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Autobahnen Lkw-Unfälle nehmen drastisch zu

Die Zahl der Lkw-Unfälle auf Autobahnen ist in den ersten fünf Monaten in Sachsen-Anhalt von 671 auf 784 gestiegen, häufig am Stauende.

Von Matthias Fricke 07.07.2016, 01:01

Magdeburg l Ein polnischer Lkw ist am Mittwoch auf der Autobahn 2 in Höhe Rasthof Börde offenbar ungebremst auf einen am Stauende in Schrittgeschwindigkeit fahrenden Sattelzug gefahren. Durch die Wucht des Aufpralls trennte sich das Fahrerhaus vom Auflieger und wurde über die Leitplanke auf den Grünstreifen geschleudert. Der 44-Jährige Fahrer konnte von der Feuerwehr nur noch tot geborgen werden. Wegen der Bergung blieb die Autobahn Richtung Berlin etwa acht Stunden voll gesperrt. Der Stau, an dessen Ende der Unfall passierte, war durch einen Zusammenstoß zweier Lkw an einer Baustelle entstanden.

Allein auf der A  2 hat es in diesem Jahr bereits 300 Lkw-Unfälle gegeben, sagte am Mittwoch Doreen Günther von der Autobahnpolizei Börde. Es sei aber der erste Tote in diesem Jahr auf dieser Strecke.

Landesweit stieg die Zahl der Lkw-Unfälle in den ersten fünf Monaten dieses Jahres insgesamt von 4122 auf 4336, davon auf Autobahnen von 671 auf 784.

Die häufigsten Unfälle gab es laut einer Analyse im vergangenen Jahr im Stau und an dessen Ende. Die meisten Lkw seien inzwischen zwar schon mit modernen Notbremssystemen (AEBS) ausgerüstet, viele Fahrer würden diese aber auf der Autobahn einfach ausschalten, sagt Polizeioberrat Marco Weigelt, Verkehrsreferent im Innenministerium. Das habe eine Untersuchung der Polizei in Niedersachsen ergeben.

Der Grund für das Abschalten: Beim Überholen eines anderen Brummis fahren die Lkw in dessen Windschatten, um „Anlauf“ für das Überholen zu nehmen. Das Notbremssystem würde dann aber bei zu niedrigem Abstand automatisch die Geschwindigkeit senken. „Wenn beim abgeschalteten AEBS auch noch der Tempomat eingeschaltet bleibt, kann es zu den schweren Unfällen kommen“, so Weigelt.

Das AEBS ist für Neu-Lkw laut einer EU-Vorschrift bereits seit einem Jahr Pflicht, für alle anderen ab 2018. Nur eingeschaltet muss es nicht sein, das sieht die EU-Regelung nicht vor. Die Polizei könne dies deshalb auch nicht ahnden, so Weigelt.

Sollte die Polizei einen Abstandsverstoß feststellen, kostet dieser bis zu 320 Euro. Es gilt die Regel „halber Tacho“. Das bedeutet: Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h sollte der Abstand mindestens 40 Meter betragen. Lkw müssen bei mehr als 50 km/h mindestens 50 Meter Abstand halten.