungen in kurzen Abständen. Es ist notwendig, sich vor einer molekulargenetischen Untersuchung gründlich über die möglichen Konsequenzen eines positiven oder negativen Testergebnisses beraten zu lassen.

Die Überlegungen schließen auch den engeren Familienkreis mit den Geschwistern, Kindern und ggf. Enkelkindern ein, da auch nahe Familienangehörige eine erhöhte Krebsdisposition haben können. "Ich erinnere mich an eine Frau, deren Mutter früh an Brustkrebs erkrankte und deren Großmutter an Eierstockkrebs verstarb", so Professor Costa.

"Die molekulargenetischen Untersuchungen ergaben, dass diese Tochter kein erhöhtes Krebsrisiko hat, wohl aber ihre jüngere Schwester. Statt sich darüber zu freuen, machte die Frau sich Vorwürfe, warum es ihr besser ergeht als ihrer Mutter und ihrer Schwester." Ihr half erst eine antidepressive Behandlung.

Männer verdrängen Gedanken an Brustkrebs

Eine andere Erfahrung machte ein Patient aus Magdeburg. "Es handelte sich um einen Mann, der mit einer familiären Brustkrebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium zu uns kam", sagt die Diplom-Psychologin Josephine Uiffinger von der Psychosozialen Krebsberatungsstelle des Uniklinikums Magdeburg. Er wusste seit längerem, dass seine Schwester und seine Mutter Brustkrebs hatten und früh daran gestorben waren. Als er selbst erkrankte, machte er sich Vorwürfe, sein persönliches Risiko zu lange ignoriert zu haben.

Damit ist er kein Einzelfall: "Den Gedanken, selbst an Brustkrebs zu erkranken, verdrängen manche Männer", so Uiffinger. Übrigens: Die Kosten molekulargenetischer Untersuchungen werden - sofern sie ärztlich empfohlen und durchgeführt werden - von den gesetzlichen Kassen im vollen Umfang übernommen. "Schwieriger ist es manchmal bei Privatpatienten", sagt Prof. Zenker. "Da behält sich der Versicherer vor, unabhängig vom Vorliegen anerkannter Indikationskriterien, eine Kostenübernahme für relativ aufwändige genetische Untersuchungen vorab zu prüfen." Wer indes eigenständig frei im Internet angebotene Gentests machen lässt, der bekommt die Kosten auch von den gesetzlichen Kassen nicht erstattet.

Wegen der Unvollständigkeit dieser Analysen, aber auch im Hinblick auf die dabei fehlende ausführliche Beratung stellen diese Angebote keine Alternative dar, so Prof. Zenker.