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Autobahn 14 20 Hektar für den Ziegenmelker

2017 soll der Weiterbau der A 14 Richtung Lüderitz beginnen. Neue Planungen sind eingereicht.

Von Jens Schmidt 18.02.2016, 00:01

Magdeburg l Die Unterlagen wurden jetzt ans Bundesverwaltungsgericht Leipzig geschickt. Die Planung war dafür schon 2012 fertig – doch der Umweltverband BUND und zwei Privatpersonen hatten gegen diesen wie auch den sich anschließenden Abschnitt Colbitz – Dolle geklagt. Das Land verlor 2014 im Falle Colbitz – Dolle, das Verfahren zur Etappe Dolle – Lüderitz wurde auf Eis gelegt. Die Bundesrichter gaben den Planern umfangreiche Hausaufgaben auf. Es ging vor allem um Ziegenmelker, Holzkäfer, Lärm, die Bundeswehr und Stickstoff. Der Reihe nach.

Nach aktueller Zählung leben im Vogelschutzgebiet der Heide 336 Brutpaare des Ziegenmelkers. Das Tier gilt als lärmempfindlich. In der Nähe der geplanten Autobahn leben 4 Paare, zwei von ihnen könnten eventuell vergrämt werden, wie es fachdeutsch heißt. Vor Gericht hatte der BUND mit Erfolg eingewandt, dass aber die ebenfalls in der Heide geplante Bundeswehr-Übungsstadt Schnöggersburg weiteren Lärm verursachen und weitaus mehr Tiere vertreiben könnte.

Da die Übungsstadt aber noch nicht fertig ist, können die Landesplaner auch heute noch nicht genau sagen, wie sich die Bundeswehr mit dem Tier verträgt. Um weitere juristische Konflikte zu vermeiden, haben die Planer nun ein Friedensangebot gemacht: "Wir haben vorsorglich 20,5 Hektar zusätzliche Fläche für den Ziegenmelker ausgewiesen", sagt Verwaltungsjurist Christoph Seiler von Planungsstab.

Das Areal liegt auf dem Truppenübungsplatz zwischen Uchtspringe und Lüderitz, aber weit genug weg von Autobahn, Übungsstadt und Lärm, sagt Straßenplaner Jörg Przesang. Noch steht dort ein Wald. Da der Ziegenmelker als Bodenbrüter eine offene Heidelanschaft bevorzugt, werden Bäume gefällt.

In Autoabgasen steckt Stickstoff, der von den Pflanzen aufgenommen wird. Da die Heide von Natur aus stickstoffarm ist, könnte das zum Problem werden. Die Planer haben nun festgelegt, dass die Heide-Wiesen künftig öfter, nämlich alle zehn Jahre, gemäht werden. So kommt der in den Gräsern gespeicherte Stickstoff aus dem Gebiet heraus. Derzeit werden die Heide-Wiesen im Schnitt alle 12 bis 13 Jahre gemäht.

Die geschützten Käferarten Eremit und Heldbock legen ihre Eier gern unter der Rinde alter Eichen ab. Um die Larven zu schützen, hatten die Planer bestimmt, dass betroffene Baumstämme während der Bauarbeiten in andere Gebiete geschafft werden. Das Gericht monierte jedoch, dass während der Umzugsaktion bis zu einem Drittel der Larven umkommen kann. Für geschützte Tiere gilt nämlich ein Tötungsverbot. Ausnahmen davon müssen umfassend begründet werden. Was die Planer nun taten. „Bislang wurden zwar noch keine Brutbäume gefunden, aber höchst vorsorglich wird dennoch eine Ausnahme-Begründung vorgelegt“, sagt Jurist Seiler.

Wie geht es weiter? Das Verkehrsministerium hofft, dass noch in diesem Jahr der Fall Dolle – Lüderitz vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt wird. Die überarbeiteten Pläne des Nachbar-Abschnitts Colbitz – Dolle liegen derzeit öffentlich aus. Sollte nach Ablauf der Frist Ende März niemand dagegen klagen, und sollte das Land den anderen Fall, also Dolle – Lüderitz gewinnen, dann kann ab 2017 gebaut werden. Da beide Etappen zusammenhängen, geht es nur voran, wenn es für beide juristisch grünes Licht gibt. Ab 2019/2020 könnten dann die Autos rollen.