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Forschung Eine Treppe für die Fische im Süden

Wasserkraft gewinnt auf der Südhalbkugel an Bedeutung. Magdeburger erforschen, was das für Fische bedeutet.

Von Claudia Heinrichs 10.04.2016, 06:00

Magdeburg l Die Nutzung von Wasserkraft gewinnt für die Länder der Südhalbkugel zunehmend an Bedeutung. Der Boom trägt aber zur Stückelung der Flüsse bei. Die Folge: Die Wanderrouten vieler Fische werden blockiert. Die Hochschule Magdeburg-Stendal forscht mit an Alternativen. Im Forschungsprojekt „Keepfish“ entwickeln Biologen und Ingenieure aus Europa, Südamerika, Australien und Neuseeland deshalb Empfehlungen für die Dimensionierung von Fischpässen auf der Südhalbkugel. Auch die Hochschule Magdeburg-Stendal ist beteiligt.

Chile, Brasilien und Neuseeland zählen zu den globalen Hotspots der Wasserkraftentwicklung. Gleichzeitig sind sie Heimat einiger der am wenigsten untersuchten Fischgemeinschaften der Welt: „In Europa gibt es inzwischen einiges Know-how – von biologischer als auch von ingenieurwissenschaftlicher Seite – auf dem Gebiet der Fischwanderung”, erläutert Dr. Bernd Ettmer, Professor für Wasserbau an der Hochschule Magdeburg-Stendal und Mit-Initiator von Keepfish, vereinfacht gesagt einem Projekt zum Bau von Fischtreppen speziell für die Fischvorkommen auf der Südhalbkugel. „Die Fischspezies auf der Südhalbkugel unterscheiden sich allerdings stark von denen auf der Nordhalbkugel. Mit unseren Bemessungsansätzen kommen wir da nicht weit.“ So seien Fischpässe bzw. -treppen traditionell für schwimmstarke Arten dimensioniert und damit für die eher schwimmschwachen Arten der südlichen Hemisphäre nicht anwendbar.

In dem EU-geförderten Projekt sollen bis 2020 im Austausch von Biologen und Ingenieuren aus Großbritannien, Deutschland, Dänemark, Chile, Australien, Brasilien und Neuseeland das bestehende Know-how und die gesammelten Erfahrungen für die südliche Hemisphäre und die Anforderungen der dort heimischen Fischarten adaptiert werden.

Dazu sind Forschungsaufenthalte an den Partnereinrichtungen geplant, Workshops, die Erstellung von Publikationen und die Teilnahme an Kongressen sowie Treffen vor Ort, um die vorliegenden Problemstellungen zu besprechen, Projekte zu begutachten und Untersuchungen anzustellen. Der Erfahrungs- und Wissensaustausch soll in Empfehlungen für die jeweiligen Regierungen münden.

Zustande gekommen ist das Projekt auf Initiative von Dr. Oscar Link, Professor für Hydraulik an der Universität in Concepción. Bereits seit 2010 arbeiten die Magdeburger mit der chilenischen Hochschule im Bereich Wasserbau zusammen. Ettmer und sein Team an der Hochschule Magdeburg-Stendal haben bereits verschiedene Vorhaben im Bereich Wasserkraft, Wehranlagen und Fischaufstiegsanlagen begleitet. Federführend an Keepfish beteiligt ist zudem die Coventry University in Großbritannien.