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AfD-Politiker Tillschneider verunglimpft Christen

AfD-Abgeordneter Hans-Thomas Tillschneider stellt eine katholische Organisation in einen Zusammenhang mit einem „Bordell“.

27.05.2016, 17:21

Magdeburg l Knapp drei Wochen nach seinem Auftritt auf einer Pegida-Kundgebung in Dresden hat der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider für einen weiteren Eklat gesorgt. Tillschneider wirft dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vor, eine „zügellose Massen-einwanderung" zu fördern und sich damit gegen „die Schöpfung" zu erheben. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er: „Völker sind Gedanken Gottes; niemand hat das Recht, sie bis zur Unkenntlichkeit zu entstellen." Tillschneider stellt das ZdK außerdem in einen Zusammenhang mit einem „Bordell".

Zuvor hatte das ZdK beschlossen, AfD-Politiker nicht zu Podien auf dem Deutschen Katholikentag in Leipzig einzuladen. Angesichts der vielfach menschen-verachtenden Thesen des AfD-Führungs-personals sei eine sachliche inhaltliche Auseinandersetzung nicht möglich, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Er wandte sich gegen „die Unheilspropheten unserer Zeit".

Tillschneider spielt in der Landes-AfD eine zunehmend wichtigere Rolle. Erst voriges Wochenende war er in den Landesvorstand gewählt worden. Er ist Sprecher der Patriotischen Plattform auf dem rechten Flügel der AfD.

Auf Anfrage der Volksstimme verteidigte der 38-Jährige seine Aussagen. Er lehne es ab, dass „die verschiedensten Kulturen dieser Welt zu einem grauen Einheitsbrei verschmelzen" würden. Die katholische und die evangelische Kirche seien „vollkommen dem linksliberalen Zeitgeist" verfallen, so Tillschneider. Den Katholikentag bezeichnete er als „Hippie-Spektakel".

André Poggenburg, Landes-  und Fraktionschef, stützt Tillschneider. „Das ist die Meinung der AfD", sagte er der Volksstimme. Es sei nicht im Sinne des Christentums, wenn sich „Völker in Multi-Kulti auflösen" würden. „Sonst würden wir uns in gelebtem Kommunismus wiederfinden", so Poggenburg. „Das wollen wir nicht. Wir wollen nicht alles miteinander vermischen."

AfD-Bundeschefin Frauke Petry ließ eine Volksstimme-Anfrage unbeantwortet. Ihr Verhältnis zu Tillschneider ist angespannt. Beide saßen eine Zeit gemeinsam im Landesvorstand der AfD Sachsen. Nach Tillschneiders Auftritt bei einer Pegida-Demo in Dresden hatte Petry der AfD in Sachsen-Anhalt „unprofessionelles und unkollegiales Verhalten" vorgeworfen. Sie sprach von einem „bewussten Affront".

Ein Sprecher des katholischen Bistums Magdeburg sagte zu Tillschneiders Einlassungen: „Eigentlich sind diese Äußerungen so platt, dass sich jeder Kommentar verbietet. Ich frage mich allerdings, woher Herr Tillschneider sein theologisches Wissen über die Schöpfung Gottes bezieht. Es ist hanebüchen. Wenn man seiner Argumentation folgt, waren Adam und Eva vermutlich Völker."

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Pähle sagte: „Wir wissen nicht, ob sich der Mann besser in Bordellen oder in Nonnenklöstern auskennt. Aber eines ist klar: Von Hass versteht er etwas, von Nächstenliebe nichts."

Linken-Landeschefin Birke Bull erklärte: „Das ist Rassismus pur. Die AfD lässt die Hüllen fallen."  Tillschneiders Aussagen seien zudem „theologischer Quark".

Die Grünen-Landeschefin Cornelia Lüddemann sagte: „Ich bin entsetzt." Wer eine der größten Glaubensgemeinschaften in Deutschland derartig diskreditiere, habe absolut nichts mit „ur-deutschen Werten" wie der Würde des Menschen oder der Meinungs- und Religionsfreiheit gemein.

Der Landeschef der CDU, Thomas Webel, wollte sich nicht äußern.