1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Wenn Großeltern ihre Enkel nicht sehen dürfen

Familienhaus Magdeburg bietet Hilfe zur Selbsthilfe an Wenn Großeltern ihre Enkel nicht sehen dürfen

Von Karolin Aertel 04.02.2010, 05:52

Magdebug. Haben Großeltern ein Recht auf ihre Enkelkinder ? " Ja haben sie ", sagt Sonja Kaufholz, Fachanwältin für Familienrecht in Magdeburg. Es ist eine Frage, die ihr seit einiger Zeit häufiger gestellt wird. Im Zuge von Trennungen und Scheidungen wird Großeltern immer öfter der Umgang mit ihren Enkelkindern verweigert. Oma und Opa stehen dem scheinbar hilflos g egenüber.

Es ist der Paragraf 1685 des Bürgerlichen Gesetzbuches, der den Umgang eines Kindes mit anderen Bezugspersonen regelt. Vorausgesetzt der Umgang diene dem Wohl des Kindes. Und genau da liegt das Problem. Es gibt keine pauschale Faustformel, die das Wohl des Kindes definiert. " Was dem Kind gut tut, ist immer eine Einzelfallentscheidung ", gibt Sonja Kaufholz zu verstehen. Faktoren wie Entwicklungs- und Bindungsgrad spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Folglich gibt es kein generelles Recht darauf, die Enkelkinder sehen zu dürfen.

" Der Weg zum Gericht sollte immer der letzte Ausweg sein ", betont die Familienanwältin. Das Jugendamt oder Organisationen wie die Caritas können ebenso helfen. Rückhalt finden Betroffene auch bei der 2002 gegründeten " Bundesinitiative Großeltern " ( BIGE ), die sich unter anderem mit regionalen Initiativgruppen für den Kontakt zwischen Großeltern und Enkelkindern einsetzt. Seit wenigen Monaten gibt es nun auch in Sachsen-Anhalt einen BIGE-Kooperationspartner – das Familienhaus Magdeburg. Ziel dieser Initiativgruppe ist es, Ansprechpartner zu vermitteln und eine Plattform zum Erfahrungsaustausch zu bieten. " Dabei geht es nicht um eine Rechtsberatung, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe ", so Familienhaus-Mitarbeiter

Torsten Giefers.

Aufmerksam geworden sei man bereits im vergangenen Jahr. Das Familienhaus, das auch begleiteten Umgang zwischen Vätern und Kindern betreut, sei zunehmend nach derartigen Angeboten für Großeltern gefragt worden, so Giefers. Den endgültigen Entschluss fasste der Verein, als der Termin eines Treffens zwischen Vater und Kind im Zuge des begleiteten Umgangs sich mit dem Geburtstag des Kindes überschnitt und es Herzenswunsch von Enkel und Oma war, diesen Tag gemeinsam zu verbringen. " Das war sehr emotional ", erklärt Giefers.

Doch warum sind Oma und Opa eigentlich so wichtig im Leben der Enkelkinder ? Großeltern können die " familiäre Feuerwehr " sein, wenn es zuhause " brennt ". Lassen sich die Eltern scheiden, können Kinder durch sie weiterhin familiäre Kontinuität erfahren, was für die Entwicklung eines Kindes förderlich ist.

" Kinder können zwar auch ohne Großeltern leben, aber ihr Leben wird ärmer und schwieriger sein ohne sie ", erklärt Prof. Dr. Urs Fuhrer, Leiter der Abteilung Entwicklungsund Pädagogische Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. " Je kleiner die Kernfamilie ist, desto dringender sollte sie sich mit anderen geliebten und vertrauten Menschen umgeben, die entlasten, trösten und ausgleichen können. "